GE-Restrukturierung kostet weniger Stellen in der Schweiz

GE-Restrukturierung kostet weniger Stellen in der Schweiz

Baden AG – Die Restrukturierung bei General Electric (GE) in der Schweiz wird zwar weniger Stellen als ursprünglich vorgesehen kosten. Natürliche Fluktuationen dürften aber zum grossen Teil dafür verantwortlich sein. Positiv ist jedoch, dass der US-Konzern in der Schweiz investiert und neue Stellen schafft.

Alstom galt in der Schweiz lange als eine der Industrieperlen. Hauptsitz war zwar Paris, doch die Schweiz war ein Schlüsselland. Der Schock war daher gross, als kurz nach dem Verkauf der Energiesparte von Alstom an den US-Konzern GE der Abbau von 1300 Stellen in der Schweiz angekündigt wurde.

Im Januar demonstrierten denn auch in Baden rund 500 Personen dagegen. Überrascht von den Abbauplänen wurde damals auch Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann. Rund ein halbes Jahr vorher hatte er nach Gesprächen mit der Alstom-Führung erklärt, dass es keinen Abbau in der Schweiz geben werde.

Am Montag sprach der Bundespräsident von einem «sehr schmerzhaften Einschnitt» und einer «ganz schwierigen Situation» für die betroffenen Arbeitnehmenden. «Ich erwarte vom Management von GE, alles zu unternehmen, um möglichst viele Arbeitsplätze in der Schweiz zu sichern», stellte Schneider-Ammann gegenüber der Nachrichtenagentur sda fest. Dass GE zwei Hauptsitze in Baden ansiedle und in den kommenden Monaten 170 neue Arbeitsplätze schaffe, begrüsse er.

Geringerer Abbau
Am Montag wurde die Konsultation von GE mit Personalvertretern und Gewerkschaften abgeschlossen. Statt der im Januar genannten 1300 Stellen sollen nunmehr 900 Jobs hierzulande gestrichen werden.

«Die Reduktion um 400 entspricht der Summe aus der natürlichen Fluktuation, reduzierten Synergiezielen und innerbetrieblichen Bewerbungen auf neu geschaffene Stellen», erklärte Michael Rechsteiner von GE Schweiz an einer Telefonkonferenz.

Was auf den ersten Blick nach einem Erfolg aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als wohl eher bescheidene Verbesserung. Der Personalbestand von GE in der Schweiz hat sich nämlich von Januar bis Ende Mai von 5500 auf 5100 reduziert. Wie gross das Ausmass der «freiwilligen Abgänge» war, lässt GE offen. Mathias Regotz von der Gewerkschaft Syna schätzt, dass der Grossteil davon natürliche Fluktuationen gewesen sind.

Personalvertreter, Gewerkschaften und die Aargauer Regierung sind denn auch mit dem Ergebnis der Konsultation nicht zufrieden. Die Gewerkschaften Syna und Unia sprechen weiter von einem «Kahlschlag» bei GE Schweiz. Kurzfristige Gewinninteressen der Aktionäre würden im Kanton Aargau sicher unter dem Strich mehr als 1100 Stellen kosten, rechnen sie vor.

Für die Betroffenen gibt sich Regotz dennoch optimistisch: Der Kanton sei ein starker Industriestandort und für Beschäftigte, die Mühe bei der Stellensuche bekundeten, sei ein Jobcenter eingerichtet worden.

Weiterhin viel Schatten
Auch die Schweizer Personalvertretungen von GE beklagen, dass mit «den ersten erfolgten Zusagen» seitens des Managements auf den Abbau von 900 Stellen die Ziele noch nicht erfüllt seien. Die Schweiz sei nämlich mit der ursprünglichen Reduktion gegenüber anderen Ländern überproportional stark betroffen.

Aufgrund neu geschaffener Stellen, vorzeitiger Pensionierungen und weiterer Massnahmen erwarten die Personalvertretungen, dass schliesslich weniger als 650 Kündigungen ausgesprochen werden.

Auch für den Verband Angestellte Schweiz fällt der Stellenabbau nach wie vor viel zu hoch aus. Alle müssten sich engagieren, um so viele Stellen wie möglich zu retten. Man sehe «sehr gute Chancen», dass GE das ehemalige Turbinengeschäft von Alstom mit den geplanten Anpassungen im Produkteportfolio wieder auf den Erfolgspfad bringen könne.

Der Aargauer Regierungsrat schlägt in die gleiche Kerbe. Man erwarte, dass GE deutlich weniger als 900 Stellen abbaue. Die Zahl der vom Abbau betroffenen Mitarbeitenden lasse sich durch interne Stellenangebote «nochmals signifikant» reduzieren.

Die Nagelprobe, wie viel das Ergebnis des Konsultationsverfahren tatsächlich wert ist, wird sich erst noch zeigen, handelt es sich doch um das erste derartige Verfahren von GE in Europa.

Etwas Licht
Laut Michael Rechsteiner von GE Schweiz hat sich aber gezeigt, dass die Rahmenbedingungen und Fähigkeiten der Beschäftigten hierzulande gut seien. Der US-Konzern behalte eine «signifikante, langfristige Präsenz» in der Schweiz.

Tatsächlich wird kein Standort in der Schweiz geschlossen. Zudem werden im laufenden und kommenden Jahr im Geschäftsbereich Power Services über 170 neue Stellen in Baden geschaffen.

Der Prozess der Restrukturierung soll bis Ende 2017 dauern. Alle Mitarbeiter, die betroffen sein könnten, sollen bis Ende Juli benachrichtigt werden, sagte Rechsteiner. Die effektiven Kündigungen sollen dann in den nächsten anderthalb Jahren ausgesprochen werden. (awp/mc/upd/ps)

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