In Deutschland steigt Konsumlaune trotz Terror und Brexit-Schock
Nürnberg – Die Stimmung der deutschen Konsumenten hat sich trotz jüngster Terroranschläge und des überraschenden Brexit-Votums in Grossbritannien wieder verbessert. Wie das Marktforschungsunternehmen GfK am Freitag mitteilte, stieg der Konsumklima-Indikator für September um 0,2 Punkte auf 10,2 Zähler. Damit erreichte der Stimmungsindikator den höchsten Stand seit Juni 2015. Damals hatte er bei ebenfalls 10,2 Punkten einen langjährigen Höchststand markiert.
Die Briten hatten am 23. Juni überraschend für einen Austritt des Königreichs aus der Europäischen Union gestimmt. Unmittelbar nach dem Brexit-Schock war das GfK-Konsumklima nach einer Umfrage im Juli noch leicht auf 10,0 Punkte gesunken. Volkswirte hatte beim aktuellen Umfrageergebnis mit einem unveränderten Wert gerechnet.
«Durch das Brexit-Votum sind mit Blick auf die Konsumstimmung keine nachhaltigen negativen Auswirkungen zu registrieren», kommentierte GfK-Experte Rolf Bürkl die Umfrageergebnisse. Derzeit deute vieles darauf hin, dass Grossbritannien den Antrag für den EU-Austritt wohl erst im kommenden Jahr stellen wird. «Da ist in den Augen von vielen Verbrauchern noch alles beim alten», sagte Bürkl.
Konjunkturerwartungen durch Brexit etwas gedämpft
Allerdings geht aus der aktuellen GfK-Umfrage hervor, dass die Konjunkturerwartungen der Verbraucher durch das Brexit-Votum etwas gedämpft wurden. Zuletzt hatte sich auch das Ifo-Geschäftsklima überraschend eingetrübt. Mehrere Experten gehen davon aus, dass der Brexit-Schock erst mit zeitlicher Verzögerung bei den Unternehmen angekommen ist. Nach Einschätzung des GfK-Experten Bürkl ist nicht auszuschliessen, dass es auch bei den Konjunkturerwartungen der Verbraucher einen weiteren Dämpfer geben könnte.
«Generell gilt aber bei der Konsumlaune: Die harten Fakten stehen klar im Vordergrund», fasste Bürkl die jüngsten Umfrageergebnisse zusammen. Vor allem die nach wie vor robuste Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt und jüngste Lohn- und Einkommenserhöhungen seien eine stabile Stütze für die Konsumlaune.
Auch die jüngsten Terroranschläge in Bayern haben die Konsumlaune nicht einbrechen lassen. «Die Anschläge haben keine nachhaltige Wirkung gezeigt», stellte Bürkl fest. Nach Einschätzung des Konsumforscher könnten sie aber die Verunsicherung im Hinblick auf die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung etwas verstärkt haben.
Einen weiteren Treiber für die Konsumlaune sieht die GfK in der vergleichsweise starken Rentenerhöhung vom Juli. «Die Rentenerhöhung stützt die Einkommenserwartungen und sorgt für einen deutlichen Kaufkraftzuwachs», sagte Bürkl. Im Westen der Bundesrepublik waren die die Bezüge der Ruheständler um 4,25 Prozent gestiegen, im Osten sogar um 5,95 Prozent. Fachleute sprechen vom grössten Rentenplus seit der Jahrhundertwende. (awp/mc/ps)