CH-Schluss: SMI gewinnt 0,6% auf 8’656 Punkte
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Donnerstag zwar im Plus, aber weit ab vom Tageshoch beendet. Am Tag nach dem viel beachteten US-Zinsentscheid bzw. der ersten Zinserhöhung in den USA seit vielen Jahren hatte der hiesige Markt mit einem Kurssprung eröffnet; nach einer Stunde aber bereits war die Luft ziemlich draussen und die Kurse bröckelten über den Rest des Tages deutlich ab. So blieb am Schluss auf Stufe SMI lediglich noch ein Plus von gut 50 Punkten, nachdem es im Hoch noch über 190 Punkte gewesen waren.
Mit dem US-Zinsentscheid sei eine gewisse Unsicherheit aus dem Markt verschwunden, hiess es im Markt mit Bezug auf die frühen Gewinne. Allerdings sei er auch nicht so überraschend gekommen und erste Marktteilnehmer seien schnell wieder ausgestiegen. Da dann auch die US-Märkte am ‹Tag danach› eher lustlos eröffnet hätten bzw. bis zum Europa-Schluss wegen schwacher Konjunkturdaten (Philly-Fed-Index) klare Verluste hätten hinnehmen müssen, seien die Kurse auch hierzulande immer weiter zurückgefallen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,61% höher bei 8’656,30 Punkten, im Hoch hatte der SMI mit 8795 Punkten fast schon an der Marke von 8800 Punkten gekratzt. Der Volatilitätsindex VSMI, der sozusagen die Rolle eines Angstbarometers hat, fiel anfänglich um über 15%, am Schluss waren es dann aber nur noch -7%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI), in dem die grössten Titel nicht mit der ganzen Gewichtung enthalten sind, legte zum Schluss noch um 0,66% auf 1’307,19 zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,61% auf 8’928,38 Zähler. Von den 30 Blue Chips lagen zum Handelsschluss 21 im Plus und neun im Minus.
Mit am stärksten auf den Fed-Entscheid reagierten die Bankenwerte, wobei zum Handelsschluss Julius Bär (+3,5%) und UBS (+2,6%) klar vor Credit Suisse (+1,5%) lagen. Die Titel hätten vor allem in der letzten Woche sehr schwach abgeschnitten und hätten daher viel Erholungspotential gehabt, hiess es dazu. Die konkreten News des Tages zu den Bankentiteln seien dagegen wohl zweitrangig gewesen. So passt Julius Bär die Führungsstruktur für die Region Schweiz an und schafft einen eigenen Bereich für Superreiche. Zur CS lag ausserdem ein neuer Analystenkommentar vor: Exane startete die Abdeckung der Papiere mit einem «Neutral»-Rating.
Zu den grössten Gewinnern gehörten auch die Versicherungstitel Swiss Life (+1,9%) und Swiss Re (+1,5%), wobei letztere von einer Kaufempfehlung durch den US-Broker Jefferies profitierten. Ausserdem waren gewisse Zykliker wie Clariant (+2,1%) oder ABB (+0,7%) relativ stark gefragt. Die Zinserhöhung sei wohl ein Zeichen dafür, dass die US-Wirtschaft in einem guten Zustand sei, was positiv für konjunktursensitive Titel sei, hiess es dazu. Im vordersten Teil des Feldes zu finden waren mit Galenica (+2,2%) und Lonza (+1,3%) ausserdem die beiden Blue Chips mit dem stärksten Kursanstieg im Jahresverlauf.
Für einen guten Teil des SMI-Gewinns waren ausserdem die Indexschwergewichte verantwortlich. Novartis (+0,8%), die nach dem jüngsten Kursverlauf den grösseren Nachholbedarf haben, legten dabei deutlich mehr zu als Nestlé (+0,5%) oder Roche (+0,1%). Letztere waren phasenweise gar leicht ins Minus zurückgefallen.
Klar am schwächsten schlossen wieder einmal Transocean (-2,3%) ab, wobei hier laut Händlern der wieder sinkende Ölpreis der Grund gewesen sein dürfte. Die Papiere des Backwarenkonzerns Aryzta (-1,7%) gehörten ebenfalls zu den Schlusslichtern, womit die zwei schwächsten Werte im bisherigen Jahresverlauf auch am Berichtstag dem Rest hinterher hinkten. Klare Einbussen mussten auch Swatch (-0,8%), Syngenta (-0,8%) und Holcim (-0,7%) hinnehmen.
Am breiten Markt sorgten vor allem die Micronas-Papiere für Aufsehen. Sie sprangen nach einer Übernahmeofferte durch den japanischen TDK-Konzern um fast 60% auf 7,33 CHF hoch und notierten damit nur relativ knapp unter den angebotenen 7,50 CHF pro Aktie.
Für Gesprächsstoff sorgten ausserdem Myriad, die um 4% avancierten. Grossaktionär Martin Ebner will an der nächsten GV eine Opting-out-Klausel beantragen. Es bestehe allerdings kein konkreter Plan, die Beteiligung auf über einen Drittel aufzustocken, liess er über einen Sprecher ausrichten. (awp/mc/upd/ps)