IHAG Marktkommentar: Neue Rekorde an den US-Börsen
Zürich – Die Börsen haben in der letzten Woche ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt, wenn auch mit vermindertem Tempo. Der S&P500 gewann 0.6% und schloss mit 2‘175 Punkten praktisch auf dem Allzeithöchst. Dem Markt halfen die Unternehmenszahlen, die mehrheitlich die Erwartungen erfüllten oder sogar übertrafen. In Europa stieg der Dax um 0.8% und der SMI beendete die Woche 0.5% höher. Die Aktien von ABB kletterten um 4.7%, währendem die Papiere von Swatch weiter erodierten (-4.2%).
An ihrer Sitzung von letzter Woche hielt die EZB an ihrer bisherigen Zinspolitik fest und es wurden keine neuen Stimuli in Aussicht gestellt. Der EUR/USD schwächte sich über die Woche leicht ab. Der EUR/CHF verharrt bei 1.08 und die SNB dürfte weiterhin mit Deviseninterventionen beschäftigt sein. Während sich die Marktteilnehmer auf den Brexit fokussierten, hat die chinesische Regierung den Yuan immer schwächer werden lassen. Seit Ende März hat der Yuan gegenüber dem USD 3.5% an Wert verloren. Diese Bewegung gilt es im Auge zu behalten, haben die Börsen doch vor einem Jahr aufgrund einer Yuan-Abwertung heftig korrigiert.
Bei den Zinsen gab es in der letzten Woche per Saldo wenig Veränderungen. Nach dem starken Rebound in der Vorwoche konsolidierten die Zinsen auf einem historisch immer noch sehr tiefen Niveau.
Der Ölpreis korrigierte etwa 4% und entfernt sich immer mehr von USD 50/bbl. In den USA werden wieder mehr Bohrtürme in Betrieb genommen, wie die Daten von Baker Hughes zeigen. Der seit dem 23. Juni wieder steigende Dollar-Index dürfte ebenfalls einen preisdämpfenden Einfluss haben. Auf der anderen Seite steigt die Benzinnachfrage. Der Goldpreis konsolidiert weiter, hat aber vom Jahreshöchst erst 3% verloren. Dies steht im Gegensatz zum Öl, welches mit 13% weit mehr korrigierte.
USA: Wahrscheinlichkeit für Zinserhöhung 2016 gestiegen
In dieser Woche steht die FOMC-Sitzung an, wobei keine Zinserhöhung erwartet wird. Seit Ende Juni sind jedoch die US-Wirtschaftszahlen meist über den Erwartungen ausgefallen, nachdem sie zuvor mehrheitlich enttäuschten und das Wachstum im 1. Quartal tief war. Damit ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung in 2016 wieder höher und folglich ist der USD fester. Wir denken, dass das Fed eine abwartende Haltung einnehmen wird und zuerst die Auswirkungen des Brexit abwarten will.
Gute Quartalszahlen von US-Unternehmen
Der US-Aktienmarkt bleibt stark und es gibt kaum Korrekturen. Dafür verantwortlich sind gute Quartalszahlen, wie z.B. jene von Microsoft (Wochengewinn: +5.3%), Qualcomm (+11.7%), aber auch Biogen (+10.6%). Daneben gibt es einzelne Enttäuschungen. Dazu gehört die Aktien von Netflix, dem Highflyer vom letzten Jahr, die nach den Preiserhöhungen niedrigere Abonnentenzahlen ausweisen musste. Die Aktie brach daraufhin um über 13% ein. Daneben dürfte der Money Flow ein weiterer Treiber ein. Weil Europa’s Börsen nicht vom Fleck kommen, lassen Investoren ihr Geld wieder vermehrt in die Amerikanischen Märkte fliessen. Wir sind der Ansicht, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Warten auf Resultate des Bankenstresstestes
In Europa werden am Freitag die Ergebnisse des Bankenstresstests erwartet. Im Fokus stehen dabei sicherlich die italienischen Institute mit ihren Bergen an faulen Krediten. Wie die italienischen Behörden ihre Banken EU-konform retten wollen, bleibt eine offene Frage. Solange diese Problematik aber auf dem Tisch liegt, ist ein nachhaltiger Aufwärtstrend an den Europa’s Börsen wenig wahrscheinlich. Der Investor wird sich aufs Stock-Picking beschränken müssen.
Bei den Einzeltiteln gefällt uns Qualcomm (QCOM). Diese Technologiefirma hatte lange Zeit Mühe ihre Patentansprüche gegen die wachsende Zahl chinesischer Smartphoneproduzenten durchzusetzen. Im letzten Quartal erhielt QCOM indes Nachzahlungen, worauf sich die Aktie mehr als 10% verteuerte. Qualcomm handelt aber immer noch 25% unter dem Höchst vom Jahr 2014. Was die Zukunftsaussichten anbelangt, forscht QCOM an 5G, dem Nachfolger des aktuellen Standards für den Mobilfunk. (IHAG/mc/pg)