Credit-Suisse-Aktionäre sagen Ja zu dickeren Kapitalpolstern
Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam. (Foto: CS)
Bern – In zwei deutlichen Voten haben die Aktionäre der Credit Suisse am Mittwoch Ja gesagt zu einer Aufstockung des Kapitals. Den Verwässerungseffekt, den eine Kapitalerhöhung mit sich bringt, haben sie damit geschluckt – trotz vereinzelter Kritik.
Ein Kleinaktionär brachte das Dilemma an der ausserordentlichen Generalversammlung in Bern auf den Punkt: Er kritisierte, dass die Kapitalerhöhung den Wert seiner bisherigen Aktien sinken liess. Gleichzeitig hielt er fest: «Von der Risikoseite her gesehen ist mehr Kapital immer gut. Es bleibt uns daher eigentlich nichts anderes übrig, als den Kapitalerhöhungen zuzustimmen.»
Schwache Kapitalausstattung verhindert attraktive Geschäftsmöglichkeiten
Der neue Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam versuchte den Aktionären die bittere Pille mit positiven Wachstumsaussichten schmackhaft zu machen. Die im Oktober vorgestellte Strategie Thiams zielt darauf ab, dass die Credit Suisse in der Vermögensverwaltung und im Private Banking zu den führenden Banken gehört. Die bisherige, relativ schwache Kapitalausstattung habe die Bank immer wieder dabei eingeschränkt, profitable Wachstumschancen zu nutzen, sagte Thiam. «Seit meinem Amtsantritt musste ich von unseren Teams in Asien und auch in anderen Region mehr als einmal hören, dass unsere Kapitalausstattung uns daran gehindert hat, attraktive Geschäftsmöglichkeiten wahrzunehmen», sagte er.
Erster Auftritt Thiams
Es war der erste Auftritt Thiams vor den Kleinaktionären. Der Ivorer arbeitete sich auf Deutsch durch die ersten Sätze und wechselte dann in seine Muttersprache Französisch. Seinem Vorgänger Brady Dougan war vorgehalten worden, dass er trotz seiner acht Jahre an der Spitze der Credit Suisse kaum Deutsch sprach. Die allermeisten Aktionäre sprachen Thiam am Mittwoch ihr Vertrauen aus: Der ersten Kapitalerhöhung, die 1,32 Mrd CHF einbringen soll, stimmten sie mit 94,95% der Stimmen zu. 4,39% stimmten dagegen. Der Rest enthielt sich.
Diese erste Kapitalerhöhung war unbeliebter, da den bisherigen Aktionären keine Bezugsrechte gewährt werden. Die neuen Aktien werden bei ausgewählten Investoren platziert. Bei der zweiten Kapitalspritze war die Zustimmung folglich deutlicher: Hier sagten die Aktionäre mit 95,98% der Stimmen Ja. Dagegen waren nur 0,45%.
Bei dieser Kapitalerhöhung, die bis zu 4,7 Mrd CHF in die Kassen spülen soll, bekommen die Aktionäre Bezugsrechte. Sie erhalten also das Recht pro bisheriger Aktie in einem bestimmten Verhältnis neue Aktien zu beziehen.
6 Mrd Franken Frischgeld
Insgesamt erwartet die Credit Suisse aus den beiden Finanzspritzen Erlöse von über 6 Mrd CHF. Die Grossbank braucht das Geld aus zwei Gründen: Erstens um das harte Kernkapital zu stärken. Bisher hatte die Credit Suisse eine relativ schwache Kapitalausstattung. Mit dem zusätzlichen Geld sollen auch künftig die Eigenkapitalvorschriften der Aufsichtsbehörden erfüllt werden können. Zweitens braucht die Bank das Geld, weil Thiam die Credit Suisse umfassend reformieren will: Die Investmentbank wird verkleinert, unprofitable Geschäftsbereiche werden verkauft, zudem wird gespart. In der Schweiz, London und den USA werden Stellen abgebaut. Dieser Umbau kostet, zumal nicht nur gespart, sondern auch investiert werden soll.
Thiam betonte am Mittwoch erneut, dass aus seiner Sicht reine Kostensenkungen ohne langfristige Investitionen zum Scheitern verurteilt seien. 1,5 Mrd CHF seien daher verbindlich für Investitionen in das Wachstum vorgemerkt.
VRP Rohner bekräftigt Dividendenpolitik
Derweil bekräftigte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner erneut die Dividendenpolitik der Grossbank. Im Einklang mit den strategischen Plänen würden wachsende Dividenden angestrebt und nicht sinkende, sagte er. Ein Kleinaktionär hatte die Sorge ausgedrückt, ob künftig unter anderem auch angesichts der Verwässerung aus den angekündigten Kapitalerhöhungen eine geringere Ausschüttung zu erwarten sei.
Im Oktober war gesagt geworden, dass die Ausschüttung von mindestens 70 Rappen je Aktie oder von mindestens 40% des über einen Zeitraum von fünf Jahren generierten frei verfügbaren betrieblichen Kapitals fortgesetzt werden soll. Als Teilziel der neuen Strategie sollen bis 2020 23 bis 25 Mrd CHF an frei verfügbarem betrieblichem Kapital generiert werden.
Zunächst müssen sich die Aktionäre wohl eher mit einer stabilen Dividende zufrieden geben. Für 2015 gebe es noch keinen Beschluss, so Rohner. «Nach der heutigen Erkenntnislage» gehe er aber davon aus, «dass wir bis zur Erreichung der entsprechenden Leverage Ratio und CET-1-Ratio des Kapitals eine Wahldividende von 70 Rappen in Aussicht nehmen».
An der Börse legten die CS-Aktien im Rahmen des Gesamtmarktes mit 0,20% moderat zu. (awp/mc/pg)