CS-Branchenmonitor: Wirtschaft erholt sich nur verhalten vom Frankenschock
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Zürich – Der starke Franken dürfte die Schweizer Wirtschaft auch 2016 im Würgegriff behalten. Zwar haben die Exporte die Talsohle durchschritten, eine breite Erholung zeigt sich jedoch nicht. Die Binnenwirtschaft dürfte an Schwung verlieren. «Verhalten» lautet darum das Stichwort der Prognose.
Diese ziemlich trüben Aussichten verbreitet die Grossbank Credit Suisse in ihrem am Donnerstag publizierten Branchenmonitor zum ersten Quartal 2016. Für das Gesamtjahr prognostizieren die Bank-Auguren ein BIP-Wachstum von einem Prozent.
Ihren verhaltenen Ausblick begründen sie mit dem nach wie vor überbewerteten Franken und der nur langsam anziehenden globalen Nachfrage. Viele Unternehmen müssen wegen der Frankenstärke aus Wettbewerbsgründen weiter sparen und treten auf die Investitionsbremse.
Das treibt die Arbeitslosenquote bis Ende Jahr auf 3,8% hoch. Auch die Konsumenten zeigen nur verhaltene Kauflust, so dass auch hier Impulse ausbleiben.
Wenig Licht am Ende des Tunnels
Nach deutlichen Umsatzeinbussen 2016 wegen der frankenbedingten Preisnachlässe und dem realen Nachfragerückgang, ist für die Industrie nur wenig Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Die CS-Experten sehen eine verhaltene Entwicklung bei grossen Branchenunterschieden.
Chemie und Pharma – 2015 ohne tiefe Delle davongekommen – dürften sich dank steigender Nachfrage leicht positiv entwickeln. Höchstens ein leichtes Wachstum liegt bei der Lebensmittelindustrie drin, dies wegen Einkaufstourismus und Frankenstärke.
Weil der Auftragsbestand 2015 gesunken ist, erwarten die CS-Experten im Maschinenbau frühestens in der zweiten Jahreshälfte eine Stabilisierung. In der Metallindustrie soll es das ganze Jahr abwärts gehen, immerhin weniger stark als 2015. Für die Uhrenindustrie prophezeit die CS wegen zögerlicher Nachfrage eine verhaltene Entwicklung.
Schleppende Baukonjunktur
Nach jahrelangem Wachstum war die Lage auf dem Bau 2015 durchzogen. Gründe waren der Abschluss von Grossprojekten, Unsicherheiten wegen der Zweitwohnungsinitiative und regionale Überangebote bei Büro- und Verkaufsflächen.
Für 2016 erwarten die Experten darum nur eine Seitwärtsbewegung, wobei vom Mietwohnungsbau Impulse ausgehen. Das Ausbaugewerbe kann in der zweiten Jahreshälfte auf eine Erholung hoffen. Die Nachfrage nach Wohneigentum hält aber nicht mehr mit dem Angebot mit.
Stabilisierung im Detailhandel
Der Detailhandel litt 2015 schwer unter dem Einkaufstourismus. Dem Gastgewerbe fehlten Logiergäste vor allem aus dem Euro-Umland. Auch die Preise sanken, so dass die Umsätze abrutschten. Das Autogewerbe hingegen profitierte dank tieferen Importpreisen und fuhr ein rekordverdächtiges Jahr ein.
2016 nun dürfte sich der Abwärtstrend im Gastgewerbe verlangsamen. Der Detailhandel sollte sich stabilisieren. Das Verkaufsvolumen der Autohändler dürfte langsamer wachsen, da die Nachfrage nach Neuwagen zunehmend gedeckt ist. Ein Rückgang ist nicht auszuschliessen. (awp/mc/ps)