Verhaltenes Wachstum, tiefe Inflation, lockere Geldpolitik
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Zürich – Die Ökonomen der Credit Suisse zeichnen in ihrem «Global Economic Monitor» ein verhaltenes Bild der Weltwirtschaft. Wie bereits 2015 dürfte diese auch im laufenden Jahr mit rund 3,0% im Vergleich zum Vorjahr nur relativ schwach wachsen, da Schwellenländer, welche sich für das Gros des Weltwirtschaftswachstums verantwortlich zeichnen, merklich an Dynamik eingebüsst haben.
Letztere haben zwar in jüngster Vergangenheit sowohl aussen- als auch binnenwirtschaftliche Ungleichgewichte abgebaut, doch die Basis für eine Rückkehr zu robustem Wachstum scheint noch nicht gelegt. Generell fehlen global klare Wachstumsimpulse, sei es mangels Spielraum seitens der Fiskalpolitik oder mangels Effektivität seitens der Geldpolitik.
Befürchtungen über harte Landung in China überzogen
Das Jahr 2016 hat ziemlich turbulent begonnen, sowohl was die Finanzmärkte als auch was die Konjunkturdaten anbelangt. Wirtschaftsdaten schwächelten auf breiter Front, sei es in den USA, der Eurozone oder Japan. Während Russland und vor allem Brasilien in einer ausgeprägten Rezession verharrten, verstärkten sich auch bezüglich China die Wachstumssorgen. Obwohl sich China in einem anhaltenden Anpassungsprozess befindet, der das Wachstum längerfristig dämpft, erachten die Ökonomen der Credit Suisse Befürchtungen über eine harte Landung in China weiterhin als überzogen. Umgekehrt fehlen jedoch global betrachtet klare Wachstumsimpulse, was die Weltwirtschaft für unerwartete Schocks anfällig macht.
Privatkonsum stützt Entwicklung in den USA und in Europa
In den USA sollte der robuste Arbeitsmarkt dazu beitragen, dass der private Konsum weiterhin die wirtschaftliche Erholung trägt und der Eigenheimmarkt etwas an Dynamik gewinnt, während sich die Unternehmensinvestitionen nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Schwäche im Energiesektor eher verhalten entwickeln dürften. Auch in der Eurozone sollte der private Konsum über die kommenden Quartale weiterhin zu den tragenden Säulen der wirtschaftlichen Erholung zählen, da die Haushalte von niedrigen Zinsen, einer Erholung des Arbeitsmarktes sowie tiefer Energiepreise profitieren.
Darüber hinaus dürfte aufgrund steigender öffentlicher Ausgaben im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise sowie der öffentlichen Sicherheit die Fiskalpolitik leicht expansiv wirken. In Japan schliesslich dürfte der Wachstumstrend schwach bleiben; während eine ungünstige Demographie das Konsumwachstum belastet, rechnen die Ökonomen der Credit Suisse mit fortgesetzter, wenngleich mässiger Unterstützung durch Unternehmensinvestitionen.
Noch für geraume Zeit verhaltener Inflationsdruck
Insgesamt dürften Industriestaaten gleichwohl nahe ihrem – oftmals vergleichsweise niedrigem – Potenzial wachsen. Der Abbau untergenutzter Kapazitäten schreitet dabei allerdings nur zögerlich voran, so dass gemäss der Analyse der Credit Suisse der Inflationsdruck noch für geraume Zeit relativ verhalten bleiben sollte. Dieses Ergebnis hat weitreichende Konsequenzen für den globalen Zinsausblick. Die US Federal Reserve wird voraussichtlich ihre Geldpolitik nur sehr zögerlich normalisieren, während die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank of Japan (BoJ) weitere Lockerungsmassnahmen zur Erfüllung ihres Mandats beschliessen dürften.
Für China erwarten die Ökonomen der Credit Suisse als Folge diverser Stimulus-Massnahmen kurzfristig eine konjunkturelle Beschleunigung, die aber im zweiten Halbjahr 2016 eine Abkühlung erfahren könnte. Konsum- und Immobiliensektor, welche 2015 den Abwärtstrend im Industriesektor teilweise aufwogen, dürften allmählich ihren Zenit überschritten haben und sich im zweiten Halbjahr abzuschwächen beginnen. (mc/pg)