EU-Schluss: ESTX50 verliert 1% auf 3053 Punkte
Paris – Die Sorge vor unerwartet schnell steigenden Zinsen in den USA hat Europas Börsen am Freitag deutlich belastet. Mit dem regionalen Fed-Vorsitzenden von Boston, Eric Rosengren, hatte ein ranghoher amerikanischer Notenbanker vor den Gefahren einer zu langsamen geldpolitischen Straffung gewarnt. Höhere Zinsen würden jedoch Aktien gegenüber Anleihen weniger attraktiv erscheinen lassen.
Der EuroStoxx 50 büsste nach einem verhaltenen Auftakt schliesslich 0,98 Prozent auf 3053,20 Punkte ein, nachdem die tonangebende Wall Street den Leitindex der Eurozone immer weiter ins Minus gezogen hatte. Auffallend war dabei die am Freitag spürbar gestiegene Nervosität unter den Anlegern. Bereits am Donnerstag hatte die Europäische Zentralbank Erwartungen an weitere Lockerungen gedämpft und damit die Anleger enttäuscht. Auf Wochensicht gab das Börsenbarometer damit um 0,86 Prozent nach.
Der französische CAC-40-Index schloss am Freitag 1,12 Prozent tiefer bei 4491,40 Punkten. Für den britischen FTSE-100-Index ging es um 1,19 Prozent auf 6776,95 Punkte nach unten.
Im Branchenvergleich bildete der Index der Immobilienunternehmen mit minus 2,74 Prozent das Schlusslicht. Sie litten besonders unter der Aussicht auf schneller steigende Zinsen, da «Betongold» insbesondere in einem Umfeld niedriger Zinsen gefragt ist.
Demgegenüber favorisierten die Anleger Bankaktien: Der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 rückte um 0,30 Prozent vor. An der Spitze des FTSE 100 kletterten die Papiere der Royal Bank of Scotland um mehr als 2 Prozent nach oben.
Spitzenreiter im Eurozonen-Leitindex waren die Aktien des Konkurrenten Deutsche Bank mit einem Plus von gut vier Prozent. Sie profitierten von einem Bericht des «Manager Magazins». Demnach stehe die Bank kurz davor, gegen eine Milliardenbusse ihren mutmasslich grössten, noch ausstehenden Rechtsstreit mit US-Behörden aus dem Weg zu räumen.
Die Anteilsscheine der Unicredit sackten gegen den Branchentrend um rund anderthalb Prozent ab. Einem Bericht der «Financial Times» zufolge prüft die angeschlagene italienische Bank eine Kapitalerhöhung von bis zu 10 Milliarden Euro. Dies wäre angesichts des aktuellen Börsenwerts von nur noch 15 Milliarden Euro eine massive Massnahme. Die Bank lehnte eine Stellungnahme auf Anfrage der Zeitung ab. Zudem sollen die Vermögensverwaltungssparte Pioneer vollständig verkauft und ausfallbedrohte Kredite ausgelagert werden. (awp/mc/pg)