Standard Life Investments: Keine grossen Erwartungen
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Zürich – Vor Jahresfrist rechneten die meisten Konjunkturbeobachter mit einer leichten Beschleunigung des Wachstums des globalen Bruttoinlandprodukts. Stattdessen war eine leichte industrielle Rezession zu überstehen. Die weltweite Industrieproduktion sank zwischen Dezember 2014 und August 2015 um 0,1%. Das wahre Bild war wohl noch schlimmer, wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass das Wachstum der Industrieproduktion in China scheinbar zu hoch ausgewiesen wurde. Als Folge hat sich das globale Wachstum in diesem Jahr tatsächlich verlangsamt. Die Schwäche der Industriekonjunktur war geografisch weit verbreitet, so sind alle grossen Regionen deutlich unter dem Trend gewachsen.
Vier Hauptfaktoren erklären den industriellen Abschwung: Erstens haben Chinas Verlangsamung und Neuausrichtung die Importnachfrage nach Industriegütern und Rohstoffen sinken lassen. Die Industrietätigkeit in den Schwellenländern und den Industriestaaten wird zweitens durch die schwache Binnennachfrage in vielen Schwellenländern gedrückt. So wird auch die Handelsaktivität der Industriestaaten immer stärker durch die Nachfrageentwicklung in den Schwellenländern beeinflusst. Die zusammengebrochenen Rohstoffpreise haben drittens die Investitionen in die Energiewirtschaft und den Bergbau verringert. Nicht zuletzt haben viertens die Korrekturen der Lagerbestände in vielen Volkswirtschaften das Wachstum der Industrieproduktion niedrig gehalten.
Mit Blick auf 2016 erwarten viele Ökonomen wieder eine Beschleunigung des globalen Wachstums. Sie begründen dies mit der sich abschwächenden Belastung der Wirtschaftsaktivitäten durch die zurückgehenden Rohstoffpreise und einem gesunden Wachstum der Inlandsnachfrage in den Industriestaaten, welches die Produktion und Investitionen der Industrie beschleunigt, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden.
Umfragedaten deuten jedoch darauf hin, dass die Abwärtsrisiken stark überwiegen. Der Wirtschaftsausblicks-Index von Markit, der die Erwartungen der Unternehmen für das nächste Jahr misst, ist im Oktober auf ein neues Tiefst seit der Finanzkrise gefallen. Dasselbe gilt für die erwarteten Unternehmensgewinne. Beunruhigend ist, dass das Vertrauen von Dienstleistungsunternehmen zur gleichen Zeit fällt, in der das Vertrauen der Fertigungsindustrie nach einem längeren Einbruch feststeckt. Die Schwellenländer bleiben das grösste Sorgenkind: Gemäss den jüngsten Umfragen ist das Vertrauen der chinesischen, indischen und russischen Unternehmen weiter gefallen. Immerhin gibt es Anzeichen dafür, dass der Pessimismus der brasilianischen Unternehmen trügen könnte. Das sich verschlechternde Vertrauen in den USA und in der Eurozone erinnert die Investoren aus den Industrieländern schmerzlich daran, wie wichtig der Rest der Welt wirklich ist. (SLI/mc/pg)