ABB mit anhaltendem Abwärtstrend im Auftragseingang

ABB mit anhaltendem Abwärtstrend im Auftragseingang
ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)

Zürich – ABB kann die schon länger anhaltende Abwärtsspirale beim Auftragseingang nicht stoppen. Im dritten Quartal brach dieser im Vorjahresvergleich im zweistelligen Prozentbereich ein. Und ein rasches Ende des Gegenwinds aus den Abnehmermärkten ist nicht in Sicht. Immerhin stabilisierte sich der Umsatz im währungsbereinigten Vergleich mit dem Vorjahresquartal und die operative Gewinnmarge konnte wie in den sieben Quartalen davor dank den verschiedenen Sparprogrammen weiter verbessert werden. Ab kommendem Frühjahr arbeitet das Unternehmen mit einem neuen Finanzchef, was in Marktkreisen ebenso bedauert wird wie das schwache Ergebnis.

Der Bestellungseingang erreichte 7,53 Mrd USD, entsprechend einem um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse bereinigten Minus von 13%, wie ABB am Donnerstag mitteilte. Die wichtigen Basisaufträge verringerten sich dabei um 6%. Bei den Grossaufträgen verzeichneten alle Divisionen eine rückläufige Entwicklung.

Der Brexit habe grosse Verunsicherung gebracht, nicht nur in Grossbritannien, sondern in ganz Europa, sagte CEO Ulrich Spiesshofer an einer Telefonkonferenz zum Quartal. Er geht nicht davon aus, dass diese Phase schnell vorüber sein wird. Auch die US-Wahlen führt Spiesshofer für die kommenden Wochen als anhaltenden Grund für Zurückhaltung an. «Wann wir wieder wachsen werden, kann ich nicht vorhersagen, aber der Gegenwind aus den Märkten wird anhalten», so sein Fazit.

Ungewissheit über Power Grids-Sparte belastet
Zudem sei in der Division Stromnetze der Auftragseingang durch die Unentschlossenheit von Kunden im Vorfeld des Capital Markets Day (CMD) zusätzlich belastet worden. Den zweistelligen Rückgang des Auftragseingangs begründet ABB weiter mit zeitlichen Effekten bei der Vergabe von Grossaufträgen und mit Volumenrückgängen bei frühzyklischen Aufträgen. Insgesamt sei das dritte Quartal von erheblichen makroökonomischen Unsicherheiten geprägt gewesen.

Von den Hauptregionen erlitten Europa und Amerika deutlich zweistellige Einbussen bei den Aufträgen, während die Region Asien, Mittlerer Osten und Afrika ein moderateres Minus von 5% verzeichnete. ABB bezeichnete die Entwicklung in Asien als insgesamt «durchwachsen». Die starke Entwicklung des «Highlights Indien», wie es CEO Ulrich Spiesshofer formulierte, vermochte die Rückgänge in China und den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht zu kompensieren. Der CEO sieht aber hier einen Silberstreifen am Horizont. «Ich gehe davon aus, dass in China die Talsohle erreicht ist.»

Der Umsatz reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresquartal um 3% auf 8,26 Mrd USD, während sich auf bereinigter Basis eine stabile Entwicklung ergab. Der operative EBITA verzeichnete ein ähnlich leichtes Minus auf 1,05 Mrd USD. Dies wird mit einem «ungünstigen Geschäftsmix» erklärt. Die operative EBITA-Marge legte dennoch gegenüber dem Vorjahr um 10 Basispunkte auf 12,6% zu. Der Reingewinn wiederum gab um 2% auf 568 Mio nach. Das Kostensenkungsprogramm «White Collar Productivity» ist laut Spiesshofer auf gutem Weg für die anvisierten Einsparungen von 1,3 Mrd USD, dies bei geringeren Kosten als ursprünglich gedacht.

Ausblick gibt kaum Hoffnung für rasche Besserung
Zum Ausblick hiess es wie immer in den vergangenen Quartalen, dass die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen auf ein uneinheitliches Szenario mit anhaltenden Unsicherheiten hindeuteten. Spiesshofer fügte dazu an, dass der Öl- und Gasmarkt schwierig bleiben werde, dass er aber die Entwicklung in der Region Indien sowie im Geschäftsfeld Robotics als «Highlights» sehe. Nachdem der CMD nun vorüber sei, habe er zudem «signifikante» Erwartungen mit Blick auf den Bestellungseingang der Division Power Grids.

Nokia-Finanzchef wechselt zu ABB
Weiter gab ABB einen Wechsel im Topmanagement bekannt. Von Nokia kommt per 1. April 2017 Timo Ihamuotila als neuer Finanzchef für den austretenden Eric Elzvik. Dieser meinte dazu, es sei für ihn persönlich nach 32 Jahren bei ABB das Richtige zu gehen. Der Entscheid sei aber gemeinsam mit Spiesshofer gefällt worden. Offenbar ging die Initiative für seinen Abgang also nicht von ihm aus.

An der Börse liessen die unter den Erwartungen ausgefallenen Zahlen die Aktie bis Börsenschluss um 6,6% absacken. Kritisch kommentiert wurden dabei nicht nur die Ergebnisse, sondern auch der Wechsel auf dem Posten des Finanzchefs. (awp/mc/pg)

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