Siemens und Stadler rekurrieren gegen VBZ-Entscheid zur Trambeschaffung
Bussnang – Die Stadler Rail Group und Siemens Schweiz haben am Montag beim Verwaltungsgericht des Kantons Zürich Rekurs gegen den Vergabeentscheid der Verkehrsbetreibe Zürich (VBZ) eingereicht. Die beiden Unternehmen haben unabhängig voneinander entschieden, die Beschaffung von 70 neuen «Flexity Zürich»-Trams von Bombardier anzufechten. Die Rekurse erfolgen, nachdem die VBZ ihren Entschied im Ausschreibeverfahren Mitte Mai bekanntgegeben hat.
Auf Anfrage von AWP teilt Siemens mit, dass man ein finanziell und technisch führendes Angebot abgegeben habe. «Bei den Beschaffungs- und den Betriebskosten liegt unser Angebot massiv tiefer als beim Fahrzeug, das von der VBZ ausgewählt wurde,» sagt Siegfried Gerlach, CEO Siemens Schweiz. Gemäss VBZ beträgt der Stückpreis des ausgewählten «Flexity Zürich»-Tram von Bombardier 4,28 Mio CHF.
Siemens: Entscheid nicht nachvollziehbar
Siemens habe ihr Schienenfahrzeug für 3,56 Mio CHF angeboten, rund 720’000 CHF weniger. «Alleine bei den Beschaffungskosten für die 70 Erstfahrzeuge sind wir somit über 50 Mio CHF günstiger,» sagt Gerlach. «Ein noch ausgeprägteres Bild ergibt sich bei den zusätzlich 70 Optionsfahrzeugen, die weitere Mehrkosten in Höhe von über 60 Mio CHF ergeben und den höheren Betriebskosten. Über die gesamte Lebensdauer haben wir Zusatzkosten von über 200 Mio CHF errechnet.» In der Gesamtbewertung habe der Unterschied zum Tram von Bombardier nur wenige Prozentpunkte betragen. Zudem sei der Beschaffungspreis bei den Vergabe-Kriterien mit 50% gewichtet worden. Daher könne man die Beurteilung nicht nachvollziehen. Ausserdem habe man bei der technischen Bewertung auf viele Fragen keine Antworten bekommen, meint Gerlach.
Stadler: Langer Prozess
Stadler schreibt in einer Mitteilung, dass der Ausschreibungsprozess mit fünf Jahren ausserordentlich lange gedauert habe und man zur Einsicht gelangt sei, dass die «in dieser Zeit aufgetauchten Gerüchte über Unstimmigkeiten im Vergabeprozess» und entsprechende Medienberichte bei Stadler zu einer «starken Verunsicherung» geführt haben.
Das Debriefing durch die VBZ konnte laut Stadler diese Unsicherheiten nicht beseitigen. Zudem habe der TÜV-Bericht nicht zur Klärung offener Punkte beigetragen. Darum hat Stadler nun entschieden Rekurs einzulegen und den Vergabeentscheid durch ein unabhängiges Gremium prüfen zu lassen, heisst es weiter.
Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt könne Stadler ferner keine weiteren Angaben machen. (awp/mc/pg)