US-Wirtschaft verliert im 4. Quartal an Dynamik

US-Wirtschaft verliert im 4. Quartal an Dynamik
(Bild: Les Cunliffe - Fotolia.com)

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Washington – Die US-Wirtschaft hat im vierten Quartal 2015 an Dynamik verloren. Das Wachstum blieb auch leicht hinter den Erwartungen zurück. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sei von Oktober bis Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent gewachsen, teilte das Handelsministerium am Freitag in Washington in einer ersten Schätzung mit. Bankvolkswirte hatten mit einem Wachstum von 0,8 Prozent gerechnet. Im Vorquartal hatte der Zuwachs jedoch noch bei 2,0 Prozent gelegen. Der Wert wurde nicht revidiert.

Eine schwächere Wachstumsrate hatte sich bereits abgezeichnet. Vor allem die Industrie zeigte sich zuletzt schwach. Der starke Dollar, die Schwäche in den Schwellenländern, aber auch die Probleme der Ölförderunternehmen bremsten die Wirtschaft. Der private Konsum blieb jedoch mit einem annualisierten Wachstum von 2,2 Prozent relativ robust. Allerdings hatte er im Vorquartal noch um 3,0 Prozent zugelegt. Belastet wurde das BIP auch durch gesunkene Investitionen der Unternehmen und einen Abbau von Lagerbeständen.

«Mangelnde Zuversicht»
«Von Wachstumsdynamik ist die grösste Volkswirtschaft meilenweit entfernt», kommentierte Thomas Gitzel Chefvolkswirt der VP Bank. «Die US-Bürger drehen mittlerweile den Cent zweimal um, bevor sie ihn ausgeben.» Den Unternehmen fehle es an Zuversicht, um den überalterten Maschinenpark zu erneuern. Positiver äusserte sich das britische Analysehaus Capital Economics: Angesichts des starken Arbeitsmarktes und des robusten Konsums sei eine ernsthafte Abschwächung nicht zu erwarten.

Im Gesamtjahr 2015 wuchs die US-Wirtschaft wie schon im Vorjahr um 2,4 Prozent. Getrieben wurde das Wachstum durch den privaten Konsum, der den stärksten Anstieg in den vergangenen zehn Jahren hinlegte. Für das Gesamtjahr 2016 erwartet Capital Economics ein Wachstum von 2,5 Prozent.

Wachstumszahlen werden in den USA auf ein Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang gehalten würde. In Europa wird auf eine Annualisierung verzichtet. Die Wachstumsraten sind deshalb geringer und nicht unmittelbar mit amerikanischen Zahlen vergleichbar.

Michigan-Konsumklima in USA trübt sich überraschend ein
Das von der Universität Michigan erhobene US-Verbrauchervertrauen hat sich im Januar überraschend eingetrübt. Der Indikator sei von 92,6 Punkten im Vormonat auf 92,0 Punkte gefallen, teilte die Universität am Freitag nach einer zweiten Schätzung mit. In einer ersten Erhebung war noch ein Anstieg auf 93,3 Punkte ermittelt worden. Volkswirte hatten für den Januar mit 93,0 Punkten gerechnet. Der Index der Universität Michigan gilt als Indikator für das Kaufverhalten der US-Verbraucher. Er basiert auf einer telefonischen Umfrage unter rund 500 Haushalten. Abgefragt werden die finanzielle und wirtschaftliche Lagebeurteilung sowie die entsprechenden Erwartungen.

Geschäftsklima der Region Chicago wieder über der Expansionschwelle
Derweil hat sich das Geschäftsklima in der Region Chicago im Januar überraschend stark aufgehellt. Der Indikator signalisierte erstmals seit Oktober wieder einen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivität. Der Einkaufsmanagerindex sei von 42,9 Punkten im Vormonat um 55,6 Zähler gestiegen, teilte die regionale Einkaufsmanagervereinigung am Freitag in Chicago mit. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs auf 45,3 Punkte gerechnet. Der Indikator kletterte damit über der Expansionsschwelle von 50 Punkten und erreichte den höchsten Wert seit einem Jahr. (awp/mc/pg)

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