Nein gibt «nötigen zeitlichen Spielraum» für neue Energiepolitik
Bern – Wirtschafts- und Interessenverbände sind erfreut über die «klare Ablehnung der Atomausstiegsinitiative». Economiesuisse interpretiert das Nein als Votum für eine sichere Stromversorgung und eine starke inländische Energieproduktion.
An diesen Eckwerten müsse sich die Energiepolitik der Schweiz auch zukünftig orientieren, teilte der Wirtschaftsdachverband mit. Ein Umbau der Schweizer Energieversorgung müsse aus Sicht der Wirtschaft flexibel und mit marktwirtschaftlichen Instrumenten angegangen werden.
Das Nein verschaffe der Schweiz nun den nötigen zeitlichen Spielraum, um die anspruchsvolle Neuausrichtung der Energiepolitik aufzugleisen. Über seine Haltung zur Energiestrategie 2050 äusserte sich der Verband nicht.
Haltung zur Energiestrategie offen
Weder er noch der Schweizerische Gewerbeverband (sgv) unterstützen die Unterschriftensammlung der SVP für ein Referendum. Wie sich die Verbände im Abstimmungskampf positionieren werden, ist noch offen, aber entscheidend für den Ausgang einer allfälligen Abstimmung. Bei economiesuisse fällt der Entscheid im Januar, wie Präsident Heinz Karrer auf Anfrage erklärte.
Auch beim sgv sind die Würfel noch nicht gefallen. «Wenn es nach mir ginge, stiegen wir nicht aus der Atomenergie aus, oder zumindest so spät wie nur möglich», sagte sgv-Präsident und SVP-Nationalrat Jean-François Rime (FR) der Nachrichtenagentur sda. Aber der Entscheid werde innerhalb des sgv kollegial gefällt, und der Ausgang sei offen.
Auch der sgv freute sich über die «deutliche Abfuhr» für die Initianten der Atomausstiegsinitiative. «Die ganze Welt weiss, dass die Schweiz aus der Atomenergie aussteigen wird», sagte Rime. Die Schweizer hätten aber begriffen, dass dies nicht kurzfristig möglich sei. Nun könne der Ausstieg geordnet stattfinden.
In einer Mitteilung hielt der sgv fest, dass das Schweizer Volk sich habe für die «Sicherheit und für die Klimaneutralität des Schweizer Strom-Mix entschieden» habe.
Interessenverbände froh um Nein
Anders als economiesuisse und sgv unterstützt GastroSuisse das SVP-Referendum gegen die Energiestrategie 2050. Entsprechend erfreut zeigte sich der Verband über das Abstimmungsresultat: «Das Gastgewerbe kann aufatmen, denn die negativen Folgen einer Sofortabschaltung der Kernkraftwerke sind abgewendet.»
Auch der Hauseigentümerverband (HEV) ist froh, dass mit dem Nein ein grosser volkswirtschaftlicher Schaden abgewendet wurde und ihre bisherige Autonomie in der Stromversorgung beibehalten kann. «Der HEV Schweiz ist überzeugt davon, dass der Umbau der Schweizer Stromversorgung genügend Zeit braucht und langfristig geplant werden muss. (awp/mc/upd/ps)