CS steht noch am Anfang der Strategieumsetzung
Zürich – Die Credit Suisse hat im dritten Quartal im anhaltend schwierigem Umfeld einen kleinen Gewinn erzielt. Allerdings steht weiterhin der Konzernumbau im Vordergrund: Bei der Umsetzung der vor gut einem Jahr neu definierten Strategie wurden zwar weitere Fortschritte gemacht; die Entwicklungen bei der Grossbank werden jedoch noch längere Zeit mit Ungewissheit behaftet sein. Bereits am Investorentag Anfang Dezember steht ein Update zu Kostenplänen und zur Abwicklungseinheit an. Die Aktie gibt am Donnerstag stark ab.
In den Monaten Juli bis September habe sich die CS weiter auf eine disziplinierte Umsetzung der Strategie konzentriert, sagte CEO Tidjane Thiam am Donnerstag. Die bereits positiven Tendenzen aus dem Vorquartal hätten sich verstärkt. Die Grossbank stehe aber noch am Anfang, und die angestossenen Massnahmen müssten noch weitergehen: «Die Investoren wollen wissen, ob die Strategie auch langfristig aufgeht», so der Konzernchef. Er selbst gab sich davon überzeugt.
CS sieht sich beim Sparen auf Kurs
Wie alle Grossbanken muss die Credit Suisse – wegen zurückhaltenden Kunden und rückläufigen Erträgen – vor allem mehr sparen. Dabei sieht sie sich auf Kurs: Beim grössten Kostenfaktor, dem Personal, wurde das Ziel für das laufende Jahr Anfang November bereits fast erreicht, wie es heisst. Per Ende September wurden zudem bereits höhere Netto-Kosteneinsparungen – allerdings bereinigt – erreicht als für das laufende Jahr angestrebt.
Jedoch fiel der Geschäftsaufwand mit 5,12 Mrd CHF deutlich über den durchschnittlichen Prognosen von Analysten aus und lag auch über den Vergleichsquartalen. Ein Update zum Kostenplan soll es am Investorentag am 7. Dezember geben.
Update am Investorentag
Für das Gesamtjahr rechnet Finanzchef David Mathers zudem mit weniger Restrukturierungskosten als noch in Aussicht gestellt. Weiter wurde bereits ein Grossteil der für 2016 angestrebten Veräusserungen im Umfang von 1 Mrd CHF erreicht.
Äusserst zufrieden gab sich das Management zudem mit der weiteren Abwicklung nicht-strategischer Einheiten. Der im dritten Quartal erreichte Risikoabbau in der Abwicklungseinheit sei bemerkenswert, betonte Mathers. Und für den anstehenden Investorentag stellte er auch für die sogenannte Strategic Resolution Unit eine Anpassung der Guidance in Aussicht.
Kapitalisierung verbessert
Unter dem Strich hat die Bank auch die Kapitalisierung, um die es mit Blick auf vergleichbare Institute schlechter bestellt ist, verbessert: Per Ende September stieg die harte CET1-Kernkapitalquote mit 12% ans oberste Ende der Ziel-Bandbreite für Ende Dezember 2016. Diese soll aber nicht nach oben angepasst werden, was auch im Zusammenhang mit noch offenen Rechtsfällen steht.
Letztere bieten der Grossbank grosses Unsicherheitspotential: Dabei dürfte insbesondere die erwartete Höhe einer wahrscheinlichen Busse im US-Hypothekenfall (RMBS) von Bedeutung sein. Spekulationen zufolge ist die CS derzeit in Vergleichsverhandlungen mit dem US-Justizministerium, was das Management allerdings nach wie vor nicht kommentiert. Im dritten Quartal fielen zusätzliche Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten von netto 357 Mio an. Auch schätzt die Bank die möglichen Verluste, die nicht mit den Rückstellungen abgedeckt sind, neu auf bis zu 2,6 Mrd CHF ein – nach zuvor bis zu 2,1 Mrd CHF.
Kleiner Quartalsgewinn
Trotz aller Fortschritte: Die Gewinnzahlen waren im Berichtsquartal stark rückläufig. Der Vorsteuergewinn lag bei 222 Mio CHF und Reingewinn noch bei 41 Mio CHF.
«Aus unserer Perspektive sind die Ergebnisse unbestreitbar gut», sagte Thiam. So hätten alle Divisionen ein positives Ergebnis erzielt. Die Swiss Universal Bank schloss etwa mit einem Vorsteuergewinn deutlich über den Schätzungen von Analysten ab. Hier spielten allerdings auch Gewinne aus Immobilienverkäufen von 346 Mio CHF mit hinein.
Zudem verbuchte die für die Credit Suisse strategisch wichtige Division Abflüsse in der Vermögensverwaltung. Und ein stabiler Zinserfolg stand saisonal bedingt niedrigeren Transaktionsvolumen gegenüber. Die zuvor kommunizierten Pläne bezüglich des Teil-IPO der Schweiz-Einheit bis Ende 2017 wurden indes bestätigt. Insgesamt zog die Vermögensverwaltung in den Kerndivisionen der Gruppe beachtliche 9,2 Mrd CHF Netto-Neugelder an.
Andere Bereiche – zum Beispiel das Aktiengeschäft in Global Markets – waren dagegen enttäuschend. Geringe Handelsaktivität und begrenzte Tätigkeit am Primärmarkt in Europa hätten belastet. «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, sind jedoch gut aufgestellt, um unter schwierigen Marktbedingungen unsere wichtigsten Ziele umzusetzen – die Kosten zu senken, die Kapitalbasis zu stärken und ein profitables Geschäftswachstum zu fördern», so Thiam.
An der Börse standen die Titel stark unter Druck und verloren bis zum Handelsschluss 7,1% auf 12,32 CHF. Die Fortschritte, die es durchaus gab, reichten für einen kurzfristigen Anstieg des Aktienkurses nicht aus, so ein Marktkommentar. (awp/mc/upd/pg)