Axpo: Jahrhundertbauprojekt «Linthal 2015» erreicht Meilenstein

Axpo: Jahrhundertbauprojekt «Linthal 2015» erreicht Meilenstein

Staumauer Muttsee mit Wärterhäuschen und Bergstation Bauseilbahn. (Foto: Axpo)

Baden – Die erste Maschinengruppe des Pumpspeicherwerks Limmern (PSW Limmern) in den Glarner Alpen ist heute zum ersten Mal erfolgreich mit dem Stromnetz synchronisiert worden. Ein wichtiger Meilenstein des Bauprojekts ist damit erreicht. Das PSW Limmern wird insgesamt eine Pumpleistung und eine Turbinenleistung von je 1000 MW aufweisen. Dadurch erhöht sich die Leistung der Kraftwerke Linth-Limmern von heute 480 MW auf 1480 MW. Axpo konnte „Linthal 2015“, das derzeit grösste Bauvorhaben im Schweizer Energiesektor, planmässig realisieren. Die hochflexible Anlage wird künftig einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität und damit zur Versorgungssicherheit der Schweiz und Europas leisten.

Nach rund zehn Jahren Planungs- und Bauzeit ist das 2,1 Mrd. Franken teure Bauvorhaben im Glarner Hochgebirge auf der Zielgeraden. Axpo kann mit der erfolgreichen Netzsynchronisation der ersten von insgesamt vier Maschinengruppen in Linthal ihr 100-jähriges Know-how als Pionierin der Wasserkraft weiter stärken. „Dies ist ein Meilenstein für Axpo und zugleich ein wichtiger Beitrag für die sichere Stromversorgung der Schweiz und auf europäischer Ebene“, so Andrew Walo, CEO der Axpo. Durch die stark schwankende Produktion aus Wind- und Solarenergie ist vermehrt Regelenergie gefragt. „Das ist der Trumpf unserer hochflexiblen Anlage“, ist CEO Andrew Walo überzeugt. «Das Pumpspeicherwerk Limmern leistet, gerade im veränderten Marktumfeld, einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Stromnetzes.»

Pumpspeicherwerk Limmern bietet grosse Leistung mit hoher Flexibilität
Pumpspeicherwerke sind «Batterien» in den Alpen. Das PSW Limmern kann künftig innerhalb weniger Minuten sowohl grosse Mengen an Strom produzieren als auch allfällige Stromüberschüsse aufnehmen und für eine spätere Nutzung speichern. Schwankungen können sowohl auf eine temporäre Überproduktion aufgrund starker Sonneneinstrahlung oder erhöhten Windaufkommens als auch auf den zeitweiligen Produktionsausfall aufgrund eines bedeckten Himmels oder einer Windflaute zurückzuführen sein. Die Regelenergie, die es braucht, um diese teils massiven Schwankungen auszugleichen, wird kurzfristig und jeweils zu unterschiedlichsten Zeiten beansprucht. Pumpspeicherwerke wie das PSW Limmern fungieren als «Batterie», was im grenzüberschreitenden Stromaustausch einen Konkurrenzvorteil schafft.

Pionierbauprojekt der Superlative im Zeit- und Kostenrahmen geblieben
Im Innern des Berges wurde über die vergangenen Monate der Innenausbau intensiv vorangetrieben. Die Rotoren der vier Maschinengruppen wurden direkt in der Maschinenkaverne zusammengebaut, da sie im fertigen Zustand mit einem Gesamtgewicht von je 330 Tonnen zu schwer für einen Transport gewesen wären. Die je rund 220 Tonnen schweren Transformatoren waren die schwersten Einzelteile, die in den Berg transportiert wurden. Sie konnten gestaffelt mit der eigens dafür gebauten Standseilbahn (über 4 km Länge) transportiert und in der Transformatorenkaverne installiert werden. Auf der Muttenalp wurde im Herbst 2014 dank günstiger Witterungsverhältnisse die Schwergewichtsstaumauer mit etwas Vorsprung fertig erstellt. Mit einer Länge von 1050 m ist es die längste Staumauer der Schweiz und mit 2500 m. ü.M. die höchstgelegene Europas. Für ihren Bau wurde grösstenteils das Ausbruchsmaterial aus den Kavernen und Stollen verwendet. Damit wurde bezüglich Materiallogistik eine Meisterleistung vollbracht. „Ich bin stolz, dass wir in diesem Jahrhundertprojekt, dank hervorragender Arbeit und viel Herzblut aller Beteiligter, einen wichtigen Meilenstein geschafft haben“, so Jörg Huwyler, Leiter Axpo Hydroenergie. „Wir haben unser Versprechen eingelöst: Linthal 2015 ist am Netz!“.

Erster Aufstau des Muttsees im Sommer 2016
In den nächsten Monaten werden die insgesamt vier Maschinengruppen gestaffelt mit dem Netz synchronisiert. Die Inbetriebsetzung und der anschliessende Probebetrieb der einzelnen Maschi-nengruppen ist ein hochkomplexer Prozess, der die zahlreichen Systeme und Abläufe über mehrere Monate hinweg testet. In den Sommermonaten 2016 wird der Muttsee erstmals aufgestaut. Der Erstaufstau wird in Rücksprache mit dem Bundesamt für Energie erfolgen. Dabei muss u.a. der Nachweis erbracht werden, dass sich die Staumauer exakt nach den Vorgaben der Modellrechnungen verhält. Die Betriebsmannschaft für das PSW Limmern wird um 15 auf insgesamt 50 Personen aufgestockt. Gesteuert werden die vier 250-MW-Maschinengruppen von der Axpo Netzleitstelle in Baden.

Rückbau der Hochgebirgsbaustelle praktisch abgeschlossen
Die Muttenalp, wo sich die Staumauer befindet und über mehrere Jahre grosse Betonanlagen, ein Arbeitercamp und zahlreiche Bauinstallationen standen, ist zu grossen Teilen bereits wieder renaturiert. Andere Bereiche wie der Rückbau der Bauseilbahnen oder die Renaturierung der beiden Installationsplätze Ochsenstäfeli beim Limmernsee und Tierfehd werden im Verlauf der Jahre 2017/2018 abgeschlossen sein. (Axpo/mc/ps)

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