CH-Schluss: SMI gibt weitere 2,04% auf 8153 Punkte ab
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag erneut deutliche Einbussen hinnehmen müssen. Schwache Pharma-Schwergewichte, Banken und Zykliker belasteten den Leitindex SMI schon im frühen Handel. Am Nachmittag sorgten unter den Erwartungen liegende US-Daten für erneuten Abwärtsdruck. Zum Handelsende lag der SMI nur leicht über dem Tagestief.
Die Investoren bleiben hochgradig nervös und reagieren sofort auf nachteilige Nachrichten, sagte ein Händler. Am Mittwochabend hatte die Fed bei ihren Zinsentscheid die Risiken für die Weltwirtschaft stärker betont. In der Eurozone trübte sich das Geschäftsklima und die Wirtschaftsstimmung im Januar deutlich ein. Am Nachmittag schickten schwache US-Daten die Kurse nochmals deutlicher Richtung Süden. Der Auftragseingang langlebiger Güter fiel klar schwächer aus als erwartet. Auch die schwebenden Hausverkäufe erreichten nicht die Prognosen. Für einen Kurssprung beim Ölpreis sorgte unterdessen ein russischer Minister, der Verhandlungen mit der OPEC über die Förderquoten ins Auge fasst.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 2,04% auf 8’153,27 Punkte (Tagestief 8’108 Punkte). Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, schloss 1,39% tiefer auf 1’227,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 1,76% auf 8’443,66 Zähler. Von den 30 SMI/SLI-Titeln schlossen 26 im Minus und nur vier im Plus.
Es war kein guter Tag für Pharma-Aktien. Roche sackten nach Vorlage der Jahreszahlen 2015 deutlich ab und gingen mit -3,8% aus dem Handel. Zeitweise betrug der Abschlag rund 5,0%. Der Pharmakonzern konnte zwar die Erwartungen der Analysten bei Umsatz und operativem Gewinn erfüllen. Bei Reingewinn und Dividende habe man hingegen mehr erwartet, hiess es. Auch der Ausblick sei sehr verhalten, bemängeln Analysten.
Schwächster Blue Chip waren die Konkurrenzpapiere von Novartis, die sich um weitere 3,9% verbilligten. Nach dem Rückschlag um 3,7% zur Wochenmitte wurde damit noch kein Boden gefunden. Nach den enttäuschenden Jahreszahlen vom Mittwoch hagelte es zudem Kursziel- und Ratingsenkungen. Actelion schlossen 2,7% tiefer. Auch das dritte defensive Schwergewicht Nestlé (-1,0%) gab dem SMI kaum Stütze.
Die Bankenwerte haben im Tagesverlauf an Boden verloren und schlossen ebenfalls klar im Minus. Die gesamte Branche wurde von Meldung über Probleme im italienischen Finanzsektor belastet. Julius Bär (-1,9%), Credit Suisse (-2,2%) und UBS (-0,7%) gaben jedoch unterschiedlich stark ab. Am Mittwoch hatte sich mit der Hyposwiss Privatbank die letzte Kategorie-2-Bank mit den US-Behörden geeinigt.
Die Aussicht auf eine eher langsamer als erwartete Gangart der US-Notenbank und damit auf weiter sehr tiefe Zinsen belaste zudem am ehesten die Versicherer, hiess es. So verloren Zurich (-1,4%) und Swiss Life (-1,3%) ebenfalls deutlicher. Swiss Re (+0,1%) drehte zum Handelsschluss knapp ins Plus.
Auch Aryzta gaben mit -1,8% optisch deutlicher ab, allerding wurden die Papiere mit Dividendenabschlag (0,6555 CHF od. -1,4%) gehandelt. Die am Vortag nach starken Jahreszahlen gesuchten Lonza büssten 2,3% ein. Auch andere Zykliker wie Adecco (-0,7%), ABB oder LafargeHolcim (je -0,9%) verloren. Letztere wurden von Natixis herabgestuft und die Deutsche Bank senkte das Kursziel. Transocean (-0,2%) konnten sich nach festeren Öl-Notierungen etwas erholen und lagen zum Handelsschluss nur knapp im Minus.
Als stärkster SMI/SLI-Wert zählten Sika (+1,2%) zu den wenigen Gewinnern. Die Aktien des Bauchemiekonzerns profitieren nach Händlerangaben von einer Kaufempfehlung eines gewichtigen Brokers. Auch Schindler (+0,4%) konnte sich nach guten Zahlen vom Wettbewerber Kone im Plus halten. Vierte Gewinner waren Swatch (+0,5%), während Wettbewerber Richemont (-0,8%) tiefer schlossen.
Im breiten Markt zogen die Aktien von Meyer Burger um 5,8% an. Der Solarzulieferer meldete den Eingang neuer Aufträge und veröffentliche erste, stark verbesserte Finanzkennzahlen für das Geschäftsjahr 2015. Diese lagen etwas über den Erwartungen der Analysten.
Kuoni legten um 6,7% zu, nachdem laut einer Agenturmeldung die Schwedische EQT kurz vor dem Kauf stehe.
Mit Geschäftszahlen für 2015 haben die Berner Kantonalbank (-0,6%), Hügli (+1,0%) und Ascom (unv.) aufgewartet. (awp/mc/pg)