US-Schluss: Dow Jones schliesst 0,1% tiefer bei 16’449 Punkten
New York – Hin- und hergerissen zwischen Konjunktursorgen und – Notenbank-Hoffnungen sind die US-Börsen am Montag kaum verändert aus dem Handel gegangen. Einerseits hatte sich die schlechte Stimmung in der herstellenden Industrie Chinas auch im neuen Jahr nicht aufgehellt. Dem gegenüber stand die Zuversicht, dass die US-Notenbank (Fed) ihre Ende 2015 begonnene Zinswende nicht rasch fortsetzt. Der Notenbanker Stanley Fischer hatte zu Wochenbeginn gesagt, dass die Währungshüter den Einfluss der jüngsten Marktturbulenzen auf das US-Wachstum bei ihrer nächsten Sitzung im März berücksichtigen würden.
Der Leitindex Dow Jones Industrial machte im späten Handel fast seinen kompletten Tagesverlust wieder wett und gab am Ende nur noch um 0,10 Prozent auf 16’449,18 Punkte nach. Am Freitag hatte er ein Kursfeuerwerk abgebrannt und damit seine deutlich negative Monatsbilanz etwas geschönt.
Der marktbreite S&P-500-Index bewegte sich am Montag am Ende mit einem Minus von 0,04 Prozent auf 1’939,38 Punkte kaum vom Fleck. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es hingegen um 0,17 Prozent auf 4’286,56 Punkte nach oben.
Aktuelle Konjunkturdaten aus den USA überraschten eher positiv. So hatte sich die Stimmung in der US-Industrie im Januar von geringem Niveau aus etwas verbessert. Zudem waren die Einkommen der privaten Haushalte im Dezember etwas stärker gestiegen als gedacht.
Die Ölpreise aber gerieten mit der Sorge vor einer schwachen Nachfrage aus China unter Druck. Seit mittlerweile sechs Monaten deuten die offiziellen Stimmungsdaten auf ein Schrumpfen der wirtschaftlichen Aktivitäten in Chinas Industrie hin. Vor diesem Hintergrund verloren die Aktien des Ölkonzerns ExxonMobil am Dow-Ende 2 Prozent auf 76,29 US-Dollar. Für die Anteilsscheine des Wettbewerbers Chevron ging es um mehr als 1 Prozent nach unten.
Nach Börsenschluss präsentierte dann der Suchmaschinenbetreiber Alphabet (früher: Google) überraschend gute Quartalszahlen. Die Aktien zogen im nachbörslichen Handel um mehr als 8 Prozent an. Damit zog das Unternehmen zumindest ausserhalb der offiziellen Handelszeiten am iPhone-Hersteller Apple vorbei und stieg zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf.
Für Gesprächsstoff im Handelsverlauf sorgte vor allem Twitter. Die Aussicht auf den Einstieg eines bekannten Grossanlegers aus dem Silicon Valley hatte die Papiere des Kurznachrichtendienstes um zeitweise mehr als 11 Prozent in die Höhe getrieben. Zum Handelsschluss betrug das Plus noch 6,61 Prozent.
Zuvor hatte der Branchendienst «The Information» über einen möglichen Deal mit dem Tech-Unternehmer und -Investor Mark Andreessen von der Wagniskapital-Firma Andressen Horowitz berichtet. Twitter, das an der Börse wegen schleppender Geschäfte unter Druck steht, gilt schon länger als Übernahmekandidat. Die vermeintlichen Investoren äusserten sich zunächst nicht zu den Gerüchten.
Offizielle Nachrichten in puncto Übernahmen kamen aus der Pharmabranche. Der Konzern Abbott Laboratories will seine Diagnostiksparte mit einem Milliardenzukauf verstärken. Für den kleineren Wettbewerber Alere bietet der Konzern 56,00 Dollar je Aktie. Damit wird Alere mit 5,8 Milliarden Dollar bewertet. Während die Papiere von Abbott anfängliche Verluste wieder wettmachten und um rund anderthalb Prozent zulegten, schnellten die Anteilsscheine von Alere um 45,46 Prozent auf 54,11 Dollar hoch.
Der angeschlagene Internet-Dino Yahoo schliesslich steht laut einem Zeitungsbericht vor einem drastischen Job-Abbau. Vorstandschefin Marissa Mayer dürfte nach Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag ankündigen, dass 15 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen und mehrere Geschäftsbereiche geschlossen werden, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Zuletzt habe der Konzern etwa 10 700 Mitarbeiter gehabt. Eine Stellungnahme von Yahoo gab es zunächst nicht, die Aktien legten um 0,20 Prozent zu.
Der Euro legte zu und notierte zuletzt bei 1,0891 US-Dollar. Auftrieb erhielt die Gemeinschaftswährung durch Äusserungen aus den Reihen der Europäischen Zentralbank. Der österreichische Notenbankchef Ewald Nowotny warnte vor zu grossen Erwartungen an die Geldpolitik. US-Staatsanleihen gaben um 8/32 Punkte auf 102 21/32 Punkte nach und rentierten mit 1,949 Prozent. (awp/mc/pg)