Munich Re rechnet 2016 mit spürbar weniger Gewinn
Nikolaus von Bomhard übergibt seinen Posten 2017 an Joachim Wenning.
München – Der weltgrösste Rückversicherer Munich Re stellt sich wegen der Niedrigzinsen und des Preiskampfs in der Branche 2016 auf den dritten Gewinnrückgang in Folge ein. Nach 3,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr dürfte der Überschuss diesmal auf 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro schrumpfen, kündigte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Mittwoch bei der Bilanzvorlage in München an. Davon gehen noch Kosten für den Umbau der Erstversicherungstochter Ergo ab. Analysten hatten für 2016 bisher gut 2,7 Milliarden Euro Gewinn auf dem Zettel.
Munich-Re-Chef von Bomhard, der seinen Posten im kommenden Jahr an seinen Vorstandskollegen Joachim Wenning abgibt, nannte das Gewinnziel für 2016 «durchaus ambitioniert». Denn im vergangenen Jahr hätten Naturkatastrophen-Schäden die Munich Re nur unterdurchschnittlich belastet. Allerdings sackte die Tochter Ergo wegen hoher Abschreibungen in in die roten Zahlen, sodass auch der Gewinn des Konzerns um 1,4 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro schrumpfte.
Höhere Dividende
Den Aktionären winkt wie bereits bekannt eine um 50 Cent auf 8,25 Euro erhöhte Dividende. Zudem will der Konzern bis April 2017 nun eine weitere Milliarde Euro in den Rückkauf eigener Aktien stecken und so weiteres Kapital an die Aktionäre zurückgeben. Mit dem bereits laufenden Aktienrückkauf in gleicher Höhe, der im kommenden Monat abgeschlossen werden soll, hat die Munich Re seit dem Jahr 2006 bereits eigene Papiere im Wert von 8,9 Milliarden Euro vom Markt zurückgekauft. Nach bisheriger Praxis zieht der Konzern diese Aktien ein, so dass sich seine Kapitalbasis verringert.
Preiskampf und Kapitalpolster
Die Rückversicherungsbranche sitzt auch wegen ausbleibender schwerer Katastrophen auf dicken Kapitalpolstern, die sie zunehmend schwerer rentabel zur Deckung zusätzlicher Risiken einsetzen kann. Im Schaden- und Unfallgeschäft herrscht wegen der Kapitalschwemme ein Überangebot an Rückversicherungsschutz, die Preise fallen bereits seit Jahren. Zudem nehmen Erstversicherer wie die Allianz mehr Risiken auf die eigene Kappe, statt sie an Rückversicherer abzugeben. Die Munich Re will dem Umbruch mit der Deckung neuartiger und bisher unversicherter Risiken begegnen, für die komplizierte Risikoanalysen notwendig sind.
Zudem halten die Niedrigzinsen Erst- wie Rückversicherer fest im Griff. Nachdem die Kapitalanlagen des Konzerns im vergangenen Jahr mit 7,5 Milliarden Euro bereits sechs Prozent weniger abwarfen als 2014, erwartet von Bomhard im laufenden Jahr einen weiteren Rückgang auf 7 Milliarden Euro. Die Rendite dürfte dabei von 3,2 auf etwa 3 Prozent sinken.
Neue Pläne für Ergo
Als Konsequenz daraus hat die Konzerntochter Ergo in der Lebensversicherung auf neuartige Verträge ohne klassischen Garantiezins umgeschaltet. Zudem treibt sie das Online-Geschäft voran. Der 2015 von der Allianz abgeworbene Ergo-Chef Markus Riess strukturiert die Gruppe neu in drei Säulen. Genauere Pläne zum Umbau des Erstversicherers will er im zweiten Quartal vorstellen. Dann sollte auch klar werden, mit welcher Summe die Sanierung den Jahresgewinn belasten wird.
Ein Wechsel steht der Munich Re auch an der Konzernspitze bevor. Der seit Anfang 2004 amtierende Vorstandschef von Bomhard gibt seinen Posten im April 2017 an den 51-jährigen Joachim Wenning ab, wie am Dienstag offiziell wurde. Wenning ist im Vorstand der Munich Re derzeit für die Lebens-Rückversicherung und Personalthemen verantwortlich. Hintergrund ist laut «Manager Magazin» die künftige Besetzung der Aufsichtsratsspitze. Der heute 59-jährige von Bomhard solle 2019 Aufsichtsratschef Bernd Pischetsrieder ablösen und dafür ab 2017 die notwendige zweijährige Pause einlegen. Die Munich Re äusserte sich zu diesen Plänen bisher nicht. (awp/mc/pg)