Arbeitslosenzahlen in der Schweiz sinken den dritten Monat in Folge
(Foto: PHOTOPRESS/Martin Ruetschi)
Bern – Der Frankenschock und die Konjunkturabkühlung haben die Arbeitslosigkeit in der Schweiz in den letzten Monaten auf den höchsten Stand seit sechs Jahren steigen lassen. Nun sieht das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) Silberstreifen am Horizont: Bereits im Sommer dürfte der Wendepunkt erreicht werden.
Ursprünglich ging das Seco davon aus, dass die Arbeitslosigkeit erst Ende Jahr zurückgehen wird. Doch der Arbeitsmarkt überraschte positiv: Seit Januar ging die Arbeitslosenquote kontinuierlich zurück, zuletzt von 3,6% im März auf 3,5% im April, wie das Seco am Dienstag mitteilte.
Die Gründe für den Rückgang der Arbeitslosigkeit sind zwar saisonaler Natur. Im April benötigte vor allem das Baugewerbe mehr Personal und drückte so die Arbeitslosigkeit. Werden diese saisonalen Effekte herausgerechnet, stieg die Zahl der Arbeitslosen laut Seco um 200 bis 300 Personen.
Das sei aber weniger als erwartet, sagte Boris Zürcher, Leiter Arbeitsmarkt beim Seco, an einer Telefonkonferenz. Bereits im März sei der Anstieg überraschend schwach ausgefallen. Das Seco geht daher davon aus, dass der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit bereits im Juni oder Juli erreicht werden dürfte.
«Keine Entwarnung»
Trotz des Rückgangs in den letzten drei Monaten: Im Vergleich zu vor einem Jahr sehen die aktuellen Arbeitslosenzahlen wenig rosig aus. Im April 2015 hatte die Arbeitslosenquote bei 3,3% gelegen.
Der Gewerkschaftsbund (SGB) sieht daher noch keine Entspannung. «Die Zeit ist noch nicht reif, um Entwarnung zu geben – ganz im Gegenteil», sagte SGB-Sprecher Ewald Ackermann auf Anfrage. Er verwies darauf, dass im April laut Seco rund 211’000 Stellensuchende registriert waren, aber nur 10’441 offene Stellen den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet waren. Das zeige die Dimension des Problems.
Auch sei die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen weniger stark zurückgegangen als bei anderen Arbeitsgruppen, sagte Ackermann. Tatsächlich sank die Zahl der Arbeitslosen im April in dieser Altersgruppe um 2,6%, während es insgesamt einen Rückgang von 3,7% gab.
Jugendarbeitslosigkeit gesunken
Besonders positiv entwickelte sich hingegen die Jugendarbeitslosigkeit. Die Zahl der arbeitslosen 15- bis 24-Jährigen sank um über 1’000 auf 17’871. Das entspricht einem Rückgang von 5,5%.
Gemäss Zürcher gibt es dafür mehrere Gründe. Unter anderem sei die Arbeitslosigkeit bei den temporär Angestellten zurückgegangen, wovon Jugendliche profitierten. Zudem entspreche es dem normalen Jahresverlauf, dass die Jugendarbeitslosigkeit im Sommer hoch sei und sich dann im Verlauf des Jahres abbaue.
Frankenschock wirkt nach
Insgesamt waren Ende April 149’540 Arbeitslose bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) eingeschrieben, fast 5800 weniger als im März. Der Rückgang ist breit abgestützt: Ausser Graubünden verzeichneten laut Zürcher alle Kantone eine sinkende oder eine stagnierende Arbeitslosigkeit.
Die höchste Arbeitslosenquote hat nach wie vor der Kanton Neuenburg mit 5,8%. Grundsätzlich würden sich jene Kantone mit einem höheren Industrieanteil etwas schwächer entwickeln als solche mit einem tieferen Anteil der Industrie, sagte Zürcher. Hier wirke sich weiterhin der starke Franken aus. (awp/mc/upd/ps)