CH-Schluss: SMI gibt 0,6% auf 7898 Punkte ab
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den seit Anfang Woche anhaltenden Abwärtstrend fortgesetzt. Die Sorgen um die Folgen des Brexit-Entscheids und um den Fortgang der Weltwirtschaft lasteten auf den Märkten, hiess es im Handel. Hierzulande fielen die Abgaben dank den weniger unter Druck stehenden defensiven Schwergewichten insgesamt etwas moderater aus als an anderen europäischen Handelsplätzen.
Die Nervosität dürfte auf absehbare Zeit hoch bleiben, umso mehr als überhaupt keine Klarheit darüber herrsche, wie und wann und mit welchen Folgen der Brexit abgewickelt werde, meinte ein Händler. Die pessimistische Haltung der Investoren über Grossbritanniens Zukunft zeigte sich auch in der markanten Schwäche des britischen Pfunds. Gesucht waren dagegen «sichere Häfen» wie Gold oder Staatsanleihen: Der Goldpreis stieg auf den höchsten Stand seit über zwei Jahren an, und die Rendite der zehnjährigen Eidgenossen notierte bei neuen Rekord-Negativwerten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,55% tiefer auf 7’898,21 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab um 0,99% auf 1’152,17 Zähler nach und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,66% auf 8’517,56 Punkte. Von den 30 Blue Chips schlossen 27 im Minus und drei im Plus.
Wie an den anderen europäischen Märkten standen auch am Schweizer Markt die Bankenwerte den ganzen Handelstag über stark unter Druck. Insbesondere die neu aufgeflammten Probleme der italienischen Bankenbranche, aber auch die Folgen des Brexit-Votums lasteten schwer auf den Branchentiteln. Die CS-Aktien (-1,7% auf 9,92 CHF) sanken im Tagesverlauf unter die psychologisch wichtigen Marke von 10 CHF. Auf einem solchen Kursniveau könnte die zweitgrössten Schweizer Bank nun gar zu einer Übernahmekandidatin werden, meinte ein Händler.
Deutliche Verluste erlitten auch die Aktien der von juristischen Problemen in Frankreich belasteten UBS (-1,9%). Auch bei den Titeln der grössten Schweizer Bank sei ein Test der 10-CHF-Marke nicht mehr unwahrscheinlich, hiess es im Markt. Schwach schlossen zudem die Titel der unter dem Tiefzinsumfeld leidenden Versicherungsbranche wie Swiss Life (-2,6%), Swiss Re (-2,5%) oder Zurich (-2,2%).
Mit klaren Abgaben schlossen auch die Titel des Reisedetailhändlers Dufry (-2,6%) oder die Aktien des Baustoffkonzerns LafargeHolcim (-2,2%). Die Ratingagentur Moody’s hat trotz Brexit-Risiken das Kreditrating Baa2 für LafargeHolcim bestätigt. Das langsame Wirtschaftswachstum nach dem Brexit-Abstimmungsresultat werde die Ergebnisse der Konzerne aber belasten, so die Ratingagentur.
Etwas besser als der Marktschnitt gingen dagegen Geberit (-0,5%) und Schindler (-0,3%) aus dem Handel. Geberit vermeldete eine Reorganisation der Zuständigkeiten in der Geschäftsleitung und die Anstellung eines neuen Marketing-Verantwortlichen. Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler geht mit dem US-Konzern GE eine strategische Partnerschaft im Bereich des industriellen Internet ein.
Auch die defensiven Pharma-Schwergewichte Roche (-0,4%) und Novartis (-0,1%) schlossen mit moderateren Abgaben, die Titel des Nahrungsmittelriesen Nestlé (+0,2%) drehten zum Handelsende gar leicht ins Plus. Nur knapp im Minus schlossen zudem Actelion (-0,1%). Das Biopharma-Unternehmen gab am Morgen bekannt, eine Phase-III-Studie mit seinem Mittel Macitentan bei Kindern mit Lungenbluthochdruck zu starten.
Im breiten Markt mussten LifeWatch (-12%) starke Kursverluste hinnehmen. Das Telemedizinunternehmen schreibt für das erste Quartal 2016 aufgrund von Rechts- und Sonderkosten rote Zahlen. Starke Abgaben verzeichneten auch VonRoll (-10%), die damit einen Teil der Vortagesgewinne von 17% bereits wieder preisgaben. Am Dienstag hatte die Industriegruppe eine Restrukturierung bekanntgegeben.
Gewinne verzeichneten dagegen Charles Vögele (+5,5%). Ein belgisches Handelsgericht hat den Antrag von Charles Vögele Belgien auf eine gerichtliche Reorganisation bewilligt, der Modehändler kann sich auf die Suche nach einem Käufer machen. (awp/mc/pg)