M&A-Aktivitäten in der Schweiz 2015 rückläufig
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Zürich – Die Schweiz hat mit Blick auf Übernahmen und Fusionen ein bescheidenes Jahr hinter sich. Aufgrund der Aufwertung des Frankens und des Ausbleibens von «Mega-Deals» waren die Aktivitäten 2015 entgegen dem internationalen Trend rückläufig. Im laufenden Jahr dürfte der Nachholeffekt spielen und daraus eine solide Zunahme resultieren. Im Fokus wird dabei unter anderem der Tourismus-Sektor stehen.
Die Anzahl der Transaktionen mit Schweizer Beteiligung ging 2015 um 17% auf 350 zurück. Das Volumen der Transaktionen sank sogar um 55% auf rund 85 Mrd USD, wie aus einer am Dienstag publizierten Studie des Beratungsunternehmens KPMG hervorgeht. Als Gründe für den Rückgang orten die Studienverfasser das Ausbleiben von Mega-Deals sowie Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Aufhebung des Euromindestkurses.
«Insgesamt war 2015 in der Schweiz ein holpriges Jahr für Fusionen und Übernahmen», bilanzierte Studienleiter Patrik Kerler am Dienstag vor den Medien. Die grössten Transaktionen seien bei stark global orientierten Unternehmen zu beobachten gewesen, die weniger stark mit der Franken-Thematik beschäftigt sind.
International ein Rekordjahr
International gesehen war 2015 dagegen ein Rekordjahr. Laut KPMG lag das Transaktionsvolumen weltweit bei rund 4’500 Mrd USD, was auf das globale Wirtschaftswachstum, die vorteilhaften Finanzierungskonditionen sowie auf Grosstransaktionen wie der Zusammenschluss von Pfizer und Allergan sowie Anheuser-Busch Inbev und SAB Miller zurückzuführen sei.
Mit Blick auf die Schweiz war die Fusion der Versicherungsgesellschaften Chubb und ACE mit einem Volumen von rund 28 Mrd USD die einzige Transaktion im zweistelligen Milliardenbereich. Aus der Versicherungsbranche gesellte sich die angekündigte Übernahme der britischen Guardian Financial Services durch die Swiss Re-Geschäftseinheit Admin Re über rund 2,4 Mrd USD dazu.
Die Folgetransaktionen der Fusion von Lafarge mit Holcim steuerten 7,2 Mrd zum hiesigen Gesamtvolumen bei. Mit der Übernahme von World Duty Free über 3,9 Mrd USD tauchte der Reisedetailhändler Dufry nach 2014 erneut in der Spitzenliste auf. Weitere wichtige Transaktionen waren der Verkauf von Swissport an die chinesische HNA Group sowie der Börsengang des Telekommunikationsanbieters Sunrise.
Höhere Aktivitäten im laufenden Jahr erwartet
Für das laufende Jahr gehen die Experten von KPMG von einer Erhöhung der Aktivitäten bei Fusionen und Übernahmen aus. «Historisch korrelieren die M&A-Aktivitäten mit der Performance der Aktienbörsen», so Kerler weiter. Da dies im vergangenen Jahr nicht der Fall gewesen sei, zeige sich ein gewisser Investitionsstau.
Zahlreiche Firmen das Jahr 2015 für die Überarbeitung ihrer Geschäftsmodelle genutzt und setzten nun wieder verstärkt auf akquisitorisches Wachstum im In- und Ausland. «Viele Unternehmen haben volle Kassen und stehen unter einem erhöhten Investitions- und Wachstumsdruck», so der Studienleiter. Wegen der hohen Bewertungen würden aber auch viele Besitzer den Zeitpunkt für einen Verkauf als günstig erachten und er rechne damit eher mit einem «Sellers-Market».
Tourismus-Sektor unter Zugzwang
Besonders stark werde es mit Transaktionen die Tourismusindustrie treffen. Dies sei eine Folge des starken Veränderungsdrucks in der Branche. Die Autoren der Studie sagen daher weitere Strukturbereinigungen, Konsolidierungen und Kooperationen im Tourismussektor voraus.
Bemerkenswert sei 2015 dabei der steigende Anteil an internationalen Investoren in der Schweizer Hotellerie gewesen. Zahlreiche Traditionshäuser, wie das Waldhaus Flims oder das Palace Luzern, gingen in ausländische Hände über.
«Mit rund 25’000 KMUs ist die Tourismusbranche in der Schweiz unglaublich segmentiert», so Peter Vollmer, der sich bei der Studienpräsentation zum Schwerpunktthema Tourismus äusserte. Angesichts der Frankenstärke und der speziellen, flächendeckenden Struktur der Branche müssten alle Beteiligten vermehrt ihr Heil in Kooperationen suchen. (awp/mc/upd/ps)