CH-Schluss: SMI büsst 1,8% auf 8’656 Punkte ein
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat zum Jahresauftakt 2016 einen veritablen Fehlstart hingelegt. Ein Kurssturz an den Börsen Asiens verhagelte den Beginn des neuen Handelsjahres. Ausgelöst wurde dieser von schwachen Daten zu den Industrieaktivitäten Chinas. Die Industrieproduktion in dem Land war den zehnten Monat in Folge rückläufig. Im Zuge dieser Vorgaben hatte der Leitindex SMI bereits mit deutlichen Verlusten eröffnet. Für zusätzliche Nervosität sorgten die Spannungen im Nahen Osten mit dem eskalierenden Streit zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Die Gewinne der kleinen Kursrally vom Vorjahresende sind damit wieder verloren.
Auch an weiteren wichtigen Handelsplätzen gerieten die Kurse auf breiter Front ins Rutschen. Der deutsche Dax beispielsweise brach über 4% ein und das US-Leitbarometer Dow Jones Industrial stand zum Schweiz-Schluss 2,4% tiefer. «Ein fast schon historisch schwacher Jahresauftakt», kommentierte ein Händler. Die während des hiesigen Handels veröffentlichten Makrodaten fielen kaum ins Gewicht, wobei jene für die Eurozone dennoch zuversichtlich gestimmt hätten, wie es hiess. Die unerwartete und deutliche Stimmungseintrübung in der US-Industrie hingegen lasse an der Robustheit der Wachstumslokomotive USA aber Zweifel aufkommen.
Der Swiss Market Index (SMI) verlor 1,83% auf 8’656,31 Punkte. Mit den Verlusten nahm auch die Volatilität deutlich zu: Der VSMI stand zum Handelsende fast 21% höher. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in welchem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, gab 2,24% auf 1’302,02 Punkte nach. Beim breiten Swiss Performance Index (SPI) betrug das Minus 1,81% auf 8’929,25 Zähler. Alle 30 Blue Chips schlossen im roten Bereich.
Starke Abgaben verzeichneten die Aktien der beiden Luxusgüterkonzerne Swatch (-4,2%) und Richemont (-3,1%). Diese litten unter der ausgeprägten Wachstumsschwäche in China. Das Land ist die mit Abstand wichtigste Exportdestination der hiesigen Luxusgüter- und Uhrenindustrie.
Schindler büssten gar 4,9% ein und schlossen damit auf dem letzten Rang in der SMI/SLI-Tabelle. Der Lift- und Rolltreppenhersteller hatte am Morgen den Abschluss seines Aktien-Rückkaufprogramms per Ende 2015 gemeldet. Dass vorläufig kein neues Rückkaufprogramm beschlossen wurde, werde als belastend angesehen, hiess es im Handel. Zudem wurde auch auf die China-Sorgen verwiesen. Das Land ist für Schindler und die Bauindustrie allgemein ein sehr wichtiger Markt. Auch andere zyklische Papiere wurden am Montag verkauft; so verloren etwa LafargeHolcim 3,4%, ABB 2,9%, Adecco 2,8% und SGS 2,7%.
Deutlich nach unten ging es auch mit den Finanzvaloren, allen voran bei Zurich mit -3,2%. Die Titel der beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS gaben um 2,5% bzw. 2,4% nach. Der Wochenendpresse zufolge könnte auf die beiden Institute eine Klagewelle mit Forderungen deutscher Schwarzgeldkunden zurollen. Diese würden zu viel gezahlte Provisionen einfordern, so genannte Retrozessionen. Die Rede ist von «mehreren Milliarden Franken», welche die Schweizer Banken pro Jahr zu viel einkassiert hätten.
Julius Bär schlossen mit -2,4% ebenfalls im Mittelfeld. Die «Bären» hatten zum Jahresende im US-Steuerstreit eine Grundsatzvereinbarung gemeldet und die Rückstellungen erhöht. Die Bär-Aktien hatten daraufhin am letzten Handelstag 2015 deutlich zugelegt.
Die schwergewichtigen Defensiven Roche (-1,2%), Novartis (-1,4%) und Nestlé (-1,3%) verhinderten ein stärkeres Abgleiten des Gesamtmarktes. Auch Swisscom schnitten mit Einbussen von 1,5% verhältnismässig gut ab.
Im breiten Markt gehörten u.a. Autoneum (-5,5%), Leonteq (-4,7%) und Gategroup (-4,1%) zu den grossen Verlierern. Mit Addex ging es dagegen um 7,4% nach oben. Das Pharma-Unternehmen hat für seinen Produktkandidaten Dipraglurant von der US-Gesundheitsbehörde FDA die sogenannte Orphan Drug Designation erhalten. Mit diesem Status gehen einige Vorteile einher wie geringere Entwicklungskosten oder sieben Jahre Marktexklusivität in den USA ab der Lancierung.
Auffällig zeigten sich auch Leclanché mit +11,2%. Der Batteriehersteller hatte kurz vor dem Jahresende vermeldet, das grösste Aktienpaket von 30% habe seinen Besitzer gewechselt. Der bisherige Grossaktionär Precept verkaufte die Anteile an einen chinesischen Investor. (awp/mc/upd/ps)