IHAG Quartalsbericht: Zentralbanken dominierten das Finanzmarktgeschehen
Zürich – Zu Beginn des letzten Quartals des Jahres schalteten die Aktienmärkte wieder in den «Risk on»-Modus. Fundamentaldaten standen dabei eher im Hintergrund. Taten und Äusserungen der Zentralbanken lösten eine Rallye aus. Nachdem die Wirtschaftsberichterstattung über China während Monaten mehrheitlich negativ gewesen war, gab sich der Internationale Währungsfonds überraschend positiv zum Reich der Mitte und die People’s Bank of China doppelte mit der sechsten Zinssenkung innert zwölf Monaten nach. Mario Draghi schürte Erwartungen, dass die Europäische Zentralbank im Dezember die Geldpolitik aufgrund der tiefen Inflation weiter lockern würde. Allein im Oktober und November preschte der deutsche Aktienindex DAX mit +17.8% davon. Aber ganz Europa glänzte mit zweistelligen Kursavancen (DJ Stoxx 50 +10.5%).
Anfang Dezember senkte die EZB den Einlagenzins um 10 Basispunkte auf –0.30%. Das Anleihenkaufprogramm wurde bis März 2017 verlängert und auf regionale und lokale Gebietskörperschaften ausgedehnt. Allerdings erhöhte die EZB das monatliche Kaufvolumen von EUR 60 Mrd. nicht und enttäuschte damit die hohen Erwartungen der Marktteilnehmer klar. Bis zum Redaktionsschluss am 11. Dezember gaben die Aktienmärkte in der Schweiz und in Europa den grössten Teil der anfänglichen Gewinne des vierten Quartals wieder preis (SMI –0.1%, DAX +7.0%, DJ Stoxx 50 +1.4%). US-Aktien waren nicht derart starker Volatilität unterworfen (S&P 500 +4.8%). Die anhaltend expansive Geldpolitik der Notenbanken drückt die Zinsen weiter nach unten.
Währungspaar EUR/CHF tendiert seitwärts
Die Renditen der meisten zehnjährigen Referenzanleihen sanken – wenn auch nicht mehr im gleichen Tempo wie in vergangenen Quartalen: in der Schweiz auf –0.22% und in Europa auf 0.97%. Die Zinsdifferenzen der beiden Währungsräume blieben stabil. Das Währungspaar EUR/CHF tendierte seitwärts und steht bei 1.08. Einzig in den USA rentieren zehnjährige US-Treasuries mit 2.14% leicht höher als im Vorquartal. Der USD bewegte sich seitwärts:gegenüber dem CHF bei 0.98 und dem EUR bei 1.10.
Eine Erhöhung der US-Zinsen von 0.25% scheint eskomptiert zu sein und dürfte für das Zins- und Währungsgefüge im kommenden Quartal ein sogenanntes Non-Event darstellen. Üblicherweise schwächt sich der handelsgewichtete USD nach dem ersten Schritt ab. Aber zumindest gegenüber dem EUR dürfte dies nach dem unbeliebten EZB-Entscheid bereits geschehen sein. Allerdings könnte das Signal eines sehr vorsichtigen Zinserhöhungszyklus in den USA als Ausdruck eines gesunden Wirtschaftswachstums angesehen werden und für den amerikanischen Aktienmarkt eher befreiend wirken. Das Überschreiten alter Höchststände im kommenden Quartal scheint möglich. Die europäischen Aktienmärkte könnten eher etwas Mühe bekunden, weil ein immer schwächerer EUR als Kurstreiber wegfällt. Hinzu kommt, dass die anhaltende Schwäche der Schwellenländer exportorientierte Unternehmen weiterhin bremst. So mag wohl der Konsum in China stetig wachsen, kann aber den Abschwung in der Industrie und bei den Sachinvestitionen erst teilweise kompensieren.
Binnenmarktorientierte Unternehmen bevorzugt
Zu bevorzugen sind binnenmarktorientierte Unternehmen, denn die Wirtschaft in der EU wird nach schwächeren Exporten immer mehr vom Privatkonsum getrieben. Wir haben deshalb Werte wie Linde und BASF abgestossen und durch Peugeot ersetzt. Dennoch könnten die Börsen in der Schweiz und in der EU im Sog der USA höher tendieren. Saisonal liegen Monate vor uns, welche die Aktienmärkte begünstigen. Ausserdem dürften die Bewertungen der Aktien im nach wie vor tief bleibenden Zinsumfeld kaum nennenswert nachgeben. Es fehlen liquide Anlagealternativen. Wir behalten unsere Übergewichtung in den Aktien bei. (IHAG/mc/ps)