Vorsichtige Fed hält den US-Dollar vorerst schwach
Von John J. Hardy, Head of FX Strategy, Saxo Bank. (Bild: Saxo Bank)
Kopenhagen – Die vorsichtige Haltung beim FOMC-Meeting der US-Notenbank Fed Mitte März und eine ebenso vorsichtige Erklärung der Fed-Chefin Janet Yellen haben bei den globalen Finanzmärkten eindeutig Wunder gewirkt: Der internationale Aktienmarkt setzte zu einem Höhenflug an, der die starken Verluste vom Jahresanfang vergessen liess. Eine Ursache für diesen Aufschwung ist der schwächere US-Dollar, der den Druck von der globalen Liquidität und insbesondere den Wachstumsmärkten nimmt.
Die Aufnahme von Fremdkapital in US-Dollar hatte in den Wachstumsmärkten epische Ausmasse erreicht, als der Dollar sich gegen Mitte 2011 an seinen beschwerlichen Wiederanstieg machte. In meiner letzten Kolumne habe ich die Gründe aufgezählt, warum sich die Fed eindeutig bemüht, den Märkten zu vermitteln, dass sie eine weiche Geldpolitik verfolgen werde. Einer der Hauptgründe ist, dass die Fed, zumindest in gewissem Masse, beschlossen hat, sich zu ihrer Rolle als Zentralbank für die ganze Welt – und insbesondere für China – und nicht nur für die USA zu bekennen. Während zum Jahresanfang an den Märkten eine düstere Stimmung herrschte, weil die Fed sich angriffslustig gab und EZB und die japanische Zentralbank BoJ mit einer für die Banken verheerenden Negativzinspolitik experimentierten, ist jetzt, wo Letztere von den Negativzinsen abgerückt sind und der „Fed-Put“ wohlauf zu sein scheint, wieder alles heiter und sonnig.
Doch wie lange kann der Markt dieses Spiel noch spielen? Rückblickend ist natürlich klar, dass der vorherige Negativeffekt auf die Wachstumsmärkte und ihre Währungen diese reif gemacht hat für eine Erholung der Kurse, vor allem jetzt, wo die Fed das Startsignal gegeben hat. Andererseits ist es aber nicht so, als würden wir damit einen neuen Schwung an in US-Dollar lautenden Fremdfinanzierungen in Billiardenhöhe auf den Markt spülen, um eine neue Runde kurzlebigen, durch billige Kredite finanzierten Wachstums einzuläuten.
Auch die Währungen in einigen kleineren entwickelten Märkten haben von der aktuellen Risikofreudigkeit profitiert, darunter auch die schwedische und die norwegische Währung sowie die drei „Rohstoff-Dollar“ von Australien, Kanada und Neuseeland. Hier war der Aufschwung zum Teil mit der Stabilisierung der Rohstoffpreise verbunden. Letztendlich wird sich dieser Kursanstieg als reine Erholung von einer vorübergehenden, übermässig negativen Stimmung erweisen. Schliesslich gehören diese Märkte zu den strukturell instabilsten weltweit. Der renommierte australische Wirtschaftswissenschaft-ler Steve Keen hat auf Forbes.com () kürzlich eine Liste der sieben Länder veröffentlicht, die für eine Schuldenkrise am anfälligsten sind, und neben China, Hongkong und Korea befanden sich darunter Australien, Schweden, Kanada und Norwegen jeweils auf Platz 2, 3, 6 und 7.
Ach, die Fed hat einen grossen Seufzer der Erleichterung ausgelöst, und mehr nicht. Vielleicht können wir jetzt eine Erholung der US-Wirtschaft erleben, die andere ansteckt, und der weitere Jahresverlauf wird zeigen, dass die US-Notenbank der Entwicklung unbekümmert hinterherläuft – und so schmerzhafte Einschnitte erforderlich werden. Oder aber die US-Wirtschaft schwächelt und die Fed ändert ihren Zinskurs – wobei die meisten Länder in der Welt, vor allem jene auf Keens Liste, sich bei einer neuen globalen Rezession in einer weitaus schlimmeren Lage befinden als die USA. Der US-Dollar wird jedenfalls nicht lange schwach bleiben.