IHAG-Kommentar: Fed könnte mit Zinserhöhung den Weg für eine Rally ebnen

IHAG-Kommentar: Fed könnte mit Zinserhöhung den Weg für eine Rally ebnen

Zürich – In der letzten Woche kam es zu einem heftigen Rücksetzer an den Europäischen Aktienmärkten. Der Euro Stoxx korrigierte 4.5%, der Dax 4.8% und der SMI mit 2.2% etwas weniger. Hauptgrund war, dass die EZB die hochgesteckten Erwartungen der Anleger bezüglich einer noch offensiveren Geldpolitik nicht erfüllte. Daneben gab es Enttäuschungen auf der Unternehmensebene, wie z.B. von Linde (Wochenverlust: 18.2%), die die Wachstumserwartungen zurückschrauben musste.

Auch bei den Währungen blieb der Entscheid der EZB nicht ohne Auswirkungen. Nachdem der EUR/USD seit Mitte Oktober etwa 10 Cents an Wert einbüsste, erstarkte der Euro unmittelbar nach der Sitzung wieder um 3%. Demgegenüber blieb der EUR/CHF über die Woche ungefähr konstant, aber ein Dollar kostet nun wieder drei Rappen weniger als vor einer Woche.

Zinsen unter Druck
Die Zinsen kamen vor allem in Europa massiv unter Druck. Im Wochenvergleich stiegen beispielsweise die Renditen für zehnjährige Deutsche Staatsanleihen um 20 Basispunkte auf 0.68%. In den USA bewegten sich die Zinsen dagegen nur marginal.

Ölhähne bleiben weit geöffnet
Bei den Rohstoffen profitierte der Goldpreis vom schwächeren USD und verteuerte sich über die Woche um 2.5%. Der Ölpreis kam jedoch nicht in die Gänge. Die Opec konnte sich am Freitag nicht zu einem Entscheid durchringen, womit es zu keinen Produktionskürzungen kommt. Der Hahn bleibt weit geöffnet, zu unterschiedlich sind die Interessen der einzelnen Mitglieder des an Schlagkraft verlierenden Kartells. Dazu kommen weltweit hohe Lagerbestände. Unter diesen Gegebenheiten ist weiterhin eine volatile Seitwärtsentwicklung des Ölpreises um die Marke von USD 40/bbl wahrscheinlich.

EZB weniger berechenbar
Die EZB senkte am letzten Donnerstag die Depositenrate auf -0.3% und verlängerte das QE-Programm bis März 2017. Unverändert gelassen wurden die Leitzinsen bei 0.05% und das Volumen der Assetkäufe in Höhe von EUR 60 Mrd. pro Monat. Vor allem Mario Draghi hatte im Vorfeld die Erwartungen der Finanzmärkte geschürt, die nun enttäuscht wurden. Indes gilt es zu berücksichtigen, dass Mario Draghi nicht alleine entscheiden kann, sondern ein Gremium die Entscheide fällt. Die Berechenbarkeit der EZB hat aber sicherlich abgenommen und das langfristige Vertrauen in diese Institution nimmt ab. Für den EUR/USD bedeutet der Entscheid vom Donnerstag, dass ein Unterschreiten der bisherigen Tiefstkurse bei 1.05 nicht mehr wahrscheinlich ist. Daran dürften auch höhere Zinsen in den USA nichts ändern.

Die aus den Fed Futures abgeleitete Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank in der nächsten Woche die Zinsen erhöht beträgt 80% und erscheint deshalb in den Währungsmärkten eskomptiert. Wir gehen zudem davon aus, dass die Fed den Ball flachen halten wird und in 2016 die Zinsen, wenn überhaupt, nur sehr vorsichtig erhöhen wird. Für den amerikanischen Aktienmarkt könnte ein Signal in diese Richtung erlösend wirken und das Überschreiten der bisherigen Höchst bei ungefähr 2‘100 in den Januar/Februar hinein erscheint möglich. Saisonal sind die nächsten drei Monate meistens gut für die Aktienmärkte.

Europäische Börsen im Sog der USA
Für die Europäischen Aktienmärkte könnte der Weg steiniger werden, wenn der Kurstreiber vom immer schwächeren Euro wegfällt. Dazu kommt die klare Abschwächung in den Emerging Markets, die exportorientierte Werte trifft. Die bereits erwähnte Gewinnwarnung von Linde ist dazu nur ein Beispiel. Weitere dürften folgen. Dennoch werden die Europäischen Börsen im Sog der USA höher gehen. Zu favorisieren sind aber klar Unternehmen mit Fokus auf den Binnenmarkt, denn die Wirtschaft in der EU wird nach den schwächeren Exporten immer mehr vom Privatkonsum getrieben.

In den USA gefallen uns nach wie vor die Aktien von EMC. Dell bietet für die Speicherfirma USD 24.05 in Cash und ein Anteil von ungefähr 0.111 an einer neugeschaffenen Tracking-Aktie auf VMware. Der Kurs der VMware-Aktie ist nach dem Übernahmeangebot gefallen, aber die Gesellschaft denkt nun über ein Aktienrückkaufsprogramm nach. Basierend auf dem aktuellen VMware-Kurs von USD 59.60, ergäbe sich ein Wert für die EMC-Aktie von USD 30.60 (USD 24.05 plus 0.111×59.60). Damit hätte die EMC-Aktie per Freitag ein Potential von etwa 18%. (IHAG/mc)

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