Yellen: Finanzmarktturbulenzen Gefahr für Wachstum
Janet Yellen, Präsidentin des US Federal Reserve Board. (Bild: © United States Government Work)
Washington – Die aktuellen Turbulenzen an den Finanzmärkten können der US-Notenbankvorsitzenden Janet Yellen zufolge die Wirtschaft in den USA belasten. Die Notenbank gehe aber weiter davon aus, dass die US-Wirtschaft eine graduelle Anhebung der Leitzinsen benötige, sagte Yellen am Mittwoch vor dem US-Repräsentantenhaus. Der Zinsanhebungspfad sei aber keineswegs festgelegt.
«Die Bedingungen an den US-Finanzmärkten wurden zuletzt ungünstiger für das Wachstum», sagte Yellen. «Falls dies so bleibt, dann könnte dies das Wachstum und den Arbeitsmarkt belasten.» Zudem würden die unsicheren Wirtschaftsaussichten für China und die Wechselkurspolitik des Landes die Sorgen über den wirtschaftlichen Ausblick verstärken.
Öl- und Rohstoffpreise ein Risiko für die Weltwirtschaft
Besonders die niedrigen Öl- und Rohstoffpreise könnten zum Problem für die Weltwirtschaft werden. «Niedrige Rohstoffpreise können finanziellen Druck in Exportländern erhöhen, besonders in den anfälligen Schwellenländern, und in rohstoffnahen Industrien in aller Welt», sagte Yellen. Diese Entwicklungen könnten auch die US-Exporte belasten, so Yellen. Allerdings habe man bisher noch keine merkliche Abschwächung der Weltwirtschaft beobachtet.
Trotz der Risiken sieht Yellen die US-Wirtschaft auf einem guten Weg. Sie befinde sich in vielen Bereichen in der Nähe der Normalität. Yellen wollte angesichts der Finanzmarktturbulenzen auch noch keine voreiligen Schlüsse zur weiteren Wirtschaftsentwicklung treffen. Die Gefahr, dass bald sogar eine Zinssenkung nötig werde, sehe man in der Notenbank nicht. Man wolle zwar die europäischen Erfahrungen mit negativen Zinsen beobachten, auch wenn man nicht glaube, dass man selber zu diesem Instrument greifen müsse. Zudem sei es noch nicht geklärt, ob die Fed rechtlich zur Einführung von negativen Leitzinsen berechtigt sei.
Zinserhöhungs-Erwartungen zuletzt deutlich gesunken
Die US-Notenbank hatte im Dezember erstmals seit der Finanzkrise die Zinsen angehoben. Die Zinserhöhungserwartungen an den Märkten waren angesichts der Wachstumsschwäche in China, den Finanzmarktturbulenzen und den fallenden Rohölpreisen deutlich gesunken. Die nächste Zinsentscheidung trifft die Notenbank am 16. März. Eine Zinsanhebung auf dieser Sitzung erwartet aber kaum noch jemand. (awp/mc/pg)