Schweizer CEO nicht mehr Topverdiener in Europa
Die Schweiz liegt bei CEO-Löhnen neu knapp hinter Spanien.
Zürich – Die CEO von Schweizer Firmen führen die Lohnliste der 100 grössten Unternehmen Europas nicht mehr an und liegen knapp hinter Spanien, gefolgt von Grossbritannien. Zu diesem Ergebnis kommt die Towers-Watson-Studie „CEO Pay in the Eurotop 100“. Die zehn vertretenen Schweizer Unternehmen vergüteten ihre CEO 2014 im Median mit rund EUR 7 Mio. etwa 14% weniger als im Vorjahr. Die Vergütungshöhen sind jedoch stark von der Branche und Grösse der Firmen abhängig.
Die Gesamtdirektvergütung der Eurotop 100 bleibt im Jahr 2014 mit EUR 5.4 Mio. im Median konstant. Dazu gehören das Grundgehalt, die für 2014 ausbezahlte kurzfristige variable und aufgeschobene variable Vergütung sowie die 2014 gewährte langfristige variable Vergütung. Einzeln betrachtet steigt die Grundvergütung im Median um knapp 6% an, wobei 36% der europäischen Top-Unternehmen gegenüber dem Vorjahr Anpassungen vorgenommen haben. Die ausbezahlten Boni sind von 115% auf 100% der Grundvergütung in 2014 gefallen und auch die Werte der langfristig variablen Vergütung („Long-Term Incentive“-Pläne, LTI) liegen mit 119% der Grundvergütung unter Vorjahresniveau.
Spanien überholt die Schweiz
Insgesamt ist das Niveau der durchschnittlichen Gesamtdirektvergütungshöhen der Top-4-Länder im Vergleich zu den vier Ländern mit den niedrigsten Vergütungen mehr als doppelt so hoch. Während den CEO der zehn grössten Schweizer Unternehmen 2013 europaweit noch die höchsten Löhne ausbezahlt worden waren, wurden sie trotz gleich bleibender Bezahlung von EUR 7.0 Mio. von Spanien überholt (EUR 7.2 Mio.). Olaf Lang, Leiter des Beratungsbereiches „Talent & Rewards“ bei Towers Watson in Zürich, erklärt die Gründe dazu: „In den untersuchten Ländern ist der Anteil der Basislöhne gestiegen und die langfristig variable Vergütungen zurückgegangen, ausser in Spanien war der umgekehrte Trend zu beobachten. Diese risikoreichere Vergütung hat sich 2014 für die spanischen CEO ausbezahlt.“
Vergütungsstrukturen variieren deutlich
Die statistische Auswertung der Gesamtdirektvergütungshöhen zeigt, dass die Schweiz nahe an den europäischen Top-Niveaus liegt. Fünf der in der Eurotop 100 aufgeführten Schweizer Unternehmen belegen Plätze unter den ersten 20. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Vergütungsstrukturen. „Die Firmen in den Ländern mit den höchsten Gesamtdirektvergütungen, dazu gehört auch die Schweiz, handeln prinzipiell risikoreicher als beispielsweise in Skandinavien oder Italien“, sagt Olaf Lang.
Bei den Eurotop-100-Unternehmen aus Deutschland und Grossbritannien beträgt der Anteil der fixen Vergütung weniger als 30% der Gesamtdirektvergütung und auch in der Schweiz ist sie mit 32% vergleichsweise niedrig. Dafür liegen die langfristig variablen Vergütungen in Grossbritannien mit einem Anteil von 50% und in der Schweiz mit 44% am höchsten in Europa. Nahezu 60% der untersuchten Schweizer Firmen schreiben eine langfristige variable Vergütung vor.
Die Länder-Unterschiede resultieren aus den stark differierenden Unternehmensgrössen, der unterschiedlichen Branchenzugehörigkeit, den verschiedenen Geschäftsmodellen, aber auch die jeweiligen Ländermärkte spielen eine Rolle. Werden zum Vergleich die Vergütungshöhen in den einzelnen Hauptindizes der verschiedenen Länder betrachtet, so zeigt sich ein anderes Bild. Sowohl unter den Eurotop 100 als auch unter den SLI-Unternehmen gehören die Öl- und Gasindustrie, Pharma- und Konsumgüterunternehmen nach wie vor zu den Spitzenreitern in den Gesamtdirektvergütungshöhen. Niedriger fallen die Vorstandsgehälter in der Schweiz bei Industrie- und Technologiekonzernen aus.
Ausgestaltung der Systeme nähert sich an
Die Auszahlungshöhen der variablen Vergütungssysteme basieren auf dem finanziellen Erfolg der Unternehmen. Zur Ermittlung der Bonuszahlungen verwenden unter den europäischen Top-Unternehmen mittlerweile 70% der Unternehmen Gewinngrössen. „Trotzdem liegt auch die Berücksichtigung individueller Komponenten im Trend. So vereinbaren bereits 55% der Eurotop-100-Unternehmen individuelle Ziele, bei fast 80% der Unternehmen werden nicht-finanzielle Ziele zumindest mitberücksichtigt“, erklärt Stephanie Schmelter, Manager Board & Executive Compensation bei Towers Watson.
Europaweit einheitliche Themenentwicklung seitens Governance und Investoren lassen die Vergütungsstrukturen und -systeme börsenkotierter Gesellschaften näher zusammenrücken, schalten sie aber nicht gleich. Regulatorische Eingriffe können landesspezifische Ausgestaltungen zusätzlich verstärken. Derzeit werden noch immer kontroverse Diskussionen über die geplante Stärkung der Aktionärsrechte in Vergütungsfragen geführt. Ein Entscheid ist allerdings noch ausstehend. (Towers Watson/mc/ps)
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie „CEO Pay in the Eurotop 100“ untersucht die Vergütung der Vorstandsvorsitzenden der einhundert nach Marktkapitalisierung grössten, im FTSE Eurotop 100 gelisteten Unternehmen in Europa. Der 2015er Report ist der dritte in Folge und berücksichtigt die 96 Blue Chips, die ihre Gehaltsdaten per 31. Juli 2015 veröffentlicht hatten. In die Auswertung wurden nur Unternehmen einbezogen, deren Vorstandsvorsitzende 2014 ganzjährig im Amt waren. Im Schnitt lag die Marktkapitalisierung der Eurotop-100-Unternehmen am 31. Juli 2015 bei 48,8 Mrd. EUR, ein Anstieg von 12,9% gegenüber dem Vorjahresstichtag.
Untersuchte Schweizer Unternehmen
ABB, Crédit Suisse, Nestlé, Novartis, Richemont, Roche, Swiss Re, Syngenta, UBS, Zurich