IKRK soll für Briefkastenfirmen missbraucht worden sein
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Bern – Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes ist nach Recherchen der «SonntagsZeitung» missbraucht worden, um die wahren Besitzer von Briefkastenfirmen zu verschleiern. Die Kanzlei Mossack Fonseca aus Panama nutzte demnach den Namen der Organisation ohne deren Wissen.
Wie «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche» aufgrund von Angaben aus den sogenannten Panama Papers berichten, setzte Mossack Fonseca das Rote Kreuz unter leicht verändertem Namen als Begünstigte einer Stiftung in Panama ein. Diese Stiftung mit unverdächtigem Nutzniesser ist sodann Aktionärin hunderter Strohfirmen, deren wahre Begünstigten geheim bleiben wollen.
Der Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK), Peter Maurer, zeigt sich erstaunt über diese Praktik: «Wir haben nie eine Beziehung gehabt zu dieser Firma Mossack Fonseca und nie Geld erhalten», sagte er im Interview. «Wir wollen in keinster Weise an solch zweifelhaften Geschäften beteiligt sein, und wir wollen ebenso wenig, dass unser Name in Verbindung gebracht wird.»
IKRK will intervenieren
Er sieht ein «enormes Risiko» für die Organisation: «Es gibt kaum eine Marke, die international so schutzbedürftig ist wie die des IKRK.» In Kriegsgebieten seien die IKRK-Mitarbeiter einigermassen sicher, weil der Name und das Emblem für Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und absolute Integrität stünden und respektiert würden.
«Stellen Sie sich vor, wir würden in Verbindung gebracht mit einer Firma, die beispielsweise einer Kriegspartei zuzurechnen wäre», gibt Maurer zu bedenken. «Nicht auszudenken, in was wir hineingezogen werden könnten.» Das IKRK werde alles in seiner Macht Stehende unternehmen, um solchen Missbrauch zu stoppen.
Die Nutzung des Namens des Roten Kreuzes ermöglicht es laut den Zeitungen, etwa ein Bankkonto für eine Strohfirma zu eröffnen. Wenn die Bank nach dem wirtschaftlich Berechtigten fragt, kann das Rote Kreuz als angeblich Begünstigten angegeben werden.
Cameron räumt unglücklichen Umgang mit Affäre um Panama Papers ein
Derweil räumte Grossbritannien Premierminister David Cameron Fehler im Umgang mit der Affäre rund um die Panama Papers ein. «Das war keine gute Woche», gestand Cameron am Samstag beim Parteitag seiner Konservativen in London ein. «Ich weiss, dass ich damit besser hätte umgehen müssen.» Weder sein Büro noch «unbekannte Berater» könnten für die misslungene Reaktion auf die Enthüllungen der Panama Papers verantwortlich gemacht werden, sagte Cameron, sondern nur er selbst. Er habe seine Lektion gelernt.
Cameron hatte am Donnerstag unter dem Druck der Medien eine Beteiligung an der Briefkastenfirma seines verstorbenen Vaters eingeräumt. Demnach besass er zusammen mit seiner Frau vor seiner Zeit als Regierungschef Anteile im Wert von rund 30’000 Pfund (etwa 40’400 Franken) am Blairmore Investment Trust. Er verkaufte die 5000 Anteile aber vier Monate vor seinem Amtsantritt im Jahr 2010. Wenige Tage vor dem Eingeständnis hatte Cameron noch mitteilen lassen, dass es sich bei den Finanzgeschäften seiner Familie um eine «private Angelegenheit» handle. Britische Medien hatten berichtet, der Investmentfonds von Camerons 2010 verstorbenem Vater habe über Jahrzehnte die Zahlung von Steuern vermieden.
Cameron sagte nun erneut, er habe stets seine Steuern bezahlt. Dann habe er «alle Aktien verkauft», als er Premierminister wurde. Schon zuvor hatte er unterstrichen, er habe «wirklich nichts zu verbergen».
Mossack-Fonseca-Gründer verteidigt Geschäftsmodell
In einem Interview mit der deutschen «Bild»-Zeitung verteidigte der Mitgründer der Kanzlei in Panama-Stadt, Ramon Fonseca, sein Geschäftsmodell gegen Kritik. «Wir machen nichts anderes als Tausende Anwälte rund um die Welt: Wir gründen Firmen und Treuhandfonds. Das sind völlig legale Geschäfte. Und normale in einer Welt, in der niemand mehr Geschäfte unter dem eigenen Namen betreiben möchte», sagte Fonseca. Die von der Kanzlei gegründeten Briefkastenfirmen würden «für allerlei Zwecke verwendet, in 99,99 Prozent der Fälle für gute.» (awp/mc/pg)