BAK Basel: Brexit-Konsequenzen werden nicht spurlos an Schweiz vorrübergehen

BAK Basel: Brexit-Konsequenzen werden nicht spurlos an Schweiz vorrübergehen

Auswirkungen des Austritts Grossbritanniens aus der EU auf die Schweiz noch nicht abzuschätzen.

Basel – Die Konjunkturforschungsstelle BAK Basel sieht die Schweizer Wirtschaft durch den Brexit-Entscheid in Grossbritannien gleich fünffach betroffen. Neben der Unsicherheit für die Unternehmen durch den nun notwendigen Austrittsprozess sorge beim Franken der Status als «sicherer Hafen für Aufwärtsdruck. Ein geschwächtes Europa sei langfristig schlecht für die Schweiz.

Das Votum der britischen Bürger bringe eine grosse Reihe politischer und wirtschaftlicher Verwerfungen mit sich, heisst es in einem Kommentar des BAK Basel am Freitag. Im Sinne der Wirkungskanäle seien diese Verwerfungen noch nicht vollständig abzuschätzen. Das BAK sieht jedoch die Schweiz gleich fünffach betroffen.

Zunächst drücke die Unsicherheit über den zukünftigen Status Grossbritanniens auf Investitionen und Handel. Grossbritannien hat nach dem Brexit laut EU-Vertrag zwei Jahre Zeit, die Abspaltung von der EU zu organisieren, was sämtliche Aspekte der britischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft betreffen werde. Während auf der einen Seite das Herauslösen aus der EU im Sinne einer institutionellen Entflechtung ansteht, muss auf der anderen Seite eine neue Form der Handelsintegration gefunden werden, so der Kommentar. Weder die Richtung, noch der Zeitraum noch das Ergebnis stehe fest. Sicher sei aber, dass dies die konjunkturelle Dynamik dämpfen werde.

Finanzplatz Schweiz könnte profitieren
Die Zukunft des Finanzplatzes London sei unklar und die Reaktionen an den Finanzmärkten unsicher. Von einem Ansehensverlust des Londoner Finanzplatzes könnte die Schweiz jedoch profitieren. Es sei davon auszugehen, dass viele Banken zumindest Teile ihres Geschäfts auf den Kontinent verlagern werden. Dies werde wohl primär den Finanzplatz Frankfurt und andere EURO-Finanzmärkte stärken. Es wäre wünschenswert, wenn auch die Schweiz davon profitieren würde, so das BAK.

Der Schweizer Franken dürfte in Zeiten der Unsicherheit wieder stärker gefragt werden, was ihn erneut unter verstärkten Aufwertungsdruck stellen wird, so die Konjunkturforscher. Zudem wird der Verhandlungsspielraum für die Schweiz mit der EU in Bezug auf die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative als reduziert angesehen.

Als letzter Punkt sei langfristig ein geschwächtes Europa schlecht für die Schweiz. Die Schweiz ist mit Europa eng verbunden, nicht nur wirtschaftlich, betont das BAK. Rund 50% der Schweizer Exporte gehen in den Euroraum, mehr als 6,5% nach Grossbritannien. Aber auch gesellschaftlich, politisch und wissenschaftlich seien die Beziehungen eng. Eine europäische Kettenreaktion, die zu einer Aushöhlung der EU führe und Europa nachhaltig schwächt, habe unweigerlich vielfältige Rückwirkungen auf die Schweiz, so die Einschätzung. (awp/mc/ps)

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