Novartis-CEO Jimenez gibt sich kämpferisch
Novartis-CEO Joe Jimenez. (Foto.: Novartis)
Basel – Wenn alle mit schwachen Zahlen und einem Tiefpunkt rechnen, dann ist sogar Stagnation ein Erfolg. So in etwa kann man die Entwicklung von Novartis im zweiten Quartal zusammenfassen. Der Pharmakonzern liegt mit seinen Zahlen zwar teilweise unter den Vorjahreswerten, die durchschnittlichen Analystenerwartungen hat das Unternehmen zum Teil aber übertreffen können – denn die hatten noch Schlimmeres befürchtet.
Uneins sind sich die Marktteilnehmer allerdings bei der Bewertung des Gewinnausblicks. Denn während CEO Joseph Jimenez die Umsatzprognose bestätigt hat, dass dieser im Gesamtjahr in etwa auf dem Vorjahresniveau liegen werde, hat sich die Wortwahl beim Gewinnausblick verändert. Mit einem Gewinn auf Vorjahresniveau bis leicht darunter ist er vorsichtiger als noch bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal.
Schmalere Gewinne eingeplant
Den Grund dafür liefert der Manager gleich mit: Novartis plant die Umsätze seines Herzmittels Entresto durch eine Investitions-Offensive anzukurbeln. So soll in den USA ein allgemeinmedizinischer Aussendienst aufgebaut und die medizinischen Investitionen sollen erhöht werden. «Selbst wenn uns diese Ausgaben ein bis zwei Prozentpunkte beim operativen Kernergebnis kosten, ziehen wir diesen Schritt dennoch durch», gibt sich Jimenez kämpferisch im Gespräch mit AWP Video. Es sei der richtige Weg für die Zukunft von Entresto und damit auch Novartis.
Mit den eigentlichen Zahlen, die der Pharmakonzern am Morgen vorgelegt hatte, konnte Novartis seine eigenen Ziele erreichen und die der von AWP befragten Analysten sogar leicht übertreffen. So erzielte das Unternehmen im zweiten Quartal einen Umsatz von 12,47 Mrd USD, ein Minus von 2%. Zu konstanten Wechselkursen (kWk) ergab sich eine unveränderte Entwicklung. Dabei ging der Löwenanteil auf das Konto der Sparte Innovative Medicines. Diesen Namen trägt die ehemalige Pharmasparte offiziell seit dem 1. Juli.
Das operative Kern-Ergebnis beziffert Novartis auf 3,33 Mrd (-7%; -4% kWk) und den Kern-Reingewinn auf 2,93 Mrd (-5%; -2% kWk). Die «Kern»-Zahlen sind bereinigt um Akquisitions- und weitere bedeutende Sondereffekte. «Wir haben ein solides Quartal hinter uns und die Erwartungen einiger Marktteilnehmer mit den Zahlen sogar übertreffen können», erkennt Jimenez die Leistung seines Unternehmens an.
Cosnetyx bleibt auf Überholspur
Positiv überrascht hat einmal mehr das ebenfalls noch recht neue Mittel Cosentyx. Das Medikament zur Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen ist laut Jimenez «die womöglich erfolgreichste Markteinführung in der Unternehmensgeschichte». Die Umsatzentwicklung des Mittels habe bisher die eigenen Erwartungen übertroffen und sei auf gutem Wege, sein Blockbuster-Potenzial zu erreichen. Druck durch Konkurrenz-Mittel scheut Jimenez nicht – er gibt sich überzeugt von der Überlegenheit des eigenen Präparates.
Und selbst der Sorgensparte Alcon kann Jimenez noch Positives abgewinnen. Diese habe zwar im zweiten Quartal nochmals einen leichten Umsatzrückgang verzeichnet, für den weiteren Geschäftsverlauf bleibe es aber dabei, dass die Augensparte bis Jahresende wieder zu Umsatzwachstum zurückfinden werde.
Wachsen aus eigener Kraft
Mit Blick auf die Zukunft seines Unternehmens macht Jimenez vor Analysten noch einen weiteren Punkt sehr deutlich: Sein Unternehmen wird dank seiner Mitarbeiter und seiner Pipeline aus eigener Kraft wachsen können. «Wenn ich mir ansehe, welche Talente wir alleine in der Onkologie haben, muss ich sagen: Wir haben ein Weltklasse-Team», lobt CEO Joseph Jimenez seine eigene Truppe.
Zudem wisse er was alleine in der Immun-Onkologie noch in der Pipeline warte, sagte Jimenez. All diese Fakten zusammengenommen sehe er keinen Grund, warum sein Unternehmen in diesem Bereich zukaufen sollte. Aber auch Übernahme in anderen Bereichen sehen die Manager um Jimenez keinen Bedarf für grössere Zukäufe.
Die Reaktionen der Analysten fallen unter dem Strich freundlich aus. Die meisten Experten betonen, dass dem Konzern mit den zahlen eine leicht positive Überraschung gelungen sei und auch der Ausblick an sich noch im Rahmen der Konsensschätzungen liegt. An der Börse schlossen die Aktien mit 0,25% auf 80,25 CHF nur leicht im Minus. Der SMI gab um 0,61% nach. (awp/mc/pg)