WhatsApp in Brasilien blockiert – Justiz statuiert Exempel
Rio de Janeiro – Der in Brasilien von Millionen Menschen genutzte Internetdienst WhatsApp ist am Donnerstag landesweit für 14 Stunden blockiert worden. Damit wollte ein Gericht das Unternehmen zur Herausgabe von Daten in einem Kriminalfall bewegen. Der Anbieter Telegram, über den mit einer Internetverbindung ebenfalls kostenlos Nachrichten verschickt werden können, verzeichnete nach eigenen Angaben über 1,5 Millionen neue Nutzer. Die Blockade war von einem Gericht in Sao Bernardo do Campo im Bundesstaat Sao Paulo angeordnet worden und sollte für zwei Tage gelten. Der Gerichtshof von Sao Paulo hielt das für unangemessen und stoppte schliesslich die Blockade.
Eine Geldstrafe sei angebrachter als Millionen Nutzer zu bestrafen, betonte der Richter Xavier de Souz. Kurz nach der Entscheidung funktionierte der Dienst wieder. Hintergrund der vorübergehenden Sperre war ein Strafverfahren, in dem der Anbieter Aufforderungen zur Lieferung von Informationen nicht nachgekommen sein soll. Im Februar war eine landesweite Blockade bereits vor dem Start von einer Berufungsinstanz zurückgewiesen worden. Damals ging es laut Medien um die Herausgabe von Daten im Zusammenhang mit einem Pädophilie-Fall.
Zuckerberg: «Trauriger Tag für Brasilien»
Facebook -Chef Mark Zuckerberg kritisierte die bisher beispiellose Blockade des zu seinem Unternehmen gehörenden Dienstes WhatsApp scharf. «Das ist ein trauriger Tag für Brasilien», schrieb er auf seiner Facebook-Seite. «Brasilien ist bisher ein Alliierter gewesen bei der Schaffung eines offenen Internets.» Es könne nicht sein, dass die Entscheidung eines Gerichts «jede Person in Brasilien bestraft, die WhatsApp benutzt». Er sprach von über 100 Millionen Betroffenen.
WhatsApp hat die kostenpflichtige SMS-Kurznachricht weitgehend ersetzt. Weltweit sollen rund 900 Millionen Menschen WhatsApp nutzen. Facebook hatte den Dienst 2014 für rund 22 Milliarden Dollar gekauft. (awp/mc/upd/ps)