Roche verfehlt Erwartungen ganz knapp – Sieht sich gut positioniert

Basel – Roche hat in den ersten neun Monaten 2016 seine Umsätze weiter gesteigert. Den eigenen Zielen wird der Pharmakonzern mit dem Wachstum zwar gerecht, die Erwartungen der Analysten verfehlt er aber knapp. Den Hauptgrund dafür sehen die Experten in etwas schwächeren Absatzzahlen bei zwei der wichtigen Medikamente.

Vor allem die beiden Medikamente Rituxan und Avastin seien den Erwartungen etwas hinterher gehinkt. Wie Roche in seiner Meldung vom Donnerstag mitteilt, ist der Umsatz von MabThera/Rituxan, das gegen häufige Formen von Blutkrebs, rheumatoide Arthritis und bestimmte Arten von Gefässentzündungen eingesetzt wird, um 3% gestiegen.

Blockbuster wachsen schwächer
Mit Avastin, das zur Bekämpfung von fortgeschrittenem Darm-, Brust-, Lungen-, Nieren-, Gebärmutterhals- und Eierstockkrebs sowie wiederkehrendem Glioblastom (einer Form von Hirntumor) eingesetzt wird, steigerte Roche den Umsatz um 1%. Dabei erzielten allein diese zwei Medikamente zusammen in den ersten neun Monaten einen Umsatz von gut 10,5 Mrd CHF.

Sie stehen damit für etwa ein Drittel der insgesamt 29,14 Mrd CHF, die Roche in den ersten neun Monaten in der Pharmasparte umgesetzt hat. Auf Konzernebene waren es 37,51 Mrd CHF, ein Plus von 6%. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) resultierte ein Wachstum von 4%. Knapp 8,4 Mrd CHF Umsatz wies die Diagnostics-Sparte aus. Sie hat damit um 7% (+7% kWk) zugelegt.

Neben den beiden Blockbustern trugen noch die Verkäufe der HER2+ Brustkrebs-Franchise, die aus den Mitteln Herceptin und Perjeta besteht, zum Umsatzwachstum bei. So legte der Perjeta-Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 31% auf knapp 1,4 Mrd CHF zu, während sich die Verkäufe von Herceptin auf 5,1 Mrd CHF beliefen (+5%).

Besonders deutliche Umsatzsteigerungen erzielte Roche auch noch mit Actemra/RoActemra gegen rheumatoide Arthritis. Aber auch Xolair und Esbriet, die ebenfalls zur Behandlung immunologischer Erkrankungen dienen, steigerten ihre Umsätze überdurchschnittlich.

Guter Start in Immun-Onkologie
Für das im Mai eingeführte Immun-Therapeutikum Tecentriq in der Indikation Blasenkrebs weist Roche für das dritte Quartal Erlöse von 77 Mio CHF aus. Davon entfielen 58 Mio CHF auf das dritte Quartal, womit die Konsens-Schätzungen um 58% übertroffen wurden. Seit Dienstagabend ist Tecentriq nun auch gegen eine bestimmte Form von Lungenkrebs in den USA als Zweitlinien-Therapie zugelassen. Mit der Lancierung kann Roche per sofort beginnen, wie der Pharma-Chef Daniel O’Day während einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärt.

Der Manager zeigt sich zuversichtlich, dass Roche sich auch auf diesem deutlich grösseren Markt mit seinem Mittel gegen die bereits aktive Konkurrenz durchsetzen werde. Er hebt dabei das breite Label von Tecentriq in der Lungenkrebs-Indikation hervor. «Wie die Daten der OAK-Studie gezeigt haben, hat Tecentriq unabhängig von der PD-L1-Expression Wirkung gezeigt, was ein klarer Pluspunkt ist», erklärt O’Day.

Pharma-Chef sieht Zukunft in Kombinations-Therapien
Noch wichtiger als die jetzige Zulassung sind dem Manager aber die zahlreichen Studien, die Roche aktuell betreibt und der Fokus, den der Konzern dabei vor allem auf Kombinations-Therapien legt. Für O’Day wird die Musik laut seinen Aussagen in dem noch vergleichsweise jungen Markt für Immun-Onkologie in Zukunft vor allem durch Kombinations-Therapien bestimmt werden. «Von den mehr als 50 Studien, die wir derzeit in der Onkologie betreiben, sind etwa 40 mit Kombinations-Therapien», untermauert der Manager seinen Standpunkt.

Mit Blick auf mögliche Gefahren durch Biosimilars zeigen sich beide, sowohl der Pharma-Chef als auch CEO Severin Schwan in der Konferenz wenig nervös. Erste Markteintritte von Biosimilar-Versionen für MabThera und Herceptin erwarten die Manager in der EU in der ersten Jahreshälfte 2017.

Natürlich werde es da zu Verschiebungen kommen, hatte Schwan bereits bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Sommer eingeschränkt. O’Day betont an diesem Donnerstagmorgen in diesem Zusammenhang nochmals die gut gefüllte Pipeline von Roche. Ziel dieser zahlreichen Studien sei es, über kurz oder lang die bisherigen Standard-Therapien zu modernisieren und damit einmal mehr einen Vorsprung zu gewinnen.

Verhaltene Marktreaktion
An der Börse sorgen die Zahlen und Aussagen derweil für kaum Bewegung. Die Genussscheine von Roche bewegen sich seit dem Vormittag in einer schmalen Spanne zwischen -0,3 und -0,2%. Gegen 16.20 Uhr notieren sie bei einem Stand von 233,30 CHF um 0,2% tiefer. Der Leitindex SMI gibt zeitgleich um 0,08% nach. (awp/mc/upd/ps)

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