Greenpeace-Aktion: Mammut verwandelt sich in Giftschlange

Greenpeace-Aktion: Mammut verwandelt sich in Giftschlange

(Bild: detox-outdoor.org)

Zürich – «Be a leader, Detox now!» Mit dieser Banner-Forderung haben heute über ein Dutzend Greenpeace-AktivistInnen dem Mammut-Laden an der Löwenstrasse in Zürich einen neuen Auftritt verpasst; aus der Outdoor-Marke «Mammut» wurde «Mamba». Hintergrund ist der erneute Fund von PFC-Chemikalien in Mammut-Produkten. Diese schädlichen Substanzen sind mittlerweile in den entlegensten, vermeintlich unberührten Regionen der Welt – etwa im Schweizer Nationalpark – zu finden und auch im menschlichen Blut nachweisbar.

«Für uns als Schweizer Alpinfirma ist eine intakte Umwelt und Berglandschaft nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht von grosser Bedeutung. Wir selbst sind in den Alpen zu Hause und sind leidenschaftlich gerne in den Bergen. Mammut lebt von und für die Natur.» ([1]) Mammut verspricht auf der Firmen-Website «Verantwortung».

Der gestern an der Outdoor-Messe ISPO in München vorgestellte Greenpeace-Produktetest «Gefährliche Chemikalien in Outdoor-Ausrüstung»[2] (bit.ly/1RBjUhu) zeigt jedoch ein anderes Bild: Die Umweltorganisation untersuchte neben Outdoor-Bekleidung und -Schuhen erstmalig Camping- und Wanderausrüstung wie Rucksäcke, Zelte, Schlafsäcke und ein Seil auf schädliche per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC). Über die Auswahl der Produkte hatten zuvor KonsumentInnen online abgestimmt. So wurde zum ersten Mal ein Produktetest unter Beteiligung der Öffentlichkeit entwickelt. Die Test-Resultate sind besorgniserregend. Von 40 getesteten Produkten enthielten nur vier keine PFC. Mammut-Produkte schnitten schlecht ab: Eine der höchsten Konzentrationen von giftigen langkettigen PFOA wurde in einem Mammut-Schuh (12.73 µg/m2) gemessen. Auch ein Rucksack (4.24 µg/m²)) enthielt diese Substanz. In Jacken, Hosen, Schlafsack und Seil von Mammut hat Greenpeace weitere PFC nachgewiesen.

Mammut muss seine Verantwortung wahrnehmen
Julia Bangerter, Leiterin der Detox-Kampagne von Greenpeace Schweiz, sagt: «Zwischen Mammut und der Natur stimmt die Chemie nicht. Die Greenpeace-AktivistInnen, die heute beim Mammut-Store ein Rebranding durchgeführt haben, haben eine klare Forderung an den Schweizer Konzern: Mammut soll seine Verantwortung gegenüber Mensch, Tier und Umwelt nicht nur ständig betonen, sondern effektiv wahrnehmen und umsetzen. PFC-Chemikalien haben in der Natur, in der Nahrung und im Trinkwasser nichts zu suchen.»

Viele Outdoor-Marken wie Mammut ersetzen langkettige PFC mit kurzkettigen PFC und preisen dies als Lösung des Problems an. Mehr als 200 Wissenschaftler ([3]) fordern allerdings ein generelles Verwendungsverbot von PFC zumindest für Verbraucherprodukte wie Kleidung. Sie sind der Meinung, dasss sich die kürzeren, flüchtigeren PFC ebenso in der Natur anreichern und verteilen. 2015 hatten Greenpeace-Probenahmen belegt, dass PFC sich weit über den Globus verteilen. Sie wurden unter anderem auch im Schweizer Nationalpark nachgewiesen. ([4])

PFC-freie Alternativen bewähren sich in der Praxis
Andere Firmen liefern bereits PFC-freie Top-Qualität für alle Outdoor-Bereiche. Gerade hat der italienische Profi-Kletterer David Bacci mit PFC-freier Kleidung den anspruchsvollen Cerro Torre in Patagonien bestiegen. Und die britische Marke Pàramo hat sich mit einem Detox-Commitment verpflichtet, PFC aus ihrer Kleidung zu verbannen – zwei Belege, dass es technisch hochstehende Lösungen ohne PFC bereits gibt. Greenpeace ruft Mammut dazu auf, eine Leaderrolle zu übernehmen im Outdoor-Business und sein CSR-Versprechen «Wir leben von der Natur und für die Natur» umzusetzen. PFC können jetzt schon durch umweltverträglichere, qualitiativ hochwertige Alternativen ersetzt werden.

Mit der Detox-Kampagne fordert Greenpeace mit Einbezug der KonsumentInnen die Bekleidungsindustrie seit 2011 auf, alle gefährlichen Chemikalien inklusive PFC aus der Produktions- und Lieferkette von Konsumgütern zu verbannen und dies öffentlich zu belegen. Zahlreiche Bekleidungsfirmen wie Adidas, H&M oder Zara haben sich auf Druck von Greenpeace bereits zu diesem Schritt verpflichtet und das Detox-Commitment unterzeichnet.

Den Report «Gefährliche Chemikalien in Outdoor-Ausrüstung – Greenpeace-Produkttest 2016» finden Sie unter: bit.ly/1RBjUhu

Weitere Informationen finden Sie unter www.greenpeace.ch und detox-outdoor.org/. (Greenpeace/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar