Schweizer Banken im beschleunigten Strukturwandel
Zürich – Der Strukturwandel im Schweizer Bankensektor hat sich weiter fortgesetzt, was sich auch in einer im vergangenen Jahr weiter schrumpfenden Zahl an Instituten ablesen lässt. Die voranschreitende Digitalisierung des Geschäfts und die als Folge der Finanzkrise angepassten Geschäftsmodelle hinterlassen ihre Spuren. Der Schweizer Bankensektor ist aber gut aufgestellt, um die sich bieten Chancen und Risiken des veränderten Umfelds zu meistern, so das Fazit des von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) am Donnerstag veröffentlichten Bankenbarometers 2016.
Im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl der in der Schweiz aktiven Banken um neun auf 266 Institute verringert; in den letzten 10 Jahren nahm die Zahl somit um 21% ab. Dabei gaben im vergangenen Jahr vor allem ausländisch beherrschte Banken – nämlich acht – ihre Geschäftstätigkeit auf.
Mangelnde Rentabilität bei Auslandsbanken
Dass sich vor allem Auslandsbanken aus der Schweiz zurückgezogen haben, erklärt sich gemäss Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik SBVg, mit deren mangelnden Rentabilität in der «neuen steuerkonformen Welt». An den Produkten und den Dienstleistungen könne es nicht liegen. Die seien weiterhin gefragt, wofür die auf dem Niveau vor Ausbruch der Finanzkrise verharrenden Kundenvermögen Beleg seien.
Der Strukturwandel hat auch Spuren beim Personalbestand (in Vollzeitäquivalenten) hinterlassen. Dieser nahm 2015 Geschäftsjahr um per Saldo 1’012 Stellen oder um 1,0% auf 103’041 ab. Während dabei Kantonalbanken, Raiffeisenbanken, Privatbankiers und die übrigen Banken insgesamt 1’432 zusätzliche Stellen schufen, bauten hingegen Auslandbanken (-2’036), Grossbanken sowie die Regionalbanken und Sparkassen zusammen 2’444 Stellen ab.
Personalabbau geht weiter
Und ein Ende des Personalabbaus ist noch nicht in Sicht. Denn im ersten Halbjahr 2016 waren im inländischen Bankensektor bereits wieder 3’454 Mitarbeitende weniger (-4,1%) beschäftigt, wie eine Umfrage der Bankiervereinigung im Sommer 2016 ergab. Im Ausland stellten Schweizer Banken dagegen netto mehr als 6’700 Personen ein.
«Der Rückgang im Inland könnte eine Auswirkung des Strukturwandels sein», meint Hess. Vermutlich seien im Zuge der Digitalisierung Stellen von den Banken ausgelagert worden. Das bedeute aber nicht, dass wegen der Digitalisierung notwendigerweise Stellen in der Schweiz verloren gehen würden. Viele der entlassenen Mitarbeitenden dürften bei Fintech oder banknahen Unternehmen landen, glaubt der Leiter Wirtschaftspolitik.
Personalabbau für 2016 bereits realisiert
Für den weiteren Verlauf des Jahres zeige sich die Beschäftigungstendenz stabil, so Hess weiter. «Offenbar wurde der für das Gesamtjahr vor allem von den Grossbanken geplante Stellenabbau bereits zum grösseren Teil im ersten Semester vollzogen», meinte Hess.
Trotzdem hat sich der Anteil der Banken, die mit einem Beschäftigungsabbau rechnen, gegenüber dem Vorjahr von 11,0% auf 11,7% leicht erhöht. Dieser Wert liege aber deutlich unter den Werten der Jahre 2012 bis 2014.
Operativ zeigen sich die Banken robust. 2015 steigerten sie den Geschäftserfolg um 5% auf 64,6 Mrd CHF und den Jahresgewinn erhöhten sie auf 15,8 Mrd, was mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von den 266 Banken erzielten 228 einen Jahresgewinn und 38 – davon mehrheitlich Auslandsbanken – einen Verlust.
Verlangsamtes Wachstum bei den Hypotheken
Per Ende 2015 verwalteten die Institute Vermögen in der Höhe von 6’567,6 Mrd CHF, was einer Abnahme von 1,3% entspricht. Der Rückgang basiert gemäss SBVg auf einem Rückgang der ausländischen Kundenvermögen und ist hauptsächlich auf einen Währungseffekt zurückzuführen. In der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung ist der Finanzplatz Schweiz gemäss Hess mit einem Weltmarktanteil von 25% weiter die Nummer 1
Das inländische Kreditvolumen stieg um 0,4% auf 1’076,4 Mrd CHF. Das Wachstum der inländischen Hypothekarkredite war 2015 mit 2,6% geringer als in den beiden Jahren zuvor (2013: +4,2%, 2014: +3,6%). «Das sieht nach einer perfekten Landung aus», sagte Hess. Diese dürfte auch den von den Banken getroffenen Massnahmen im Hypothekarbereich, darunter die Anpassungen der Selbstregulierungen, zuzuschreiben sein. (awp/mc/upd/pg)