ABB spürt im Q4 schwieriges Marktumfeld

ABB spürt im Q4 schwieriges Marktumfeld
ABB-CEO Ulrich Spiesshofer. (Foto: ABB)

Ulrich Spiesshofer, Vorsitzender der Konzernleitung von ABB. (Foto: ABB)

Zürich – Der Industriekonzern ABB hatte sowohl im vierten Quartal als auch auf das gesamte Geschäftsjahr 2015 gesehen mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen. Sowohl Umsatz als auch Auftragseingang wurden in Lokalwährung und auf vergleichbarer Basis gerechnet lediglich in etwa gehalten, während in der Berichtswährung US-Dollar ein zweistelliges Minus resultierte. Immerhin ergab sich dank der verschiedenen strategischen Programme eine Verbesserung der Profitabilität. Trotz eines wegen Sonderkosten deutlichen Rückgangs des Reingewinns soll eine höhere Dividende ausgeschüttet werden.

CEO Ulrich Spiesshofer zeigte sich trotz verpasstem Wachstumsziel einigermassen zufrieden: «Wir haben Massnahmen ergriffen, um uns stärker auf die Kunden zu fokussieren, in ausgewählten Segmenten profitables Wachstum erwirtschaftet und uns so den Auswirkungen des Gegenwinds aus den Märkten entgegengestemmt», sagte er an einer Medienkonferenz. Allerdings hatte ABB erst im vergangenen September ein neues, gegenüber dem vorherigen reduziertes Wachstumsziel von 3 bis 6% im Jahr in lokalen Währungen genannt, dies für die Zeitperiode von 2015 bis 2020. Dieses Ziel wurde nun wie bereits 2014 klar verpasst.

Starker Währungseffekt
Im vierten Quartal ergaben sich bei einem Auftragseingang von 8,26 Mrd USD und einem Umsatz von 9,24 Mrd auf vergleichbarer Basis und in Lokalwährungen gerechnet knappe Minusziffern von 2 und 1%. In der rapportierten Währung USD lagen diese Minuswerte gar knapp im zweistelligen Bereich. Die Aufwertung des US-Dollars gegenüber der Vorjahresperiode führte beim gebuchten Auftragseingang zu einem negativen Umrechnungseffekt von 9%, wie ABB am Mittwoch mitteilte.

Die Nachfrage sei auch im vierten Quartal verhalten geblieben, was die fortgesetzten makroökonomischen Unsicherheiten und Herausforderungen in vielen Märkten spiegle, hiess es dazu.

Der operative EBITA fiel in USD um 6% auf 1’081 Mio zurück, auf vergleichbarer Basis ergab sich indes ein knappes Plus von 1%. Wegen des nominal klar tieferen Umsatzes verbesserte sich die EBITA-Marge aber um 60 Basispunkte auf 11,7%. Nebst den verschiedenen Kostensenkungs- und sonstigen Verbesserungsmassnahmen war dafür auch der Turnaround in der einstigen Krisensparte Energietechnik-Systeme verantwortlich. Diese erreichte im vierten Quartal mit einer Marge von 7,5% den Zielkorridor. Wegen Sonderkosten im Zusammenhang mit den erwähnten Programmen brach aber der Reingewinn um 70% auf 204 Mio USD ein.

Im Gesamtjahr wurde ein Auftragseingang von 36,43 Mrd USD, ein Umsatz von 35,48 Mrd sowie ein EBITA von 4,17 Mrd erzielt. Bei den Minusraten im Vergleich zum Vorjahr ergab sich ein praktisch identisches Bild wie im vierten Quartal. Der Reingewinn lag mit 1,93 Mrd um einen Viertel unter dem Vorjahr, gleichwohl wird eine Erhöhung der Dividende um 2 Rappen auf 0,74 CHF angestrebt. Den Rückgang des Reingewinns erklärt Spiesshofer mit Sonderkosten über insgesamt 626 Mio USD im Zusammenhang mit Kapazitätsanpassungen und anderen Kostenmassnahmen.

Zurückhaltende Prognose
Mit Blick nach vorne bleibt ABB zumindest kurzfristig weiterhin zurückhaltend. «Wir erwarten für unser Geschäft im Jahr 2016 von der Marktentwicklung her gesehen keine Unterstützung», sagte Spiesshofer. Die Frage, ob das Unternehmen 2016 auf den Wachstumspfad zurückkehren werde, liess er offen. «Vielleicht wird es im zweiten Semester wieder aufwärts gehen.»

Weiterhin sollen die Umsatzkosten um 3 bis 5% im Jahr gesenkt werden. Und die für 2016 erwarteten Einsparungen aus dem White Collar-Programm sieht er bei über 400 Mio USD. Die Strategieüberprüfung für die ab 2016 im Rahmen einer vereinfachenden Reorganisation neu geschaffene Division Stromnetze verläuft gemäss dem CEO nach Plan.

Die Börse zeigte sich mit einer ersten positiven Kursreaktion angetan von der verbesserten Marge. Später gewann dann aber die Ernüchterung über die durchzogenen Zahlen die Oberhand. Bei Handelsschluss standen ABB 0,5% im Minus. (awp/mc/pg)

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