US-Schluss: Dow rückt 0,5% auf 18’904 Punkte vor
New York – Die Aussicht auf bald steigende Zinsen hat den US-Börsen am Donnerstag Auftrieb gegeben und den S&P-500-Index nahe seinem Rekordhoch schliessen lassen. Vor allem Finanzwerte profitierten. Janet Yellen, die Vorsitzende der US-Notenbank Fed hatte erstmals klar signalisiert, dass es im Dezember einen Zinsschritt geben könnte. Ein Bündel frischer Wirtschaftsdaten stützte diese Erwartung. Unter anderem war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe auf den tiefsten Stand seit 43 Jahren gefallen und im Oktober gab es so viele Wohnungsbaubeginne wie zuletzt 1982.
Der den breiten Markt widerspiegelnde S&P 500 gewann 0,47 Prozent auf 2187,12 Punkte. Damit fehlen ihm weniger als 7 Punkte bis zu seiner Mitte August erreichten Bestmarke. Der Dow Jones Industrial schloss mit plus 0,19 Prozent auf 18’903,82 Punkten knapp unter seinem kurz zuvor erreichten Tageshoch. Dabei war der US-Leitindex fast den gesamten Handelsverlauf nicht vom Fleck gekommen. Er hat allerdings wegen der Präsidentschaftswahl in den vergangenen acht Handelstagen bereits einen beachtlichen Rekordlauf hinter sich. Der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 gewann am Donnerstag 0,72 Prozent auf 4826,58 Punkte.
Yellen sagte vor einem Kongressausschuss in Washington, dass eine Zinsanhebung «relativ bald» angemessen sein könnte und betonte darüber hinaus die Bedeutung einer unabhängigen Geldpolitik. Zudem will die Fed-Chefin trotz der im Wahlkampf scharfen Attacken durch den künftigen US-Präsidenten Donald Trump ihre volle Amtszeit absolvieren.
Die meisten Unternehmensbilanzen zum dritten Quartal fielen hingegen überwiegend ernüchternd aus. Der weltgrösste Einzelhändler Wal-Mart gab für das dritte Quartal einen deutlichen Gewinnrückgang bekannt, enttäuschte vor allem aber umsatzseitig. Die Aktien büssten im Dow 3,08 Prozent ein.
Härter noch traf es die Aktien von Cisco, die am Dow-Ende um 4,81 Prozent absackten. Der US-Netzwerkriese musste im vergangenen Quartal Abstriche bei Gewinn und Umsatz machen und enttäuschte die Anleger zudem mit seinem Geschäftsausblick
Zu den Spitzenwerten im Leitindex zählten mit plus 1,66 Prozent die Papiere von Microsoft nach einer Kaufempfehlung der Investmentbank Goldman Sachs. Gewinne waren zudem vor allem im Finanzsektor zu sehen, der wohl am deutlichsten von steigenden Zinsen profitieren dürfte. Im Dow gehörten neben Goldman auch JPMorgan und Visa zu den grössten Gewinnern, im S&P-100-Index waren es etwa Morgan Stanley, US Bancorp oder auch die Bank of America.
Darüber hinaus zog vor allem noch die Aktie des Unterhaltungselektronik-Händlers Best Buy nach einer überzeugenden Ergebnisentwicklung im abgelaufenen Quartal Aufmerksamkeit auf sich. Sie gewann fast 14 Prozent.
Der Euro setzte seine Talfahrt bis zum Handelsschluss an der Wall Street fort und wurde zur Schlussglocke mit 1,0628 US-Dollar gehandelt. Yellens Aussagen hatten dem Dollar wieder einen Schub verliehen. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0717 (Mittwoch: 1,0702) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9331 (0,9344) Euro. Am US-Rentenmarkt büssten richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen 15/32 Punkte auf 97 16/32 Punkte ein rentierten mit 2,28 Prozent. (awp/mc/upd/ps)