EU-Schluss: ESTX50 legt 1,8% auf 2’929 Punkte zu
London – Europas Börsen haben zum Abschluss einer schwankungsanfälligen Woche deutlich zugelegt. Gründe für die klaren Gewinne waren die Hoffnung auf wirtschaftliche Stützungsmaßnahmen in China und weiter steigende Ölpreise. Vielen Anlegern gelten die Notierungen für den wichtigen Rohstoff als Konjunkturindikator. Dass die Wall Street im Spannungsfeld guter Wirtschaftsdaten und der Angst vor bald steigenden US-Zinsen kaum von der Stelle kam, konnte die gute Stimmung in Europa nicht trüben.
Der EuroStoxx 50 schloss am Freitag 1,80 Prozent höher bei 2’929,16 Punkten. Da der Leitindex der Eurozone nach einem starken Wochenauftakt zwischenzeitlich deutlich zurückgefallen war, lag das Wochenplus mit gut 2 Prozent kaum höher. Für den CAC-40-Index in Paris ging es am Freitag um 1,56 Prozent auf 4314,57 Punkte hoch. Der Londoner FTSE 100 gewann 1,38 Prozent auf 6096,01 Punkte.
Chinas Währungshüter stehen für weitere Massnahmen zur Konjunkturbelebung bereit. Die Zentralbank habe immer noch Spielraum für weitere Schritte und auch die Instrumente, um möglichen Abwärtsrisiken entgegenzutreten, sagte Notenbankchef Zhou Xiaochuan am Freitag in Shanghai vor den Beratungen der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20).
Aus Branchensicht gab es vor dem Wochenende keine Verlierer am europäischen Aktienmarkt. Der Subindex für die Rohstoffwerte setzte sich mit plus 3,87 Prozent an die Spitze des marktbreiten Stoxx Europe 600. Er profitierte damit sichtbar von den positiven Notenbank- und Konjunktursignalen. Dahinter gewann der Ölaktien-Index 3,60 Prozent. Auch der Index der konjunktursensiblen Autounternehmen spielte mit einem Anstieg um 2,80 Prozent vorne mit.
Schlusslicht in der Übersicht war der Index der Telekom-Unternehmen, der lediglich 0,04 Prozent gewann. Die als defensiv geltende Branche spielt ihre Stärken für gewöhnlich in einem negativen Marktumfeld aus. Zudem belastete der Kursrutsch bei Telefonica. Die Aktien fielen mit minus 3,17 Prozent ans EuroStoxx-Ende, nachdem der spanische Branchenvertreter wegen der Kosten für den Umbau im Heimatmarkt für 2015 einen erheblichen Gewinnrückgang berichtet hatte.
Negative Unternehmensnachrichten kamen auch aus Grossbritannien. Die Aktien der Royal Bank of Scotland (RBS) brachen wegen schwacher Zahlen gegen den Branchentrend um 7,13 Prozent ein. Die seit der Finanzkrise grösstenteils verstaatlichte Grossbank schrieb 2015 den achten Jahresverlust nacheinander. Der um Sonderbelastungen bereinigte Vorsteuergewinn verfehlte die Erwartungen von Analysten. Damit gehe die Leidensgeschichte bei dem Geldhaus weiter, schrieb Analyst Michael Hewson vom Handelshaus CMC Markets.
Die Papiere von IAG litten nach erfreulichen Geschäftszahlen unter Gewinnmitnahmen und gaben um 3,13 Prozent nach. Im frühen Handel waren sie noch um zweieinhalb Prozent angesprungen. Die British-Airways-Mutter hatte dank der florierenden Transatlantik-Route und dem Kauf der Konkurrentin Aer Lingus ihren Jahresgewin kräftig gesteigert.
Unter den Favoriten im EuroStoxx zogen die Aktien von Eni um 5,13 Prozent an. Der grösste italienische Ölkonzern muss zwar wegen des Einbruchs der Ölpreise einen Milliardenverlust hinnehmen. Die Anleger honorierten aber, dass der Konzern sich nun organisatorisch besser aufstellen möchte. (awp/mc/upd/ps)