WhatsApp schafft Abo-Zahlung ab
München – Der Kurzmitteilungsdienst WhatsApp schafft unter dem Dach von Facebook seine Abo-Gebühr von einem Dollar pro Jahr ab. «Die Übernahme hat uns erlaubt, uns auf Wachstum zu konzentrieren und nicht ans Geldverdienen zu denken», sagte Mitgründer Jan Koum am Montag auf der Internet-Konferenz DLD in München. WhatsApp wolle künftig stärker in der Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbrauchern mitmischen, sagte er mit Blick auf ein mögliches künftiges Geschäftsmodell.
Das ist allerdings auch ein Schwerpunkt beim Facebook Messenger, dem zweiten Kurzmitteilungsdienst des Online-Netzwerks, der nach jüngsten Angaben über 800 Millionen Nutzer hat. Bisher teilten sie sich so auf, dass WhatsApp sich auf eine schlanke Grund-Kommunikation fokussiert und der Messenger – zunächst in den USA – eine Art «schweizer Taschenmesser» mit vielen Zusatz-Angeboten wie Bezahldienst oder Fahrten-Vermittlung.
22-Milliarden-Deal
WhatsApp hat über 900 Millionen Nutzer weltweit, bei der Übernahme durch Facebook waren es noch rund 450 Millionen. Vor ziemlich genau zwei Jahren sagte Koum am Rande der DLD noch, die Abo-Gebühr solle auf Dauer die Unabhängigkeit von WhatsApp sichern. Das Geld reiche aus, beteuerte er damals, die Firma agiere äusserst sparsam.
Wenige Wochen später wurde die Übernahme durch Facebook für 19 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Am Ende war der Deal mit dem steigenden Preis der Facebook-Aktie rund 22 Milliarden Dollar wert. Der Ukrainer Koum, der als Teenager auf Sozialhilfe in Kalifornien angewiesen war, kam als Mitgründer auf ein Milliardenvermögen.
Weitgehende Unabhängigkeit bewahrt
Der Deal mit Facebook habe es WhatsApp erlaubt, die Infrastruktur des weltgrössten Online-Netzwerks zu nutzen – zum Beispiel bei der Einführung der Sprachtelefonie, die sonst viele eigene Ressourcen erfordert hätte, sagte Koum jetzt. Zugleich habe WhatsApp weitgehend die Unabhängigkeit bewahren können, betonte er. So laufe die Software-Entwicklung weiterhin auf einer eigenen Plattform. Bei Verwaltungs-Funktionen wie Personal oder Dienste eines Justiziars greife WhatsApp dagegen auf Facebook-Strukturen zurück.
Keine Hintertüren
Forderungen nach einer Möglichkeit für Behörden, die Verschlüsselung auszuhebeln, erteilte Koum eine klare Absage. «Gerede über Hintertüren ist nicht besonders produktiv, weil wir keine Hintertüren in unsere Software einbauen werden», hakte er ab. In dem Moment, wenn es einen solchen Zugang für Ermittler gebe, würde er auch von Online-Kriminellen entdeckt werden.
Im Dezember war WhatsApp für einen halben Tag in ganz Brasilien blockiert gewesen. Damit wollte ein Gericht das Unternehmen zur Herausgabe von Daten in einem Kriminalfall bewegen. Der Gerichtshof von Sao Paulo hielt das für unangemessen und stoppte die Blockade, die eigentlich zwei Tage dauern sollte. (awp/mc/pg)