Zurich erzielt im Q1 mehr Gewinn als erwartet
Zurich-Konzernchef Mario Greco. (Foto: Zurich): Zurich)
Zürich – Der Zurich Insurance Group ist der Start ins Jahr 2016 geglückt. Der Gewinn ist im ersten Quartal gegenüber dem starken Ergebnis aus der Vorjahresperiode zwar um gut einen Viertel eingebrochen, verglichen mit dem dritten und vierten Quartal 2015 gelang dem Versicherungskonzern dagegen eine Steigerung. Das zuletzt von hohen Schadenskosten und Nachreservierungen belastete Sachversicherungsgeschäft scheint auf dem Weg der Besserung zu sein und der seit Anfang März amtierende CEO Mario Greco will verlorenes Vertrauen zurückgewinnen. An der Börse erholt sich die Aktie stark.
Im ersten Quartal 2016 sackte der Reingewinn der Gruppe um 28% auf 875 Mio USD ab, während der operative BOP (Business Operating Profit) um 16% auf 1,09 Mrd zurückgefallen ist, wie es am Donnerstag hiess. Anleger und Analysten zeigten sich von den Quartalszahlen positiv überrascht, sie hatten mit stärkeren Einbussen gerechnet.
Der Hauptgrund dafür war die Sachversicherungssparte General Insurance (GI). Sie steuerte 542 Mio USD zum Gruppen-BOP bei, nach Verlusten von 120 Mio und 183 Mio in den beiden Vorquartalen. Nachreservierungen im US-Geschäft oder Grossschäden (Brand im Hafen von Tianjin, Stürme in Grossbritannien und Irland etc.) hatten damals auf das Ergebnis gedrückt.
Genügend gut reserviert
Die Fortschritte zeigen sich auch in der Combined Ratio. Die hat sich zwar gegenüber dem ersten Quartal 2015 um einen Prozentpunkt auf 97,7% verschlechtert, verglichen zu den 103,6% aus dem Gesamtjahr 2015 gelang jedoch eine klare Verbesserung. Die Rechnung blieb im Berichtsquartal von grossen Katastrophenschäden verschont und für Geschäft aus früheren Jahren löste die Zurich gar Reserven im Umfang von 1,5 Punkten auf.
Das GI-Geschäft sieht CFO George Quinn denn auch «adäquat» reserviert. Es sei nicht davon auszugehen, dass die Reserven künftig stark aufgestockt werden müssten, sagte er an einer Telefonkonferenz. Die Zurich versucht, mit der Neuzeichnung von Verträgen, Portfolioanpassungen und Sparmassnahmen GI zurück in die Spur zu bringen. Im ersten Quartal hat die Preisqualität um 3% (Q4 2015: +2%) zugenommen, gleichzeitig sank aber das Volumen der Sparte (-10% in USD; -5% in LW).
In der Lebensparte Global Life blieb der BOP mit 317 Mio USD zum Vorjahr beinahe unverändert, dagegen sank dieser im Geschäft mit dem US-Partner Farmers um 12% auf 343 Mio. Derweil bewegte sich die mit den Kapitalanlagen erzielte Nettorendite kaum (nicht annualisiert 0,9% vs. 1,0% im VJ).
Wenig überraschend verfehlte die Zurich mit der Eigenkapitalrendite von annualisiert 10,9% die angestrebte Bandbreite (12-14%). Dagegen liegt man mit den weiteren Geschäftszielen im Soll. So beläuft sich die Kapitalquote nach dem «Zurich Economic Capital Model» (Z-ECM-Quote) auf rund 110% (Ziel: 100-120%) und die netto Cash-Zuflüsse betragen kumuliert 7,6 Mrd USD (9 Mrd USD bis Ende 2016).
Umbau kostet
Der neue CEO Mario Greco sieht die grösste Herausforderung darin, das gegenüber dem Unternehmen verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Einen wichtigen Beitrag dazu leiste in einem ersten Schritt die laufende Restrukturierung, sagte er in der Telefonkonferenz.
Der Umbau ist allerdings teuer. Im laufenden Jahr wurden dafür 56 Mio USD verbucht. Der Grossteil der Belastungen folgt jedoch in der zweiten Jahreshälfte und es wurden für das Gesamtjahr Kosten in Höhe von rund 500 Mio budgetiert. Die Zurich will mit dem Programm aufwandseitig nach wie vor 300 Mio USD einsparen und die Kostenbasis bis 2018 um 1 Mrd zurückfahren. Insgesamt sind 8’000 der weltweit 55’000 Mitarbeitenden vom Umbau betroffen.
Für die nächste Strategieperiode ab 2017 arbeitet Mario Greco und sein Team derzeit an einem neuen Papier, das am Investorentag vom 17. November präsentiert werden soll. Die Zurich brauche eine klare und zielgerichtete Strategie, sagte Greco. «Es wird aber nicht zu radikalen Veränderungen kommen.»
An der Börse wurden die besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen mit einem Kursfeuerwerk quittiert. Die Zurich-Titel legten in einem schwächeren Gesamtmarkt um 6,6% auf 230,50 CHF zu und setzten sich damit weiter von dem Anfang April erreichten 52-Wochentief (194,70 CHF) ab. (awp/mc/upd/ps)