Konzerne erheben Forderungen für Forschungsstandort Schweiz
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Bern – Personenfreizügigkeit, keine zusätzlichen Steuerbelastungen und mehr öffentliche Mittel für die Forschung – das fordern die multinationalen Konzerne in der Schweiz, vorab aus den Bereichen Chemie, Pharma und Biotech. Sie wollen damit die Forschungsaktivitäten in der Schweiz absichern.
An einer gemeinsamen Medienkonferenz in Bern präsentierten am Donnerstag die Verbände Swiss Holdings, Science Industries und Economiesuisse die Ergebnisse einer Studie, die sie bei der Universität St Gallen in Auftrag gegeben hatten. Diese Studie untersuchte die Bedingungen für die Forschungsaktivitäten multinationaler Konzerne in der Schweiz und ist die Grundlage für entsprechende Forderungen der Konzerne.
Die Studie «Forschungs- & Innovationsaktivitäten (F&I) multinationaler Unternehmen in der Schweiz» kommt zu dem Schluss, dass die Rahmenbedingungen in der Schweiz für die Forschungsaktivitäten der Unternehmen nach wie vor sehr gut seien, doch durch politische Entwicklungen unter Druck gerieten.
So ergeben sich etwa durch die Masseneinwanderungsinitiative oder die geplante Unternehmenssteuerreform III Unsicherheiten für die Unternehmen, die letztlich dazu führen können, dass sie ihre Forschungsaktivitäten vermehrt im Ausland ansiedeln.
Volkswirtschaftliche Bedeutung von Forschung in der Schweiz
Vor diesem Hintergrund betont die Studie die volkswirtschaftliche Bedeutung von Forschung in der Schweiz. So tragen die 20 multinationalen Konzerne mit den höchsten Aufwendungen für Forschung rund 4,7% zum Bruttoinlandprodukt (BIP) bei.
Die beiden Pharmakonzerne Roche und Novartis gehören zudem zu den 20 Unternehmen, die weltweit die grössten Forschungsbudgets haben. Mit den Zahlen will die Studie untermauern, dass die Schweizer Spitzenstellung «direkt mit der Innovationsstärke der multinationalen Unternehmen verknüpft ist».
Allein die 20 forschungsintensivsten Konzerne beschäftigen über 80’000 Mitarbeitende in der Schweiz. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sich Schweizer Multis in der Aus- und Weiterbildung engagieren, als Anbieter von Lehrstellen oder mit Kooperationen mit Fachhochschulen, Universitäten und der ETH. Zudem tragen sie bei zur Verbesserung der Infrastruktur für Forschung. Unter anderen diese Auswirkungen bezeichnet die Studie als direkte Effekte.
Indirekte Effekte entstehen vor allem aus den Verbindungen zu lokalen Firmen, als deren Kunden oder Zulieferer und in Form von Verflechtungen wie Joint-Ventures oder Spin-Offs. Darüber hinaus ergeben sich Effekte aus erhöhter Nachfrage, dem Transfer von Mitarbeitern oder Wissenstransfers.
Schweiz in Konkurrenz zu asiatischen Ländern
Doch als Forschungsstandort konkurriert die Schweiz zunehmend nicht mehr nur mit westlichen Ländern wie den USA oder Deutschland, sondern auch mit asiatischen Ländern.
In diesem Zusammenhang betonte Thomas Beck, Leiter Research Center bei Nestlé zunehmende Unsicherheiten vor allem durch die Masseneinwanderungsinitiative der SVP. «Für unsere Forschung ist der Zugang zu hochqualifizierten Spezialisten und Fachkräften aus der EU und aus Drittstaaten unabdingbar.»
Weil jedoch noch nicht klar sei, ob sich bei der Umsetzung der Initiative der Vorschlag des Bundesrates durchsetze, habe Nestlé bereits Forschungsstandorte im Ausland ausgebaut, sagte Beck.
Die Unternehmen setzen sich zudem dafür ein, dass im Rahmen der Unternehmenssteuerreform III, die zügig vorangetrieben werden müsse, die Erträge aus Patenten und vergleichbaren Rechten steuerlich begünstigt werden.
Gleichzeitig solle Forschung aufwandseitig entlastet werden, sagte Christian Stiefel, Direktor von Swiss Holdings. Darüber hinaus fordern die Auftraggeber der Studie, dass im Rahmen der Botschaft für Bildung, Forschung und Innovation BFI 2017-2020 «ein überdurchschnittliches und stabiles jährliches Wachstum» einzuplanen sei. Dafür vorgesehene Gelder dürften nicht gekürzt werden. Im Gegenteil seien zusätzliche Investitionen unabdingbar. (awp/mc/ps)