Arbeitslosigkeit in der Schweiz sinkt im Juni auf 3,1%
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Bern – Die Zahl der Arbeitslosen in der Schweiz ist im Juni 2016 gegenüber dem Vormonat gesunken. Eine bessere Konjunkturlage und die Überwindung des Frankenschocks bieten Anzeichen einer nachhaltigen Erholung. Denn obwohl der Rückgang saisonal bedingt erwartet wurde, fällt er trotzdem stärker aus als angenommen. Von einer Trendwende am Arbeitsmarkt kann laut Seco jedoch noch nicht die Rede sein.
Die Arbeitslosenquote sank im Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 3,1%, der saisonbereinigte Wert stagnierte bei 3,3%. Gegenüber dem Vorjahresmonat erhöhte sich indes die Zahl der Arbeitslosen um 4,4% bzw. um 5’871 Personen. Da aber gleichzeitig mehr Personen eingestellt wurden, verringerte sich relativ gesehen die Arbeitslosenquote. Das sei «ein überraschend freundliches Ergebnis» sind, erklärte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit des Seco. Der Rückgang sei zwar saisonbedingt erwartet worden, die Deutlichkeit übertreffe aber die Erwartungen, so der Seco-Ökonom.
Neue Berechnungsmethode
Neu berechnet das Seco die Arbeitslosenrate mit aktuelleren Zahlen in Bezug auf die Anzahl Erwerbspersonen. Als Basis dienen nicht mehr die Zahlen aus der Volkszählung 2010, sondern der Durchschnitt der Anzahl Erwerbspersonen in den Jahren 2012 bis 2014. Dies geschieht mittels eines sogenannten 3-Jahres-Poolings, das vom BFS aus den Strukturerhebungsdaten der Jahre 2012, 2013 und 2014 zum Erwerbsleben der Bevölkerung errechnet und dem Seco bereit gestellt wird.
Die Vorteile der neuen Berechnungsgrundlage liegen in der gestiegenen Aussagekraft, erklärte Zürcher. Denn die neuen Daten liessen aktuellere und präzisere Schlüsse zu. Zudem seien neu auch genauere Aussagen zu einzelnen Branchen, Altersgruppen und Nationalitäten möglich. Beispielsweise nennt Zürcher den Rückgang der Arbeitslosenquote bei Portugiesen, die von 7,1% auf 5,8% gesunken ist.
Nach alter Berechnungsmethode hätte die Arbeitslosenquote gesamtschweizerisch bei 3,2% gelegen, was ebenfalls einem Rückgang um 0,1 Prozentpunkte entspricht. Ein saisonbereinigter Wert nach «alter» Methode wird nicht genannt.
Die vom Seco publizierten Zahlen liegen leicht unter den Erwartungen. Von AWP befragte Ökonomen hatten für die «alte» Arbeitslosenquote einen Wert von 3,3% prognostiziert.
Trendwende noch nicht in Sicht
Von einer Trendwende auf dem Arbeitsmarkt mag Zürcher aber noch nicht sprechen. Von den 5’108 Personen weniger, die gegenüber dem Vormonat eine Stelle suchten, sei der überwiegende Teil saisonal bedingt. Nur rund 300 Personen hätten aufgrund der anziehenden Konjunktur eine neue Arbeitsstelle gefunden.
Daher sei man noch «sehr vorsichtig» gegenüber der Aussage, dass sich der Arbeitsmarkt nachhaltig erholen könnte. Obwohl «der Frankenschock mehrheitlich verdaut ist», so Zürcher, «gibt es doch noch grosser Unsicherheiten, die den Arbeitsmarkt belasten können.»
Nicht zuletzt die Unsicherheiten in Bezug auf den Austritt Grossbritanniens aus der EU und das damit verbundene suboptimale Investitionsklima Faktorenkönnten den Arbeitsmarkt erneut belasten, kommentierte Zürcher. Auch in Sachen Jugendarbeitslosigkeit erwarte man beispielsweise durch im Sommer anstehende Bildungs- und Lehrabschlüsse eine erneute Zunahme der saisonalen Komponente.
Tiefere Jugendarbeitslosigkeit
Zuletzt verringerte sich die Jugendarbeitslosigkeit (15- bis 24-Jährige) im Berichtsmonat um 5,6% auf 15’791, wobei die Quote neu 2,9% nach 3,0% im Vormonat beträgt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht dies jedoch einem Rückgang von 0,4% bzw. 62 Personen.
Insgesamt wurden im Juni 201’131 Stellensuchende registriert, 5’108 weniger als im Vormonat. Gegenüber der Vorjahresperiode stieg diese Zahl um 10’041 Personen oder um 5,3%. Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich derweil um 249 auf 11’269.
Im April 2016 – neuere Zahlen liegen nicht vor – waren 6’729 Personen und damit 12,9% mehr als im Vormonat von Kurzarbeit betroffen. Die Anzahl der betroffenen Betriebe erhöhte sich um 4 Einheiten auf 668. Die ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen um 8,1% auf 357’107 Stunden zu. In der entsprechenden Vorjahresperiode (April 2015) waren 283’782 Ausfallstunden registriert worden, welche sich auf 5’116 Personen in 510 Betrieben verteilt hatten.
Die Zahl der Personen, die ihr Recht auf Arbeitslosenentschädigung ausgeschöpft hatten, belief sich – ebenfalls im April – auf 3’206 (März: 3’637). (mc/pg)