Der Moneycab-Börsenblog: Rosneft – Russland greift zum Tafelsilber
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Der wöchentliche Blick auf die Wirtschaft von Robert Jakob:
Tiefe Förderkosten sind nicht alles. Der russische Finanzminister Anton Siluanow hätte wohl wie so viele Experten nie mit einem derart dramatischen Absturz des Erdölpreises gerechnet. Sein Haushalt ist auf 50 Dollar pro Barrel ausgelegt. Jetzt nimmt Russland nur noch die Hälfte davon ein. Die Rechnung ist schnell gemacht: Die Hälfte des Staatshaushalts hängt am Öl- und Gasexport. Wenn davon die Hälfte wiederum wegbricht bleibt eine Finanzierungslücke von mindestens einem Viertel, wenn man die Förderkosten ausser Acht lässt. In Tat und Wahrheit dürfte sie noch höher ausfallen.
Ist Russland jetzt pleite? Wohl kaum, denn trotz des klaffenden Budgetlochs ist die Staatsverschuldung niedrig. In früheren Rohstoff-Konjunkturtälern griff Russland immer zu einem bewährten Mittel: Verkauf von Staatseigentum. Das soll und wird auch jetzt die Haushaltslücken stopfen. Russland will ein Fünftel von Rosneft privatisieren. Das dürfte im jetzigen Umfeld nicht einfach werden und den Kurs eher belasten als fördern. Denn anders als Mütterchen Russland drückt Rosneft eine dicke Schuldenlast. Sie stammt hauptsächlich aus der 55 Milliarden Dollar teuren Übernahme von TNK, einem einstigen Gemeinschaftsprojekt mit BP.
Rosneft hat jedoch viele vielversprechende Bohrprojekte im Nordpolarkreis. Nicht umsonst ist British Petroleum weiter am russischen Riesen beteiligt. Davon profitieren beide. BP bekommt Zugang zu günstigen Reserven, und die Russen profitieren vom Know-how der Briten im Explorationsgeschäft. Ein Test des langjährigen Tiefs mag jetzt für die Rosneft-Aktie anstehen, da nicht sicher ist, ob BP oder ein anderer Interessent im jetzigen Marktumfeld einen guten Preis zu zahlen bereit sind. Langfristig wird das Erdöl-Angebot wegen der vielen vorläufig weltweit auf Eis gelegten Explorationsprojekte wieder sinken, der Ölpreis daher steigen und Billigproduzenten wie Rosneft sprudelnde Gewinne einfahren. Schnäppchenjäger sollten die Rosneft-Aktie in den nächsten Wochen auf dem Radarschirm behalten.
Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor, arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene und leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins, sondern auch ein Team von Aktienanalysten.
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216 Seiten
Format: 14 x 22 cm; Klappenbroschur
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