SGKB Investment views: Die Goldbäume wachsen nicht in den Himmel

SGKB Investment views: Die Goldbäume wachsen nicht in den Himmel
Thomas Stucki, CIO St. Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO St. Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Gold gehört in diesem Jahr zu den besten Investments. Der Goldpreis ist 18% höher als zu Jahresbeginn. Die Ängste um die Weltwirtschaft haben die Investoren im Januar in die Gold-ETF getrieben. Erstmals seit 2012 ist diesen Produkten wieder Geld in einem grösseren Ausmass zugeflossen, nachdem sie in den Jahren zuvor rund die Hälfte ihres Volumens verloren haben. Seit Mitte Februar haben sich die Finanzmärkte entspannt. Dennoch konnte der Goldpreis sich auf dem Wert von 1’250 Dollar pro Unze halten. Ist das der Start in ein neues goldenes Zeitalter?

Das Gold gilt als sichere Anlage in Krisenzeiten. In der Vergangenheit hat sich immer wieder bewahrheitet, dass das Gold in Perioden mit fallenden Aktienkursen seinen Wert bewahrt oder gar steigern konnte. Das Halten von Gold als «Versicherung» gegen schwierige Zeiten macht deshalb Sinn. Ob man mit Gold in den nächsten Monaten reich wird, ist aber eine andere Frage.

Volumen der Goldfonds dominieren das Marktgeschehen
Der Wert des Goldes wird wie bei allen Gütern durch das Angebot und die Nachfrage bestimmt. Der «Swingfaktor» beim Gold ist dabei das Verhalten der Gold-Investoren in den Goldfonds. Überwiegen die Abflüsse, erhöht sich das Angebot innert kurzer Zeit. Strömt das Geld in die Fonds wie im Januar, gibt es rasch einen Nachfrageüberhang. Der zweite wichtige Faktor ist die physische Nachfrage der Schmuckindustrie. Diese war in letzter Zeit rückläufig, was vor allem mit der Schwäche in China zu tun hat. Eigentlich ist es paradox. Der Grund, der die physische Nachfrage nach Gold einschränkt, beflügelt die Investoren, in Gold zu investieren.

Kaum Gründe für weiteren Goldpreisanstieg ersichtlich
Diese Investoren haben übereilt gehandelt, denn es gibt kaum Argumente, die für einen nachhaltig höheren Goldpreis sprechen. Gold als Inflationsschutz ist angesichts der tiefen Inflationserwartungen in den Industrieländern nicht gefragt. Gold als Krisenschutz wird auch nicht benötigt. Es gibt in der Welt aktuell viele politische und wirtschaftliche Unruheherde. Die grosse globale Krise, die die Weltwirtschaft wie 2008 in die globale Rezession treibt, ist aber nicht auszumachen.

Das wichtigste Argument gegen einen deutlich höheren Goldpreis sind jedoch die zu erwartenden höheren Zinsen in den USA. Diese werden dem Dollar eine Stütze sein und ein stärkerer Dollar ist Gift für das Gold. Zudem werden Anlagen in US-Treasury Bills mit höheren Zinsen zu einem attraktiven Konkurrenten als sicherer Hafen. Ich gehe davon aus, dass die Fed am Pfad zu höheren Zinsen festhalten wird und beurteile das Potenzial für einen deutlich höheren Goldpreis deshalb als gering ein. Die «neuen» Goldinvestoren vom Januar dürften sich zudem über kurz oder lang enttäuscht von ihren Gold-Fonds wieder trennen und damit den Preis des gelben Metalls nach unten drücken. (SGKB/mc/ps)

 

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