Brics-Gipfel: Milliardendeals und Nachbarschaftsstreit

Brics-Gipfel: Milliardendeals und Nachbarschaftsstreit
Indiens Premierminister Narendra Modi (r.) mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin.

Neu Dehli – Auf dem zweitägigen Brics-Gipfeltreffen im indischen Bundesstaat Goa hat Gastgeber Indien milliardenschwere Rüstungs- und Ölgeschäfte mit Russland abgeschlossen. Zudem nutzte das Land den Gipfel, um seine regionalen Konflikte auf die Agenda zu setzen. Neben den Regierungschefs der Brics-Länder Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika waren noch acht weitere Staatschefs aus der Region geladen. Einzig Indiens Nachbarland Pakistan stand nicht auf der Gästeliste.

«Wir verurteilen die jüngsten Angriffe gegen einige Brics-Länder scharf», heisst es in der Abschlusserklärung. «Dazu gehören auch die Angriffe auf Indien.» Diese Passage bezieht sich besonders auf einen Anschlag auf eine indische Militärbasis in Kaschmir nahe der pakistanischen Grenze vor knapp einem Monat, bei dem 19 indische Soldaten starben. Indien wirft seinem Nachbarland Pakistan vor, die Angreifer ausgebildet und ausgerüstet zu haben.

Gemeinsame Ratingagentur bleibt auf der Agenda
Beim Thema einer gemeinsamen Ratingagentur haben die Brics-Länder nur kleine Fortschritte gemacht. Im Vorfeld des Gipfels war darüber spekuliert worden, dass die Brics-Länder ihren eigenen Mechanismus aufbauen wollen, um die Kreditwürdigkeit von Ländern und Unternehmen zu bewerten. Damit soll ein Gegengewicht zu den drei etablierten Ratingagenturen aus den USA gebildet werden. In der Abschlusserklärung hiess es jedoch lediglich, die Teilnehmer würden es begrüssen, wenn Experten sich weiter mit dem Thema beschäftigen und Vorschläge machen würden.

Gemeinsame Freihandelszone kommt nicht vom Fleck
Von einer gemeinsamen Freihandelszone sind die Länder noch weit entfernt. China hatte im Vorfeld des Treffens vorgeschlagen, das Thema auf die Agenda zu setzen. In die Abschlusserklärung schaffte es das Thema nicht.

Milliardenschwere Rüstungsdeals
Indien und Russland unterzeichneten am Rande des Gipfels insgesamt 16 Vereinbarungen, unter anderem in den Bereichen Rüstung, Raumfahrt und Stadtentwicklung. Kernstück der Rüstungsdeals ist die Lieferung von russischen Raketensystemen des Typs S-400 Triumph an Indien. Die Boden-Luft-Raketen haben eine Reichweite von rund 400 Kilometern und können gegen Kampfflugzeuge und Marschflugkörper eingesetzt werden.

Nach Angaben des Fernsehsenders NDTV sollen vier Systeme zum Preis von insgesamt 5,3 Milliarden Euro an Indien gehen. Zudem will Indien 200 Kampfhubschrauber vom Typ Kamov 226T sowie vier 11356-Fregatten kaufen, die jeweils in Indien produziert werden sollen. Grösste Ankündigung im zivilen Bereich war die Übernahme von Indiens zweitgrösster Ölfirma Essar Oil durch Russlands staatlichen Ölgiganten Rosneft und seine Partner für knapp zwölf Milliarden Euro.

Auch bei der Verkündung der Deals mit Russland teilte die indische Regierung einen Seitenhieb in Richtung Pakistan aus. «Wir wissen Russlands Verständnis und Unterstützung für unsere Aktionen im Kampf gegen grenzübergreifenden Terrorismus, der unsere gesamte Region bedroht, sehr zu schätzen», erklärte das indische Aussenministerium. Indien spielte damit auf eine Kommandoaktion der vorvergangenen Woche an, in der es nach eigenen Angaben mehrere terroristische Zellen auf dem Gebiet Pakistans mit «chirurgischen Schlägen» angegriffen und ausgeschaltet haben will. Pakistan behauptet jedoch, dass keine Operationen Indiens auf seinem Gebiet stattgefunden hätten. (awp/mc/pg)

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