CH-Schluss: SMI gewinnt 1,1% auf 8’125 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag den dritten Tag in Folge im Plus geschlossen. Nach einem verhaltenen Vormittagshandel bei eher dünnen Volumen zogen die Kurse am Nachmittag mit einer klar positiv eröffnenden Wall Street noch deutlich an, so dass der Leitindex SMI dann auch noch die zuletzt Ende April erreichte Marke von 8’100 Punkten überschritt. Unterstützung boten dabei gute US-Konjunkturdaten und der wieder stärkere Ölpreis.
Vorherrschendes Thema an den Aktienmärkten blieb aber die Unsicherheit um das Tempo der US-Zinserhöhungen, nachdem neue Aussagen von Mitgliedern der US-Notenbank wieder auf ein schnelleres Vorgehen hindeuteten. Allerdings wurden auch Stimmen lauter, die eine Leitzinserhöhung nicht nur negativ sehen: Dies signalisiere immerhin eine steigende Zuversicht in die Wirtschaftsstärke des Landes und wirke sich zudem positiv auf die Erträge der Finanzinstitute aus.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 1,08% höher auf 8’125,24 Punkten. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gewann 1,01% auf 1’236,72 Punkte hinzu, während der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,95% auf 8’792,23 Zähler zulegte. Von den 30 Blue Chips schlossen 26 im Plus, drei im Minus und einer (ABB) unverändert.
Zu den deutlichsten Gewinnern gehörten am Dienstag diverse Finanztitel, wobei die stärksten Gewinne auf Julius Bär (+3,5) entfielen. Händler verwiesen auf Umtäusche aus den erneut von juristischen Unsicherheiten betroffenen Grossbankentiteln in die Aktien des Vermögensverwalters. Allerdings konnten auch die Aktien von UBS (+1,2%) und vor allem von CS (+1,9%) den Tag klar im Plus beenden.
Ebenfalls zu den klaren Tagesgewinnern gehörten die Versicherungstitel Swiss Life (+3,2%), Zurich (+2,1%), Swiss Re (+1,9%) und Bâloise (+1,4%). Daneben setzten Aryzta (+2,9%) ihren Anstieg fort, im Jahresverlauf gehören die Titel des Backwarenherstellers allerdings weiterhin zu den stärksten Verlierern im SMI/SLI.
Gestützt wurden die Indizes zudem von den defensiven Pharma-Schwergewichten Roche (+1,3%) und Novartis (+1,1%). Novartis hielt am Dienstag und Mittwoch einen Investorentag ab, ebenso wie der Nahrungsmittelkonzern Nestlé (Aktien +0,8%). Nestlé-CEO Paul Bulcke kündigte vor den Investoren als Antwort auf die intensivierte Konkurrenz im Kaffeekapselgeschäft eine Repositionierung von Nespresso in einigen Märkten an.
Etwas unter dem Markt blieben die Swisscom-Aktien (+0,5%). Der Telekommunikationskonzern hat von der Wettbewerbskommission (Weko) eine Busse von knapp 72 Mio CHF erhalten, wegen Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung bei Live-Sportübertragungen. Die Swisscom will den Entscheid weiterziehen. Ursprünglich hatte der Swisscom allerdings eine doppelt so hohe Busse gedroht, insofern sprach ein Analyst von einem «Zwischenerfolg». Auf den Swisscom-Titeln laste aber derzeit auch die zur Abstimmung anstehende «Service public»-Initiative.
Die Luxusgüteraktien Richemont (-0,5%) sowie Swatch (+1,4%) wurden vor allem zu Handelsbeginn von schwachen Exportdaten der Uhrenindustrie belastet. Die Zahlen würden zeigen, dass die Schweizer Uhrenindustrie unter starkem Druck und in einem sehr herausfordernden Umfeld stehe, meinte ein Analyst.
Heftige Abschläge mussten dagegen Galenica (-6,7%) hinnehmen. Der Gesundheitskonzern gab bekannt, die geplante Aufteilung in einen Drogerie- und einen Pharmateil um sechs bis zwölf Monate zu verschieben. Grund dafür sei, dass für die Pharmatochter Vifor erst noch ein neuer CEO gefunden werden müsse. Analysten gaben sich über die Neuigkeiten überrascht.
Am breiten Markt fielen die Titel von EFG International (-0,2%) etwas zurück. Die Privatbank hat von der Finma die Genehmigung für die Übernahme der Tessiner BSI erhalten. Die Behörde gab aber gleichzeitig bekannt, dass bei der BSI wegen der Verwicklungen in eine Korruptionsaffäre in Malaysia neben anderen Massnahmen auch ein Gewinn von 95 Mio CHF einbehalten wird, zudem eröffnete die Bundesanwaltschaft hat zudem ein Strafverfahren gegen die BSI. Auch in Singapur wird die BSI hart sanktioniert. (awp/mc/upd/ps)