CH-Schluss: SMI verliert 2,0% auf 7’595 Punkte
Zürich – Die vom Brexit ausgehenden Schockwellen waren an der Schweizer Börse auch in der neuen Woche noch deutlich zu spüren. Das Marktgeschehen war weiter geprägt von der Unsicherheit nach der Entscheidung der Briten für einen Ausstieg aus der Europäischen Union, hiess es im Handel. Ein zwischenzeitlicher Stabilisierungsversuch wurde am Nachmittag mit einem schwachen Handelsstart in den USA wieder abgeblasen.
Vor allem die Bankentitel und zyklische Werte standen am Montag unter Druck, während einige eher defensive Werte zwischenzeitlich bereits wieder gesucht waren. Marktteilnehmer befürchten, dass die Phase steigender politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit noch länger anhalten dürfte. Auf der Habenseite steht für die Aktien: Die Zinsen bleiben wegen des Brexit weiterhin tief, was Dividendenpapiere im Vergleich mit Obligationen attraktiv macht.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Montag 1,97% tiefer auf 7’594,49 Punkten und damit nur knapp über dem Tagestief. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel – und damit vor allem die defensiven Schwergewichte – nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, verlor mit 3,47% auf 1’121,08 deutlich mehr und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab um 2,28% auf 8’204,31 Zähler nach. Die 30 Blue Chips schlossen allesamt im Minus.
Vor allem Bankaktien standen massiv unter Druck; über diese ging zum Wochenauftakt ein veritabler Abstufungshagel herab. Dabei verloren die Papiere der kapitalschwächeren Credit Suisse mit -9,2% und einem neuen Jahrestief bei 10,02 CHF stärker als diejenigen der UBS (-8,1%). Bereits am Freitag waren die beiden Aktien zweistellig eingebrochen. Nicht besser erging es den Papieren der Privatbank Julius Bär (-9,8%).
Die Ungewissheit, was mit dem Finanzplatz London nach dem Brexit-Votum geschieht, lastet auf den Kursen, hiess es im Handel. Zudem sei die Hoffnung auf steigende Zinsen in Europa in noch weitere Ferne gerückt und verschlechtere sich die Konjunktur, drohten mehr Kreditausfälle, meinten Experten mit Blick auf die Banken.
Besser als die Banken hielten sich die Versicherer, wo etwa Swiss Re «nur» um 2,1% und Zurich Insurance um 3,0% nachgaben. Zwar würden fallende Aktienkurse, steigende Spreads sowie die noch tieferen Zinsen auf die Erträge der Anlageseite belasten, meinten Analysten. Die multinationalen Gesellschaften seien aber genügend gut mit Kapital ausgestattet, um die Einbussen bei den Anlagen aufzufangen. Auch operativ seien sowohl die Zurich als auch Swiss Re weltweit gut diversifiziert aufgestellt.
Abgestossen wurden Titel von Industrie-Unternehmen mit einem relativ grossen Geschäftsanteil in Grossbritannien. Dazu gehörten etwa der Personaldienstleister Adecco (-10,3%), der Reisedetailhändler Dufry (-7,9%) oder der Zementriese LafargeHolcim (-7,3%).
Auch der schweizerisch-irische Backwarenkonzern Aryzta (-5,8%) befand sich in diese Kategorie. Ebenfalls deutlich nach unten ging es mit Richemont (-4,7%), Swatch (-3,6%), Clariant (-4,3%) und Geberit (-4,4%).
Die SMI-Schwergewichte Roche (-0,1%), Novartis (-0,5%) und Nestlé (-0,6%) standen als defensive Absicherungen eher in der Gunst der Anleger, konnten sich aber zum Handelsende dem Sog nach unten nicht entziehen. Besser als der Gesamtmarkt schnitten ausserdem Swisscom (-0,6%) und Sonova (-0,5%) ab. Der Hörgeräte-Hersteller hat am Berichtstag eine neue Hörgeräte-Produktplattform für die Marke Phonak lanciert.
Vergleichsweise gut weg kamen auch die Papiere von SGS (-1,4%). Hier hat Goldman Sachs Rating und Kursziel nach oben angepasst. In Zeiten zunehmender makroökonomischer Unsicherheiten kämen die defensiven Qualitäten der Warenprüfkonzerne besser zum Tragen, hiess es.
Gefragt blieb als «sichere Häfen» geltende Anlagen: Der Goldpreis setzte seinen Aufwärtstrend fort, und auch der japanische Yen war als Fluchtwährung weiter beliebt. Auch der Schweizer Franken blieb derweil im Vergleich zum Euro relativ hoch bewertet.
Im breiten Markt legten u.a. Tornos (+7,0%), Airesis (+5,9%) oder SHL (+4,5%) deutlich zu, während ENR Russia (-30%), der Vermögensverwalter GAM (-13,9%) oder Newron (-12,2%) klar an Wert verloren. (awp/mc/upd/ps)