Devisen: Britisches Pfund legt auf breiter Front zu
Frankfurt – Das britische Pfund hat am Mittwoch gegenüber vielen wichtigen Währungen deutlich zugelegt. Am Markt wurde dies mit einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg begründet. Demnach hat sich die britische Premierministerin Theresa May dazu bereit erklärt, das nationale Parlament über die Bedingungen des Brexit abstimmen zu lassen. Der Bericht dämpfte Anlegersorgen vor einem «harten» Brexit mit stark negativen Folgen für das Königreich.
Laut Bloomberg schränkt Regierungschefin May ihre Einwilligung zu einer Parlamentsabstimmung in zweierlei Hinsicht ein. Zum einen solle die Abstimmung nicht dazu führen, das Brexit-Votum der Bevölkerung nachträglich in Frage zu stellen. Zum anderen dürfe die Verhandlungsposition der Regierung nicht verwässert werden. Bisher plant die Regierung, die Austrittsgespräche mit der EU im März 2017 zu beginnen. Laut EU-Vertrag dürfen sie längstens zwei Jahre dauern.
Pfund legt zu – Beobachter skeptisch
Das britische Pfund legte in Reaktion auf den Bericht in der Nacht zu Mittwoch deutlich zu. Zeitweise beliefen sich die Gewinne zum US-Dollar und Euro auf fast zwei Prozent. Bis zum Vormittag schmolzen die Gewinne jedoch auf etwa ein Prozent zusammen. Auch zu anderen wichtigen Währungen wie dem japanischen Yen oder dem Schweizer Franken legte das Pfund zu.
Marktbeobachter nahmen den Bericht und die Gewinne des Pfund mit einer grossen Portion Skepsis auf. Eine positive Stimmungswende der Anleger gegenüber dem Pfund sei unwahrscheinlich, kommentierte Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital. Das zeige sich allein daran, dass das Pfund einen guten Teil seiner Übernachtgewinne wieder abgegeben habe. Eine merkliche Korrektur des harten Kurses von Regierungschefin May sei nicht zu erwarten.
Harte Regierungslinie
Die Kursgewinne des Pfund folgen auf starke Verluste insbesondere seit Anfang Oktober. Die Entwicklung gipfelte in einem blitzartigen Kurssturz des Pfund in der Nacht zum vergangenen Freitag, dessen Auslöser nach wie vor unklar ist. Seit dem überraschenden Brexit-Votum von Ende Juni hat das Pfund stark an Wert verloren. Zum amerikanischen Dollar betragen die Verluste 28 Cent oder gut zwanzig Prozent. Zum Euro fallen sie etwas geringer aus. Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank gab sich wenig zuversichtlich, dass der Sinkflug des Pfund mit den Zugeständnissen Mays gestoppt sein könnte.
Wichtigster Grund der grossen Anlegerskepsis gegenüber dem Pfund ist die zunehmend kompromisslose Haltung der britischen Regierung in dem geplanten Ausscheiden des Landes aus der Europäischen Union. Nicht nur, dass zuletzt der Eindruck entstanden ist, die Regierung nehme ein komplettes Ausscheiden aus dem EU-Binnenmarkt in Kauf. Auch hat sie ihre Position gegenüber in Grossbritannien beschäftigten ausländischen Arbeitskräften deutlich verschärft. (awp/mc/ps)