Autoneum mit operativen Fortschritten
Autoneum-CEO Martin Hirzel. (Foto: Autoneum)
Winterthur – Autoneum hat im letzten Jahr wegen einer Kartellbusse unter dem Strich deutlich weniger verdient, operativ aber Fortschritte erzielt. Für das laufende Jahr stellt das Unternehmen hohe Wachstumsziele sowie eine weitere Margenverbesserung in Aussicht.
Der Tolggen im Reinheft ist eine Kartellbusse von 31,5 Mio CHF. Zu dieser wurde der grösste Autozulieferer der Schweiz im letzten Jahr von den deutschen Kartellwächtern wegen Preisabsprachen verdonnert. «Diese Strafe tat moralisch und finanziell weh», sagte CEO Martin Hirzel am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz.
Die Busse war nebst Steuereffekten der Hauptgrund für den 6,4% tieferen EBIT von 126,5 Mio CHF und den ein Drittel tieferen Reingewinn von 68,2 Mio CHF im vergangenen Geschäftsjahr. Hirzel betonte allerdings, dass der «Hauptuntersuchungszeitraum» die Zeit vor der Gründung von Autoneum betroffen habe. Und er erklärte, dass organisatorische Angpassungen vorgenommen worden seien. «Wir tun alles, damit das nie mehr passiert.»
Stolz auf das erzielte Resultat
Abgesehen davon zeigte sich der CEO stolz auf die erzielten Resultate: «Wir sind in einem schwachen Marktumfeld gewachsen und waren – ohne Busse – profitabler denn je.» Der Umsatz stieg um 6,7% auf 2,09 Mrd CHF. Ohne Währungs-Gegenwind hätte das Plus sogar 11% betragen. Zum Vergleich: Die weltweite Autoproduktion nahm 2015 nur um 1,4% zu. Bei der EBITDA- und bei der EBIT-Marge wurden, sofern die Busse ausgeklammert wird, mit 10,7% und 7,6% neue Höchstmarken erreicht. Der CEO erklärte dies vor allem mit den ständigen Verbesserung der Produktionsabläufe sowie mit gut ausgelasteten Fabriken.
Nach Regionen aufgeschlüsselt steigerten Europa, Nordamerika und Asien die Verkäufe und die Profitabilität zum Teil deutlich. Profitabel war trotz starkem Schweizer Franken und hohem Exportanteil auch die einzige Schweizer Fabrik in Sevelen (SG). Hirzel stellte daher klar: «Wir halten an diesem Werk fest.»
Verkaufsregion Samea besser aufgestellt
Nur in der kleinen Verkaufsregion Samea (Südamerika, Mittlerer Osten, Afrika) erzielte weniger Umsatz und schrieb in der Folge rote Zahlen. Als Grund nannte das Management die Rezession in Brasilien. «Es ist uns dort nicht gelungen, die Kosten so weit zu flexibilisieren, dass wir schnell auf den Markteinbruch reagieren konnten», sagte CFO Martin Zwyssig. Inzwischen seien jedoch Gegenmassnahmen getroffen worden.
Diese benötigten aber Zeit, hielt er fest. «Sie können nicht davon ausgehen, dass wir schon 2016 beim EBIT schwarze Zahlen schreiben werden», sagte er. Er stellte aber für 2016 ein verbessertes Ergebnis in Aussicht.
Höhere Marge
Für den Gesamtkonzern peilt das Unternehmen 2016 eine weitere Margenverbesserung an – und zwar auf Basis des EBIT ohne Busse. Ausserdem will das Management den Umsatz (in Lokalwährungen) um 4% bis 5% steigern, obgleich die weltweite Automobilproduktion voraussichtlich nur um 3% zulegen wird.
Nach wie vor gültig seien auch die 2020er-Mittelfristziele, sagte CEO Hirzel. Dazu zählt unter anderem eine organische Umsatzsteigerung auf 2,6 Mrd CHF, einen Umsatzanteil von über 20% der Schwellenländer – heute steuern diese 13% zum Umsatz bei – sowie eine EBITDA-Marge von 12%.
Ausschüttungsziel bleibt gültig
Die Aktionäre sollen für 2015 trotz des tieferen Reingewinns in den Genuss einer unveränderten Dividende von 4,50 CHF pro Papier kommen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von fast 50%. Daran sollten sich die Aktionäre allerdings nicht gewöhnen: Das Ziel, mindestens 30% des Gewinns auszuschütten, sei nach wie vor gültig. Der Verwaltungsrat habe für 2015 aber entschieden, dass die Aktionäre nicht unter der Kartellbusse leiden sollten, so Hirzel. (awp/mc/upd/pg)