EU-Schluss: ESTX50 gibt um 2,1% auf 2979 Zähler nach
Paris – Eine Reihe trüber Wirtschaftsdaten und Unternehmensergebnisse hat Europas wichtigste Aktienmärkte am Donnerstag weit ins Minus gedrückt. Als belastend für die Märkte wurden zudem Ängste über den Zustand des italienischen Finanzsektors genannt. Italiens Banken ächzen unter dem Berg fauler Kredite.
Am Nachmittag beschleunigte sich die Talfahrt in Reaktion auf abbröckelnde Kurse an der Wall Street noch. Der erneut deutlich anziehende Ölpreis konnte angesichts der Masse schlechter Nachrichten die Märkte kaum stützen.
Der EuroStoxx 50 sank wieder unter die Marke von 3000 Punkten und verlor letztlich 2,10 Prozent auf 2979,42 Zähler. In Paris büßte der CAC 40 1,33 Prozent auf 4322,16 Punkte ein. Der Londoner FTSE 100 fiel um 0,98 Prozent auf 5931,78 Punkte. Der italienische Leitindex FTSE MIB sackte noch deutlicher ab um 3,49 Prozent.
«Die Meldung über Probleme im Finanzsektor lassen Erinnerungen aus den Jahren 2008 bis 2010 wach werden, und der nächste Schock könnte wesentlich verheerender ausfallen», sagte Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner. Das Problem sei die Masse fauler Kredite bei Italiens Banken. Entsprechend gehörten die Papiere der Grossbanken Intesa SanPaolo und Unicredit mit Verlusten von jeweils mehr als 5 Prozent zu den Schlusslichtern im EuroStoxx-50-Index.
Die Ölpreiserholung verlieh dem Branchenindex Stoxx Europe 600 Oil & Gas Rückenwind. Er stieg an der Spitze des Branchentableaus um 1,59 Prozent. So fanden sich an der Spitze des Stoxx-50-Index die fünf Ölwerte Total , Eni , BP , Shell und BG Group .
Die beiden letztgenannten gewannen 2,74 beziehungsweise 1,76 Prozent. Sie profitierten auch von dem Umstand, dass ihre geplante Fusion die letzte grosse Hürde genommen hatte: Einen Tag nach den Shell-Aktionären gaben am Donnerstag auch die BG-Anteilseigner grünes Licht für den Zusammenschluss.
Airbus-Papiere profitierten hingegen nicht von einer vollzogenen Grossbestellung und verloren 0,79 Prozent. Zur Modernisierung seiner überalterten Flugzeugflotte hat der Iran 118 Maschinen beim europäischen Hersteller Airbus geordert. Dazu gehören nach Angaben von Airbus zwölf doppelstöckige Grossraumjets vom Typ A380 und 16 Maschinen des brandneuen Langstreckenfliegers A350.
Wegen der schwachen Weltbörsen legt die britische Regierung ihren geplanten Ausstieg bei der Grossbank Lloyds auf Eis. Ursprünglich wollte die Regierung im Frühjahr den Komplettausstieg bei der in der Finanzkrise geretteten Bank angehen. Der britische Staat hatte Lloyds in der Finanzkrise 2008 mit 20 Milliarden Pfund gestützt und im Gegenzug fast 40 Prozent der Anteile erhalten. Inzwischen hat die Regierung mehrfach Aktienpakete mit Gewinn verkauft, hält aber noch 9,2 Prozent der Anteile. Lloyds-Aktien verbilligten sich um 1,31 Prozent.
Für die Aktien des Schweizer Pharmakonzerns Roche ging es um 3,84 Prozent nach unten. Zwar entwickele sich Roche operativ stark, schrieb Analyst Alistair Campbell von der Privatbank Berenberg in einer Studie. Die Gewinnerwartungen des Marktes für 2016 erschienen im Lichte des starken Franken und einer höheren Steuerquote allerdings zu hoch.
Dem Textilriesen Hennes & Mauritz (H&M) brockten derweil der starke Dollar und der milde Winter einen Gewinnrückgang im Weihnachtsgeschäft ein. Der Aktienkurs fiel daraufhin um 4,76 Prozent.
Auch der weltgrösste Schnapsbrenner Diageo konnte die Anleger nicht überzeugen. Die Papiere fielen nach der Vorlage von Halbjahreszahlen um mehr als 1 Prozent. (awp/mc/pg)