Telekomkonzern Orange rechnet mit weiterem Aufwärtstrend
Stéphane Richard, CEO Orange. (Foto: Antonin Bourgeaud (Havas) pour Orange)
Paris – Der französische Telekomkonzern Orange rechnet nach knappen Zuwächsen im vergangenen Jahr auch 2016 mit einem weiteren Aufwärtstrend. Vor allem dank Kostensenkungen dürfte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auch ohne Zukäufe höher liegen als im Vorjahr, teilte das grösste französische Telekomunternehmen am Dienstag mit. Bei den Gesprächen über den Kauf der Telekomsparte des Mischkonzerns Bouygues ist man sich aber noch nicht einig geworden – hier dürften noch «Wochen» ins Land gehen, bis eine Entscheidung fällt, wie es hiess.
Im vergangenen Jahr verdiente der Konzern unter dem Strich mit 2,65 Milliarden Euro fast dreimal so viel wie im Jahr zuvor. Deutlich höhere Steuern hatten 2014 den Gewinn belastet. Zudem profitierte das Unternehmen von dem mittlerweile verkauften Mobilfunkgeschäft in Grossbritannien. Der Umsatz kletterte vor allem dank Zukäufen um 2 Prozent auf 40,24 Milliarden Euro. Hiervon profitierte auch das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), das um knapp 2 Prozent auf 12,43 Milliarden Euro stieg. Die Aktie trat in Paris am Vormittag auf der Stelle.
Höhere Investitionen
Auf vergleichbarer Basis – also ohne Zukäufe und Wechselkursschwankungen gerechnet – war das Plus beim operativen Ergebnis mit 0,1 Prozent zwar minimal. Dies war für Konzernchef Stéphane Richard dennoch ein gutes Zeichen: «Zum ersten Mal seit 2009 – und ein Jahr früher als geplant – wächst das bereinigte Ebitda wieder», sagte er. Das sei das Ergebnis eines sehr starken Abschneidens bei Breitbandprodukten im Mobilfunk und bei Glasfaseranschlüssen. Richard verwies auf höhere Investitionen, die um fast ein Zehntel auf 6,5 Milliarden Euro anzogen. Ausserdem zahlen sich seiner Ansicht nach auch die Anstrengungen zur Kostenkontrolle weiter aus.
Mit Umsatz und Gewinn schnitt der ehemals als France Telecom bekannte Konzern besser ab als von Analysten gedacht. Die Dividende soll für 2015 insgesamt 0,60 Euro je Aktie betragen – diese Höhe strebt Orange auch für das laufende Jahr an. Die Gespräche mit dem französischen Mischkonzern Bouygues über einen Kauf von dessen Telekomsparte bräuchten allerdings noch Wochen bis eine Einigung gefunden werden könne, hiess es.
Mit dem Deal soll der über Jahre starke Wettbewerb auf dem französischen Mobilfunkmarkt wieder etwas in ruhigere Bahnen gelenkt werden – vor allem würden die Kosten für den Unterhalt der Netze sinken. Frankreich hat mit Orange, Numericable-SFR, Bouygues Telecom und Iliad weiter vier Netzbetreiber, die um die Kunden wetteifern. In Deutschland, Irland und Österreich hatten Übernahmen bereits für eine Reduktion von vier auf drei Anbieter gesorgt. In Italien, Grossbritannien und eben Frankreich setzt die Branche auf ähnliches.
Steigender Datenhunger
Europaweit schwächen sich die Rückgänge bei den Mobilfunknetzbetreibern schon seit einiger Zeit ab: Die Umsätze mit Mobilfunkdienstleistungen profitieren von dem steigenden Datenhunger, aber auch von nachlassenden Rabattschlachten bei den Tarifen. Orange machte im abgelaufenen Jahr auch im wichtigen Heimatmarkt Fortschritte – in Frankreich erzielt der Konzern knapp die Hälfte seines Umsatzes und mehr als die Hälfte des operativen Gewinns. In den letzten drei Monaten sanken die Erlöse kaum noch. Kostensenkungen sorgten für ein besseres Ergebnis. (awp/mc/upd/ps)